Bild des Kernkraftwerks Nowoworonesch II (Zwei AES-2006 als Version 392M)

Das AES-2006 (russisch АЭС-2006, englisch NPP-2006) ist ein russischer Kernkraftwerkstyp der Generation „III+“, der von AtomENERGOPROEKT St. Petersburg und AtomENERGOPROEKT Moskau entworfen wurde. Beteiligt waren auch OKB Gidropress und das Kurtschatow-Institut für den thermohydraulischen und reaktorphysikalischen Teil. Das Projekt basiert auf den älteren Typen AES-91 und AES-92.[1] Ziel war eine verbesserte Sicherheit und Zuverlässigkeit mit optimierten Investitionen beim Kraftwerksbau.

Technische Eigenschaften

Zu einigen Anlagen sind zusammen mit Unternehmen aus dem Westen Joint-Ventures geplant.[2]

Im AES-2006 kommen die Reaktoren vom Typ WWER-1000/491[1] und WWER-1200/491 zum Einsatz.[3] Zudem besitzt das AES-2006 ein Doppelcontainment.

Die thermische Leistung beträgt 3200 MW, die Wärmeübertragung erfolgt mittels Wasser-Borsäure-Gemisch unter einem Druck von 16,2 MPa. Vier horizontale Dampferzeuger erzeugen je (1602 + 112) t/h gesättigten Trockendampf mit einem Druck von 7 MPa. Die Turbine, Eingangsdruck 6,8 MPa, besteht aus einer Hochdruckturbine und einer 4-stufigen Niederdruckturbine. Die elektrische Leistung wird mit 1189,8 MW angegeben. Die Kapazität (Nutzungsgrad) beträgt 92 %. Das Intervall zwischen den „Tankvorgängen“ ist bis zu 2 Jahren. Die nicht zum Austausch vorgesehenen Komponenten haben eine erwartete Lebensdauer von mindestens 60 Jahren.

Weitere Projektdetails

  • Passive Sicherheitssysteme kombiniert mit konventionellen aktiven Systemen.
  • Schutz vor Erdbeben, Hurrikanen, Tsunamis, Flugzeugabstürzen.
  • Doppelte Reaktorhülle
  • Kernfänger unterhalb des Reaktorbehälters
  • Passive Wärmeabfuhr
  • Erhöhte Lebensdauer von 60 Jahren, u. a. durch strengere Anforderungen an die chemische Zusammensetzung des Stahls zur Reduzierung von Versprödung durch kritische Temperaturen
  • Vergrößerter Durchmesser des Reaktorbehälters und Anzahl der Messstellen zur Bestandsaufnahme der aktuellen und zu erwartenden Gehäuseeigenschaften[4]

Weiterentwicklung des AES-2006

Das Projekt „WWER-TOI“ ist die nächste Entwicklungsstufe des AES-2006. Die Entwicklung der zukünftigen Kernenergie in Russland wird sich hauptsächlich auf die Entwicklung des „WWER-TOI“ stützen.

Als Materialbasis hält der AES-2006 her, da man sich auf die Erfahrungswerte der Industrie in Bezug auf frühere AKW-Projekte (Kernkraftwerk Nowoworonesch II) berufen kann. In diesem Projekt werden modernste Innovationen mit Druckwasserreaktorbauweise gepaart.

Projektteilnehmer

Standorte

In Russland wurde 2008 begonnen, erste Reaktoren vom Typ AES-2006 an den Standorten Nowoworonesch II und Leningrad II zu bauen. Weitere Reaktoren sollen an den Standorten Rostow, Sewersk, Twer, Kaliningrad (Neman) und Nischni Nowgorod folgen.[5]

Ein Reaktor sollte in Finnland gebaut werden.[6] Nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 im Februar 2022 erklärte die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin, dass das Projekt nicht fortgesetzt würde.[7]

Fertiggestellt (teilweise Übereinstimmung mit NPP-92)

Im Bau befindlich

Geplant

Abgebrochen

Einzelnachweise

  1. a b Jürgen Kraemer, Roland Richter. Die Entwicklung der Kernkraftwerkstechnik in Russland. atw – Internationale Zeitschrift für Kernenergie. 53. Jg. (2008) Heft 8/9. S. 520–525 (Onlineversion)
  2. Finanzen.net: First Nuclear Agreement for Alstom's Russian Joint Venture (englisch)
  3. Atomenergoproekt St. Petersburg: NPP-2006 with reactor VVER-1200/491@1@2Vorlage:Toter Link/www.reak.bme.hu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven) (PDF; 6,9 MB)
  4. ядерная энергетика - атомная отрасль России - ОАО атомэнергопром - АЭС-2006. In: www.atomenergoprom.ru. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2009; abgerufen am 26. März 2016.
  5. WNA - Nuclear Power in Russia (Memento vom 28. Juni 2009 im Internet Archive) (englisch)
  6. RIA Novosti: Rusatom Overseas und Fennovoima unterzeichnen Bauvertrag für AKW Hanhikivi 1, abgerufen am 15. September 2014
  7. Marin: Finland to break energy reliance on Russia “as soon as possible”. In: Helsinki Times, 2. März 2022. Abgerufen am 6. März 2022.