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Tom Segev (hebräisch תּוֹם שֶׂגֶב; * 1. März 1945 in Jerusalem, Britisch-Palästina, als Thomas Schwerin)[1] ist ein israelischer Historiker und Journalist. Er wird der losen Gruppe „Neue Historiker“ zugeordnet, die mit einer Neubewertung der Geschichte des Zionismus und des Landes Israel begonnen haben.
Segevs Eltern, beide Kommunisten und Atheisten, flohen 1933 aus Deutschland und ließen sich im August 1935 in Palästina nieder. Sein Vater Heinz Schwerin war Architekt jüdischer Abstammung, seine Mutter Ricarda Schwerin (geborene Meltzer) war Fotografin. Sie hatten sich als Studenten am Bauhaus Dessau kennengelernt, dessen Leitung sie jedoch 1932 wegen „kommunistischer Umtriebe“ der Schule verwiesen hatte. Heinz Schwerin starb 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg als Kämpfer der Hagana an den Folgen eines Sturzes. Segevs Schwester ist die 1941 geborene Architektin und ehemalige Bundestagsabgeordnete Jutta Schwerin.[2]
Nach dem Tod ihres Mannes lebte Ricarda Schwerin mit ihren beiden Kindern in dem von Conrad Schick erbauten Taborhaus – nach Segev bis heute „eines der stattlichsten Häuser“ von Jerusalem.[3]:S. 79 f Einer der ersten Untermieter der Familie Schwerin war der Journalist Gabriel Stern, der für Segev zu einer lebenslangen Bezugsperson wurde und dessen Weg zum Journalismus sehr beeinflusst hat.[3]:S. 124 f
Tom Segev studierte Geschichte und Politikwissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem und wurde an der Boston University mit einer Arbeit über die KZ-Kommandanten promoviert. Während seines Studiums war Segev „Chefredakteur der führenden Studentenzeitung Israels“, der Nitzotz,[3]:S. 176 und kurz nach dem Sechstagekrieg verhalf Gabriel Stern Segev zu einer Anstellung bei der Zeitung Al Hamishmar,[3]:S. 181 für die Stern selber arbeitete. Für Segev war es die erste professionelle Journalistenstelle.
In den 1970er Jahren war er in Bonn als Deutschlandkorrespondent für die israelische Tageszeitung Maʿariv tätig. Segev ist heute Kolumnist für HaAretz, eine der bedeutenden israelischen Zeitungen, und hat mehrere Bücher veröffentlicht, mit denen er international bekannt wurde.
Insbesondere sein Buch Die siebte Million, in dem sich Segev mit den Juden in Palästina zur Zeit des Zweiten Weltkrieges befasst, wurde kontrovers diskutiert. Zentrales Thema ist Segevs These, dass die Juden in Palästina mehr an der Schaffung ihres eigenen Staates interessiert waren als an der Rettung europäischer Juden. Dies und seine Kritik an David Ben-Gurion lösten in Israel scharfe Reaktionen aus.
In seiner Studie Es war einmal ein Palästina arbeitet er die Geschichte Palästinas unter britischer Herrschaft auf. Er zeigt, dass jüdischer und arabischer Nationalismus in jener Zeit zwangsläufig dazu führten, dass die beiden Gruppen nicht konfliktfrei miteinander leben konnten. Er weist zudem auf eine prozionistische Haltung der Mandatsmacht Großbritannien hin, wie sie in der gängigen Literatur eher unterbewertet wurde. Die arabisch-palästinensischen Nationalisten hätten laut Segev den Fehler gemacht, sich aus dem Verdruss über die vermeintliche Ungleichbehandlung der Briten heraus auf die vollständige Ablehnung jeder Kooperation mit den Zionisten zu versteifen und sich im Vorfeld des Endes der britischen Mandatszeit auf die Hilfe der arabischen Nachbarstaaten zu verlassen, was sie schließlich einen unabhängigen Staat kostete. Der kanadische Judaist Derek Jonathan Penslar schreibt, Segev zeichne in dem Buch ein nostalgisches[4] Bild der Mandatszeit.
In seinem Buch 1967 befasst sich Segev mit dem Sechstagekrieg. Es erschien 2007 auf Deutsch. Hier lautet seine Kernthese, dass für Israel im Vorfeld des Krieges aus rein militärischen Gesichtspunkten keine existenzielle Bedrohung bestanden habe. Auch zweifelt Segev daran, dass die arabischen Nachbarn Israel wirklich angegriffen hätten. Jedoch habe es in weiten Teilen der israelischen Gesellschaft eine große Angst vor der Vernichtung gegeben, die durch die Drohungen und den militärischen Aufmarsch Ägyptens und Syriens hervorgerufen worden sei. Dies habe den politischen Druck auf die damalige Regierung so stark erhöht, dass schließlich ein Präventivangriff durchgeführt wurde. Der Angriff der jordanischen Armee auf Westjerusalem habe Israel einen willkommenen Grund geliefert, Ostjerusalem zu erobern. Die Besetzung Ostjerusalems sei zwar politisch nicht konkret geplant, jedoch stets herbeigesehnt worden.
(in deutscher Übersetzung)
Zeitschriftenbeiträge Segev schreibt regelmäßig im Aufbau, Zürich, mit bislang sieben Beiträgen seit 2006, z. B.:
Interviews
Personendaten | |
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NAME | Segev, Tom |
ALTERNATIVNAMEN | Schwerin, Tom |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Historiker und Journalist |
GEBURTSDATUM | 1. März 1945 |
GEBURTSORT | Jerusalem |