Klassifikation nach ICD-10
N48.3 Priapismus – Schmerzhafte Dauererektion
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Priapismus (latinisierte Form des griechischen πριαπισμός priapismós) oder Dauererektion wird eine schmerzhafte Erektion des Penis bezeichnet, die länger als zwei Stunden anhält und unbehandelt zu erektiler Dysfunktion führen kann. Eine möglichst sofortige Behandlung ist daher zur Vermeidung von Dauerschäden unbedingt erforderlich.

Die weibliche Entsprechung wird Klitorismus genannt (allerdings wird auch die bloße Hypertrophie der Klitoris so benannt).

Der Name ist vom griechischen Gott Priapos hergeleitet, dem Sohn der Aphrodite und des Dionysos, der als Fruchtbarkeitsgott bildlich mit übergroßem, erigiertem Penis dargestellt wurde.

Beim Priapismus sind beide Penisschwellkörper steif, die Eichel und das corpus spongiosum jedoch schlaff. Diese Erektion ist schmerzhaft und mit keinem Lustgefühl verbunden. Wenn der Priapismus nicht behandelt wird, klingt die Erektion erst nach zwei bis drei Wochen spontan ab – in aller Regel sind die Schwellkörper des Penis dann jedoch fibrös umgewandelt, und die Erektionsfähigkeit des Penis ist verloren gegangen.

Formen

Es werden zwei Formen des Priapismus unterschieden:

Low-Flow-Typ
Er ist für etwa 90 % der Fälle von Priapismus verantwortlich. Bei dieser Form führt der verminderte Abfluss des venösen Blutes aus den Schwellkörpern (lat.: corpora cavernosa) des Penis zur verlängerten Versteifung.
High-Flow-Typ
Hierbei kommt es zu einer vermehrten Zufuhr von arteriellem Blut.

Der Low-Flow-Typ ist wesentlich gefährlicher als der High-Flow-Typ, da es hier zu einer Unterversorgung des glatten Muskelgefüges mit Sauerstoff kommt. Dauert die Unterversorgung zu lange, kommt es zu einem dauerhaften hypoxischen Schaden am Muskelgewebe.[1]

Ursachen

Eine Ursache lässt sich in mehr als der Hälfte der Fälle nicht angeben, in denen man deshalb von einem idiopathischen oder primären Priapismus spricht. 2008 haben Wissenschaftler der Universität von Texas in Houston durch Zufall herausgefunden, dass bei genetisch veränderten Mäusen, denen ein Enzym zum Abbau von Adenosin fehlte, die Geschlechtsteile dauerhaft erigiert waren. Dies weist darauf hin, dass der Mangel dieses Enzyms die Dauererektion verursacht.

Mögliche Ursachen der sekundären Form sind:

Therapie

Es handelt sich beim Priapismus um einen Notfall, der entsprechend rasch nach einem Stufenplan behandelt werden muss. Zunächst muss versucht werden, möglichst viel Blut aus den Schwellkörpern abzuziehen. Konservative Therapie stellt körperliche Bewegung bzw. Muskelarbeit dar. Führt das zu keinem Erfolg, werden alpha-adrenerge Substanzen wie zum Beispiel Etilefrin unter fortlaufender Blutdruckkontrolle in die Schwellkörper injiziert. Eine weitere Möglichkeit ist die Spülung des Corpus cavernosum mit einer stark verdünnten Adrenalinlösung.[1] Schließlich kommen auch operative Methoden in Betracht. Eine entsprechende Schmerztherapie muss immer durchgeführt werden.

Der Priapismus sollte am besten in der urologischen Notfallambulanz einer Klinik behandelt werden.[1] Bei fachgerechter Therapie innerhalb von höchstens zwölf (besser vier bis sechs[1]) Stunden kann in bis zu 90 % der Fälle eine dauerhafte Erektionsstörung verhindert werden.

Spätfolgen

Als Spätfolgen können (besonders infolge zu später Behandlung) Penisdeviation, Erektionsverlust und manchmal sogar Gangrän auftreten.[4]

Wiktionary: Priapismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellenangaben

  1. a b c d Titel 24.4 in Brigitte Woggon: Behandlung mit Psychopharmaka. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2005. © Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern 1998/2005. ISBN 3-456-83538-8
  2. Toxinfo-Datenbank-Eintrag zu Latrodectus sp. der Toxikologischen Abteilung am Klinikum rechts der Isar, München
  3. FDA Drug Safety Communication: FDA warns of rare risk of long-lasting erections in males taking methylphenidate ADHD medications and has approved label changes. (PDF; 108 kB) Safety Announcement. U.S. Food and Drug Administration (FDA), 17. Dezember 2013, abgerufen am 11. April 2015 (englisch).
  4. Vgl. Roche Lexikon Medizin, 4. Auflage, München 1999, S. 1366