Frederik Pohl (2008)

Frederik George Pohl, Jr. (* 26. November 1919 in New York City; † 2. September 2013 in Palatine, Illinois) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-Autor und -Herausgeber.

Leben und Werk

Pohl (Mitte) mit Donald A. Wollheim und John B. Michel, circa 1938

Pohl wurde 1919 in Brooklyn, NYC, geboren. Schon in jungen Jahren musste er mehrmals umziehen. Sein Vater arbeitete an verschiedenen Stellen, Pohl lebte daher in Texas, Kalifornien, New Mexico und in der Nähe des Panamakanals. Als Pohl etwa sieben Jahre alt war, zog die Familie wieder nach Brooklyn. Er besuchte dort die gut angesehene Brooklyn Technical High School, musste aber während der Weltwirtschaftskrise mit vierzehn Jahren die Schule abbrechen, um arbeiten zu gehen. Noch während seiner Teenagerzeit schloss er eine lebenslange Freundschaft mit Isaac Asimov, der wie er der New Yorker Science-Fiction-Fangruppe der Futurians angehörte.

Im Jahr 1936 schloss sich Pohl einer kommunistischen Gruppe namens Young Communist League an und wurde später Vorsitzender der Ortsgruppe in Brooklyn. Es wird manchmal behauptet, dass die Vorsitzenden der Gruppe ihn wieder aus der Gruppe herausgedrängt hätten, da sie befürchteten, dass das Gedankengut der Science-Fiction die Jugend verderbe. Pohl selber sagte, dass er die Parteilinie nach dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939 nicht länger unterstützen konnte und deshalb freiwillig gegangen sei.

Sein erster Text, ein Gedicht, ist im Jahre 1937 in der Science-Fiction-Zeitschrift Amazing Stories unter dem Pseudonym Elton V. Andrews erschienen.

Von 1939 bis 1943 war Pohl Herausgeber zweier Pulp-Magazine – der Astonishing Stories und der Super Science Stories.[1] In seiner Biografie schreibt Pohl jedoch, dass er seine Mitarbeit etwa zur Zeit der deutschen Invasion der Sowjetunion im Jahr 1941 einstellte.

Vom April 1943 bis zum November 1945 diente Pohl als Meteorologe in der US Army und wurde bis zum Sergeant befördert. Nach seiner Ausbildung in Illinois, Oklahoma und Colorado war er hauptsächlich in Italien stationiert.

Pohl begann seine Karriere als Buchhändler und -agent im Jahr 1937, es stellte jedoch nur einen Nebenberuf dar, bis er nach dem Krieg hauptberuflich in diesem Gewerbe arbeitete. Er resümierte, dass er wohl „über die Hälfte aller erfolgreicher Science-Fiction-Autoren verkaufte“ („representing more than half the successful writers in science fiction“). Für kurze Zeit war er der einzige Agent, den Asimov je hatte. Mit Beginn der 1950er Jahre ging seine Firma jedoch bankrott.

Er arbeitete daraufhin mit seinem Freund Cyril M. Kornbluth (ebenfalls Mitglied der Futurians) an verschiedenen Kurzgeschichten und Romanen. Darunter war ein Roman, der von einer Welt handelt, die von Werbefirmen regiert wird, The Space Merchants (den daran anknüpfenden Roman The Merchants' War schrieb Pohl allein, da Kornbluth mittlerweile verstorben war). Dieser Roman ist nicht zu verwechseln mit Pohls The Merchants of Venus von 1972, der den Turbokapitalismus kritisiert und zum ersten Mal die Hitschi einführt, die in der Gateway-Trilogie noch eine Rolle spielen.

Eine Anzahl von Pohls Kurzgeschichten werfen einen satirischen Blick auf das Konsumverhalten und die Werbung der 1950er und 1960er: The Wizard of Pung's Corners handelt von komplexer militärischer Hardware, die gegen Bauern mit Schrotflinten wehrlos ist. In The Tunnel Under the World wird ein ganzes Dorf für Marktforschungszwecke gefangen gehalten.

Von den späten 1950ern bis 1969 war Pohl Herausgeber der Zeitschriften Galaxy und If. Unter seiner Leitung gewann If den Hugo Award für das Beste professionelle Magazin in den Jahren 1966, 1967 und 1968. Als seine Assistentin bei beiden Magazinen wirkte Judy-Lynn del Rey.

Mitte der 1970er kaufte und edierte Pohl Romane für den Verlag Bantam Books, die unter dem Titel Frederik Pohl Selections veröffentlicht wurden. Die bekanntesten waren Samuel R. Delanys Dhalgren und The Female Man von Joanna Russ. Etwa zur selben Zeit schrieb Pohl auch selber Bücher, so zum Beispiel Man Plus und die Bücher der Gateway-Reihe. Er gewann den Nebula Award für Man Plus (1976), und im Folgejahr erneut mit dem ersten Gateway-Roman Gateway (1977). Gateway gewann außerdem den Hugo Award, den Locus Award und den John W. Campbell Memorial Award als bester Roman 1978, und vereinte damit alle wichtigen Genre-Preise auf sich. Zwei seiner Kurzgeschichten waren ebenfalls erfolgreich: The Meeting (mit Cyril M. Kornbluth) gewann den Hugo Award im Jahr 1973, und einen erneuten Hugo gewann Fermi and Frost von 1986. Ein weiterer erwähnenswerter Roman ist Jem, der den National Book Award gewann.

Im September 2005 publizierte Pohl den Roman Generations. Seit November 2006 schrieb er an einem Roman, der von Arthur C. Clarke begonnen wurde. Dieses Buch mit dem Titel The Last Theorem wurde 2008 veröffentlicht, wenige Monate nach dem Tod von Arthur C. Clarke.

Pohls Werke umfassen nicht nur Science-Fiction, sondern auch Artikel für die Magazine Playboy und Family Circle. Zeitweise war er verantwortlich für die Einträge zu Kaiser Tiberius in der Encyclopædia Britannica.

Pohl war von den 1950ern bis in die 1970er Jahre ein regelmäßiger Gast in der Radiosendung von Long John Nebel. Außerdem war Pohl der achte Präsident der Science Fiction and Fantasy Writers of America, ein Posten, den er 1974 antrat.

Pohl war mehrere Male verheiratet. Seine erste Frau, Leslie Perri, war ebenfalls Mitglied der Futurians, sie heirateten im August 1940, ließen sich aber noch während des Krieges scheiden. Pohl heiratete daraufhin Dorothy LesTina in Paris im August 1945. Beide waren zu dieser Zeit mit der amerikanischen Armee in Europa stationiert. 1948 heiratete er wieder, diesmal Judith Merril, mit der er eine Tochter, Ann, bekam. Merril und Pohl ließen sich 1953 scheiden. Von 1953 bis 1982 war Pohl mit Carol Metcal Ulf verheiratet. Seit 1984 war er mit Elizabeth Anne Hull, einer graduierten Science-Fiction-Expertin, verheiratet. Pohl lebte in Red Bank, New Jersey, das nahe bei New York City liegt, und zuletzt in Palatine, Illinois.

Pohl ist der Großvater der Autorin Emily Pohl-Weary.

Am 2. September 2013 starb er im Alter von 93 Jahren.[2]

Auszeichnungen

Mit dem Roman Man Plus (1976) gewann er den Nebula Award, und mit dem Roman Gateway (1977, siehe Gateway-Trilogie) den Nebula- und den Hugo Award, den Locus Award, den John W. Campbell Award und den Prix Tour-Apollo.

Pohl ist einer der am häufigsten ausgezeichneten Science-Fiction-Autoren. Er gewann insgesamt sechsmal den Hugo Award (als einziger als Herausgeber und Autor), dreimal den Nebula Award (inklusive des Grand Master für sein Lebenswerk), dreimal den Locus Award, und zweimal den John W. Campbell Memorial Award, neben anderen. Weitere Auszeichnungen bekam er für sein Wirken außerhalb der Science-Fiction, unter anderem den United Nations Society of Writers Award.

2011 wurde auf Vorschlag von David Brin der Asteroid (12284) Pohl nach Frederik Pohl benannt.

Hugo Award

  • 1966–1968 If, Bestes professionelles Science-Fiction-Magazin
  • 1973 The Meeting, Beste Kurzgeschichte (zusammen mit Cyril M. Kornbluth)
  • 1978 Gateway (dt.: Gateway), Bester Roman
  • 1986 Fermi and Frost (dt.: Fermi und Frost), Beste Kurzgeschichte

Nebula Award

  • 1977 Man Plus (dt.: Der Plus-Mensch), Bester Roman
  • 1978 Gateway (dt.: Gateway), Bester Roman

Locus Award

  • 1973 The Gold at the Starbow's End (dt.: Jenseits der Sonne), Beste Novelle
  • 1978 Gateway (dt.: Gateway), Bester Science-Fiction-Roman
  • 1979 The Way the Future Was: A Memoir, Bestes Sachbuch

John W. Campbell Memorial Award

  • 1978 Gateway (dt.: Gateway)
  • 1985 The Years of the City (dt.: Supercity)

Weitere Auszeichnungen:

Bibliographie

Serien und Zyklen

Die Serien sind nach dem Erscheinungsjahr des ersten Teils geordnet.

The Space Merchants
  • The Space Merchants (1952) (mit Cyril M. Kornbluth)
  • The Merchant’s War (1984)
Jim Eden/Undersea Trilogy

(mit Jack Williamson)

  • Undersea Quest (1954)
    • Deutsch: Duell in der Tiefe. Pabel, 1978.
  • Undersea Fleet (1956)
    • Deutsch: Städte unter dem Ozean. Pabel, 1960.
  • Undersea City (1958)
    • Deutsch: Alarm in der Tiefsee. Moewig, 1961.
Starchild

(mit Jack Williamson)

  • The Reefs of Space (1964)
    • Deutsch: Riffe im All. Moewig, 1981.
  • Starchild (1965)
    • Deutsch: Der Sternengott. Moewig, 1968.
  • Rogue Star (1969)
    • Deutsch: Der Outsider-Stern. Pabel, 1976.
The Saga of Cuckoo

(mit Jack Williamson)

  • Farthest Star (1975)
    • Deutsch: Objekt Lambda. Pabel, 1978.
  • Wall Around a Star (1975)
Gateway-Zyklus
  • Gateway (1976)
  • Beyond the Blue Event Horizon (1980)
  • Heechee Rendezvous (1984)
  • The Annals of the Heechee (1987)
  • The Gateway Trip – Tales and Vignettes of the Heechee (1990)
  • The Boy Who Would Live Forever (2004)
Eschaton-Trilogie
  • The Other End of Time (1996)
  • The Siege of Eternity (1997)
  • The Far Shore of Time (1999)

Einzelromane

Storysammlungen

  • Alternating Currents (1956)
  • The Case Against Tomorrow (1957)
  • Tomorrow Times Seven (1959)
  • The Man Who Ate the World (1960)
  • Turn Left at Thursday (1961)
  • The Wonder Effect (1962) (mit Cyril M. Kornbluth)
  • The Abominable Earthman (1963)
  • Digits and Dastards (1966)
  • Day Million (1970)
  • The Gold at the Starbow’s End (1972)
  • The Best of Frederik Pohl (1975)
  • The Early Pohl (1976)
    • Deutsch: Lebe wohl, Erde. Pabel, 1980.
  • In the Problem Pit: And Other Stories (1976)
  • Critical Mass (1977) (mit Cyril M. Kornbluth)
  • Survival Kit (1979)
  • Before the Universe (1980) (mit Cyril M. Kornbluth)
  • Planets Three (1981)
  • Midas World (1983)
  • Pohlstars (1984)
  • Bipohl (1987)
  • Our Best: The Best of Frederik Pohl and C.M. Kornbluth (1987) (mit Cyril M. Kornbluth)
  • The Future Quartet: Earth in the Year 2042 (1994) (mit Ben Bova, Jerry Pournelle und Charles Sheffield)
  • Platinum Pohl (2001)

Stories

Als Herausgeber

  • Beyond the End of Time (1952)
  • Shadow of Tomorrow (1953)
  • Star Science Fiction Stories No. 1 (1953)
  • Star Science Fiction Stories No. 2 (1953)
  • Assignment in Tomorrow (1954)
  • Star Science Fiction Stories No. 3 (1954)
  • Star Science Fiction Stories No. 4 (1958)
  • Star Science Fiction Stories No. 5 (1959)
  • Star Science Fiction Stories No. 6 (1959)
  • The Expert Dreamers (1962)
  • Star Short Novels (1963)
  • The Eleventh Galaxy Reader (1964)
  • The Eighth Galaxy Reader (1965)
  • Worlds of If 116 (1967)
  • Star Fourteen (1968)
  • Worlds of If 128 (1968)
  • Worlds of If 129 (1969)
  • Nightmare Age (1970)
  • Best Science Fiction for 1972 (1972)
  • Jupiter (1973) (mit Carol Pohl)
  • Science Fiction. The Great Years (1973) (mit Carol Pohl)
  • Science Fiction. The Great Years, Volume Two (1974) (mit Carol Pohl)
  • The Science Fiction Roll of Honor (1975)
  • Science Fiction Discoveries (1976) (mit Carol Pohl)
  • Science Fiction of the 40s (1978) (mit Damon Knight)
  • Galaxy. Thirty Years of Innovative Science Fiction (1979)
  • Great Science Fiction Series. Stories from the Best of the Science Fiction Series from 1944 to 1980 by All-Time Favorite Writers (1980)
  • Galaxy 2 (1981)
  • Yesterday’s Tomorrows: Favorite Stories from Forty Years As a Science Fiction Editor (1987)
  • Worlds of If: A Retrospective Anthology (mit Martin H. Greenberg und Joseph Olander)
  • Science Fiction from China (1989)
  • The SFWA Grand Masters, Volume 2 (1992)
  • The SFWA Grand Masters, Volume 3 (1996)
  • The SFWA Grand Masters (1999)
Deutsche Zusammenstellungen
(Auswahl aus Star Science Fiction Stories)

Sachbücher

  • Practical Politics (1971)
  • The Viking Settlements of North America (1972)
  • The Way the Future Was: A Memoir (1978)
  • Science Fiction Studies in Film (1980)
  • New Visions. A Collection of Modern Science Fiction Art (1982)
  • Our Angry Earth (1981) (mit Isaac Asimov)
  • Prince Henry Sinclair: His Expedition to the New World in 1398 (1995)
  • Chasing Science: Science as Spectator Sport (1995)

Literatur

Biographien und Monographien
  • Thomas D. Clareson: Frederik Pohl. Starmont reader’s guide. Tarmont House, Mercer Island, Washington 1987, ISBN 0-930261-33-X.
  • Michael R. Page: Frederik Pohl . University of Illinois Press, Urbana 2015, ISBN 978-0-252-03965-2.
  • Phil Stephensen-Payne: Frederik Pohl, Merchant of Excellence. A Working Bibliography. 2 Bde. Leeds 1989, ISBN 978-1-871133-09-7.
Artikel
  • Albrecht Fritzsche: Der zweifelhafte Reiz, Bücher zu Filmen zu schreiben. Frederik Pohl, oder Wie man als Schriftsteller seinen Lebensunterhalt verdient. In: Die Welten der Science Fiction. 15 Annäherungen an das erfolgreichste Genre unserer Zeit. Corian-Verlag Meitingen, 1988, ISBN 3-89048-313-5.
Lexika

Einzelnachweise

  1. Frederik Pohl: Chasing Science, Locus Online, Oktober 2000, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  2. Frederik Pohl, Worldly-Wise Master of Science Fiction, Dies at 93, The New York Times, 3. September 2013
  3. In: Charlotte Winheller (Hrsg., Übersetzerin): Heimkehr zu den Sternen, Taschenbuch Nr. 236, Heyne, München. 1963.
  4. In: Kurt Mahr: Abteilung III greift ein, Perry Rhodan Nr. 102 (1. Auflage), Moewig, München. 1963.