Tukums (dt. Tuckum)
Wappen von Tukums
Tukums (Lettland)
Tukums (Lettland)
Basisdaten
Staat: Lettland Lettland
Verwaltungsbezirk: Tukuma novads
Koordinaten: 56° 58′ N, 23° 9′ OKoordinaten: 56° 58′ 0″ N, 23° 9′ 12″ O
Einwohner: 16.481 (1. Jan. 2022)
Fläche: 13,64 km²
Bevölkerungsdichte: 1.208 Einwohner je km²
Höhe: 206 m
Stadtrecht: seit 1795
Webseite: www.tukums.lv
Postleitzahl: 3101, 3102, 3104
Lutherische Kirche zur Heiligen Dreieinigkeit
Orthodoxe Kirche des Heiligen Nikolaus
Katholische Kirche St. Stephan

Tukums (Aussprache/?; deutsch Tuckum) ist eine Stadt in Lettland 66 km westlich von Riga. Im Jahre 2022 zählte Tukums 16.481 Einwohner.[1]

Geschichte

Der Ortsname, erstmals 1253 schriftlich erwähnt, stammt aus der livischen Sprache. Dieser Volksstamm besiedelte, vermischt mit den Kuren, das Gebiet im 13. Jahrhundert, als die Ritter des Schwertbrüderordens eintrafen. 1445 bestand ein durch Hakelwerk geschützter Marktflecken.[2] 1546 wurde die Reformation durchgeführt.[2]

Unter Kaiserin Katharina II. wurde Tuckum 1795 Kreisstadt. Es setzte wirtschaftlicher Aufschwung ein. 1863 zählte die Stadt 3398 Einwohner, darunter 1802 Juden (= 53 %), 970 Deutschbalten, 492 Letten, 114 Russen oder Weißrussen und 20 Angehörige anderer Nationen. 1860 gab es gepflasterte Straßen und 1875 Straßenbeleuchtung. 1877 wurde die Eisenbahnlinie Riga–Tuckum mit dem heutigen Bahnhof Tukums I eröffnet, 1897 der Bahnhof Tukums II. Im Revolutionsjahr 1905 stellte die zionistische Bewegung Poale Zion eine Kampfgruppe zum Schutz der jüdischen Einwohner vor Pogromen auf; die Bundisten beteiligten sich an der lettischen Volksmiliz.[3] Während der Kämpfe und vor allem bei der grausamen Niederschlagung des Aufstandes durch russische Truppen kamen 120 Menschen zu Tode. Im Ersten Weltkrieg war Tukums von 1915 an deutsch besetzt. 1923 bekam die Stadt elektrischen Strom.

Im Zweiten Weltkrieg fanden im Herbst 1944 bei Tukums schwere Kämpfe statt, als Einheiten der Wehrmacht die Verbindungen zur östlich stehenden Heeresgruppe Nord freikämpften. 1945 war Tukums Teil des Kurland-Kessels.

In der sowjetischen Zeit blieb Tukums ein Kreiszentrum. Die Stadt beherbergte einen Luftwaffenstützpunkt der Roten Armee.

Wappen

Beschreibung: In Silber ein grüner Berg mit drei grünen Tannen.

Bauwerke und Sehenswürdigkeiten

  • Burgturm, ältestes Gebäude der Stadt, Überrest der Ordensburg Tuckum des Livländischen Ordens, errichtet Anfang des 14. Jahrhunderts, seit 1995 Stadtmuseum
  • Evangelisch-lutherische Dreifaltigkeitskirche, 1644 erbaut
  • Orthodoxe Kirche St. Nikolaus, erbaut 1871
  • Katholische Kirche St. Stephan, von 1893 bis 1896 errichteter neugotischer Backsteinbau
  • Kunstmuseum Tukums, das älteste Kunstmuseum Lettlands außerhalb von Riga[4]
  • Profanierte Synagoge von 1866, nach dem Zweiten Weltkrieg umgebaut
  • Denkmal am Güterbahnhof zum Gedenken der Deportierten, die von dort 1941 und 1949, während der sowjetischen Besetzung Lettlands, verschleppt wurden, mit den in die Schienen eingravierten Namen der Deportationsorte
  • Herrenhaus Durben (Durbes muiža), erbaut im 18. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert erweitert, jetzt vom Tukums-Museum genutzt

Bildungseinrichtungen

In der Stadt gibt es eine Hochschule, ein Gymnasium, zwei Mittelschulen, eine Abendschule, drei Grundschulen, eine Kunstschule, eine Musikschule und eine Sportschule.

Söhne und Töchter der Stadt

Partnerstädte

Tukums unterhält mit folgenden Städten und Orten eine Städtepartnerschaft[5]:

Bezirk Tukums

2009 schloss sich die Stadt mit 10 umliegenden Gemeinden des ehemaligen Landkreises zu einem Verwaltungsbezirk (Tukuma novads) zusammen. (Siehe auch: Verwaltungsgliederung Lettlands) 2010 waren 33.396 Einwohner gemeldet.

Literatur

Commons: Tukums – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Urban and rural population in regions, cities, municipalities, towns and rural territories . Central Statistical Bureau of Latvia, abgerufen am 20. Juni 2023.
  2. a b Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Lettland (Südlivland und Kurland) (= Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2). Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 651.
  3. Svetlana Bogojavlenska: Die jüdische Gesellschaft in Kurland und Riga, 1795–1915. Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-77128-5, S. 130.
  4. Tukuma Mākslas muzejs, abgerufen am 4. Januar 2021.
  5. Tukums Website – twinning-partners