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Behaartes Lammfell beziehungsweise Schaffell sowie die daraus hergestellten Produkte werden als Handelsware vertrieben. Seit etwa 10.000 Jahren werden Hausschafe zur Lammfleisch-, Schafsmilch- und Fellgewinnung gehalten, damit sind sie wahrscheinlich die ältesten Nutztiere. Die Nutzung der Schafswolle begann vor etwa 3000 Jahren. Mit Millionen jährlich anfallender Felle sind sie die wichtigsten domestizierten Pelzlieferanten.
Der Weltbestand an Schafen wird von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) auf etwa 1,8 Milliarden geschätzt.[1] Die meisten Felle werden jedoch nicht für Pelzzwecke genutzt, sondern gehen in die Lederindustrie. Die Felle von Wildschafen werden praktisch nicht verwendet.[2]
Das Schaffell war immer vor allem die wärmende Bekleidung für die einfachen Bevölkerungsschichten. Bereits im frühen Mittelalter galt es, trotz oder vielleicht sogar wegen der großen Haltbarkeit des Haares, als weniger wertvoller Pelz „nur für die niedrige Geistlichkeit und den Bauernstand“. Überhaupt war der Lammpelz besonders bei der Landbevölkerung verbreitet.[3] Es gibt Lammfelle von außerordentlicher Verschiedenheit und unterschiedlichem Handelswert. Durch diese Vielfalt, ihr ausreichendes Vorhandensein, wegen der großen Strapazierfähigkeit und der vielfältigen Möglichkeiten der Fellveredlung (Scheren, Färben, Bedrucken, Veloutieren, Nappieren) gehören Lammfelle heute zu den begehrtesten Fellarten für die Konfektion überhaupt.
Folgt man einer im Jahr 2014 veröffentlichten Studie an 3000 neugeborenen Kindern, so sollen Kinder, die auf einem Tierfell geschlafen haben, zu 80 Prozent weniger an Asthma erkrankt sein. Bei den Fellen dürfte es sich um die üblicherweise fast ausschließlich dafür verwendeten Schaffelle gehandelt haben. Noch im Alter von zehn Jahren waren diese Unterschiede messbar, in diesem Alter waren es 41 Prozent. Anhand früherer Forschungen wurde dies auf bisher nicht spezifizierte Mikroben zurückgeführt, die man in den Fellen vermutet. Die Studie wurde vom Helmholtz Zentrum München der Non-Profit-Gesellschaft European Respiratory Society durchgeführt.[4]
Es werden vorrangig zwei große Gruppen unterschieden: die Haarschafe und die Wollschafe.
Von den Wollschafen wird ein kleiner Teil der Fellerzeugung zugeführt, die sogenannten Pelzschafe. Felle aller Altersstufen, so sie sich für Pelzzwecke eignen, werden traditionell in der Rauchwarenbranche ziemlich ausnahmslos als Lamm bezeichnet, besonders auch in verarbeitetem Zustand gegenüber dem Endverbraucher. Zeitweilig wurden tatsächlich in vielfach größerem Umfang wirkliche Lammfelle,[2] also die Felle sehr junger, oft nur wenige Tage oder Stunden alter Jungschafe zu Pelzen verarbeitet, der Anteil schwankt je nach Modeentwicklung. Den heutigen Ansprüchen bequemer Kleidung entsprechend haben neue Veredlungsmethoden die Felle ausgewachsener Schafe inzwischen dünnledrig, leicht und geschmeidig gemacht. Zurzeit nehmen großflächige Felle älterer Tiere einen höheren Anteil an der Lammfellbekleidung ein als noch bis etwa um 1990.
Bei den Fellen echter Lämmer unterscheidet der Pelzhandel zwischen gelockten, moirierten, geflammten und glatthaarigen Haarstrukturen, die jedoch nicht immer eindeutig gegeneinander abzugrenzen sind.[5]
Die meisten Rohfelle werden aufgeschnitten angeliefert, mit Kopf, Klauen (Beinen) ohne Hufe und dem Schwanz. Einzelne Herkommen kleiner Lammfelle, unter anderem aus Südfrankreich, Korsika und Sardinien, werden manchmal auch rund abgezogen; sie werden meist nach Gewicht gehandelt.[5]
Bezeichnungen nach dem Zeitpunkt der Schlachtung bzw. des Todes[2][5] | |
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Felle von Früh- und Totgeburten | |
vom ungemusterten Karakullamm | Galjak |
vom gemusterten Karakullamm | Breitschwanz |
von sonstigen Pelzlämmern | Galjak |
von Wollschaflämmern | Schmaschen |
Felle ein bis wenige Tage alter Lämmer | |
vom Karakullamm | Karakul oder Persianer |
von sonstigen Lämmern | Lammfell, z. B. Bagdadlammfell |
von Wollschafen, etwa einen Tag alt | Schmasche |
von Wollschafen, zwei bis vier Tage alt | Forsche |
von Wollschafen, 3 bis 6 Tage alt | Lamm(fell) |
Felle von bis mehrere Monate alten Tieren | |
werden bezeichnet als | Lamm(fell), z. B. Tibet, Slink, Merino usw. |
Felle ausgewachsener Schafe | |
werden bezeichnet als | Schaf(fell) |
Felle geschorener Schafe werden bezeichnet | |
ohne Bewollung, nur Lederware | Blöße |
wenig bewollt, zum weitaus größten Teil auch Lederware |
Scherling oder Shearling |
mit stärkerer Bewollung | Angewachsene |
mit dichterem Wollkleid | Kurzwollige |
Einteilung der Schafrassen nach Vliestyp Weltbestand (Prozentsätze Stand 1956)[9] | |
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Merinoschafe und Schafe im Merinotyp | 20 % |
Langwollrassen und Langwollkreuzungen | 20 % |
Kurzwollrassen und Kurzwollkreuzungen | 4 % |
Grobwollrassen (Teppichwollen) | 50 % |
Haarschafe | 6 % |
Die Begriffe Forsche, Blöße, Scherling, Angewachsene und Kurzwollige werden nur im Rauchwarenhandel verwendet.
Die Schafhaut ist im Sommer schwammiger als im Winter und ergibt deshalb ein weniger wertvolles Leder.[10] Mit zunehmendem Alter ändert sich die Haut- und Wollbeschaffenheit. Die Unterschiede treten im Allgemeinen erst mit zunehmendem Alter stärker in Erscheinung. Insbesondere bei der Veränderung der Wollfeinheit wird das Alter der Schafe in der Literatur als wichtiger Faktor betrachtet. Die Lammwolle ist feiner als die Schafwolle.[11]
An der Schulter ist die Wolle meist am feinsten. Es folgen Bauch und Rücken, während die Wolle an den Keulen fast durchweg am gröbsten ist. Als der wertvollste Teil des Schaffelles gilt das Kernstück (Croupon), bei dem Haarwuchs und Hautdicke am stärksten und gleichmäßigsten sind. Es beträgt etwa drei Viertel der Gesamtfläche eines Felles, bei guten Fellen mehr, bei schlechten weniger. Das verbleibende Viertel sind „abfällige“ Teile (Garnituren); gute Felle sind in den Seiten nur wenig abfällig.[12]
Ein wesentlicher Faktor für die Wertbestimmung eines Felles ist auch seine Größe. Während früher die Fläche mit dem Planimeter ermittelt wurde, geschieht dies heute industriell mit der Flächenmessmaschine. Die auf der Fellrückseite vermerkten Angaben erfolgen entweder in Quadratzentimetern oder in Quadratfuß, wobei 1 Quadratfuß zu 9,3 Quadratzentimeter gerechnet wird.[12]
Die nachfolgend angegebenen, vergleichenden Werte (Koeffizienten) sind das Ergebnis vergleichender Prüfung aller wichtigen Fellarten, also nicht nur der Schaf- und Lammfelle, durch Kürschner und Rauchwarenhändler in Bezug auf den Grad der offenbaren Abnutzung. Die Zahlen sind nicht eindeutig, zu den subjektiven Beobachtungen der Haltbarkeit in der Praxis kommen in jedem Einzelfall Beeinflussungen durch Gerbung und Veredlung sowie zahlreiche weitere Faktoren hinzu. Eine genauere Angabe könnte nur auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt werden. Die Einteilung erfolgte in Stufen von jeweils zehn Prozent. Die nach praktischer Erfahrung haltbarsten Fellarten wurden auf 100 Prozent gesetzt.[13]
Lammfell gehörte nie zu den Edelpelzen, sondern war ein Gebrauchspelz, insbesondere, aber nicht nur, der einfacheren, ländlichen Bevölkerungsschichten, wie Bauern und Hirten. Ein fürstliches Inventar aus dem 14. oder 15. Jahrhundert berichtet sogar von Pelzstrümpfen aus Lammfell für die Nacht.[14]
Im Jahr 1604 sah eine Willkür der Breslauer Kürschner vor, dass Pelzfutter nach bestimmten Maßen gefertigt werden müssen. Für ein Fuchsfutter war eine Weite von 5/4 und eine Länge von 2 Ellen erforderlich, während beim Schmaschenfutter das Ausmaß 4 Ellen in der Weite und 2 Ellen in der Länge betrug. Zur Kontrolle der Maße der nach Breslau eingeführten Futter kleinstädtischer Meister hatte deshalb der Breslauer Kürschner, dem solch „Schmoschenware“ von einem fremden Handwerksgenossen zum Kauf angeboten wurde, sie bei sich zu behalten und dem Oberältesten zur Schau zu melden; erst nach befundener Tüchtigkeit (Brauchbarkeit) durfte er sie dann zur Verarbeitung erwerben.[15]
Ein besonderes Beispiel für die Verwendung von Schaffell in zahlreichen Landestrachten ist beispielsweise ein für die spanische Tracht typisches kurzes Jäckchen aus Lammfell, das mit filigranen silbernen Knöpfen geschmückt ist.[16]
Um 1900 erfolgte die „Entdeckung“ des Bueno-Breitschwanzes, die Erkenntnis, dass bestimmte südamerikanische Fellrassen durch Scheren ein interessantes, breitschwanzähnliches Aussehen erhalten. Die von dem Rauchwarenveredler A. Herzog aus Markranstädt bei Leipzig auf den Markt gebrachten Felle wurden vom Handel zuerst mit Spott abgelehnt. Das Scheren erfolgte anfangs durch Familienangehörige noch mit der Schere, zum Teil auch durch den benachbarten Friseur. Erst viel später fand diese Neuheit ihre Anerkennung.[17]
Nach dem Zweiten Weltkrieg intensivierte sich die Verarbeitung der Schaf- und Lammfelle für die moderne Kleidung durch die Entwicklung synthetischer Waschmittel, da mit den bisherigen Seifen die Felle industriell nicht ausreichend sauber wurden. In vielen Fällen hatte auch die moderne, meist maschinelle Haarveredlung die Schaffelle für die Pelzveredlung erst verwendbar gemacht.[12]
Archäologische Funde von Bruchstücken von Tonfriesen aus 1939/40 in Uruk, im Zweistromland am Unterlauf des Euphrat, sind die ersten Belege, dass es etwa 2650 vor Christus gelockte Lämmer gegeben hat.[18] Aus der Zeit etwa 600 Jahre später gibt es Abbildungen von Herrscherkopfbedeckungen, die stilisiert Lockendarstellungen zeigen. Um 1400 v. Chr. entstand in Sendschirli, Kleinasien, das Relief eines Hethiter-Königs, an dessen Kappe und Mantelsaum senkrecht angeordnete Locken angebracht sind. Eine weitere archäologische Kenntnis von gelockten Lämmern stammt aus Persepolis (Südpersien). In der von Darius II. (522–586) begonnenen und von Xerxes I. beendeten Apadana des Palasts von Dareius I. sind Tributprozessionen, unter anderem wahrscheinlich aus Cilicien, zu sehen. Sie bringen neben anderem zugerichtete Tierhäute (Lammfelle), Wollschals und Böcke der Fettschwanzschafe, eine Rasse, deren Lämmer gelockt sind und dem heutigen Karakulschaf sehr ähnlich sehen. Als einzige pelzgeschmückte Figur wurde in Persopolis die Tonskulptur eines unbekannten Perserkopfes gefunden.[19]
Über die heutige Heimat des Karakulschafs schrieb der arabische Geograph Ibn Hauqal 978, dass neben roten auch schwarze Fellchen von Lämmern gehandelt wurden, für die wegen ihrer Sauberkeit und Schönheit zwei bis drei Dinar bezahlt wurden (etwa 20–30 Goldmark).[20]
Paul Schöps hat den Handel mit Lammfellen anhand eines Erfurter Handbuchs für Warenkunde aus dem Jahr 1801 beschrieben.[21]
Nach Herkunft, im Handbuch „Eintheilung“ genannt, gibt es zu der Zeit:
Über die Zurichtung der Pelze, das Gerben, heißt es nur:
Wesentlich mehr erfährt man über den Lammfellhandel um 1800:
Aus Polen, Litauen und Russland kommen bereits zugerichtete Schmaschen. Sie werden decher- oder sackweise gehandelt. Das zu der Zeit im Fell- und Lederhandel benutzte Zählmaß Decher umfasste zehn Stück.
Bedeutende Mengen werden im Winter über Samara gehandelt. Kasino-finnische Tataren liefern nach hier Lammfelle, die von am Jaik wohnenden Tataren, Kirgisen und Kalmücken stammen. Nachdem die Tataren die Felle sortiert haben, werden sie von den dafür in die Stadt kommenden christlichen Kalmücken zugerichtet. Diese fertigen daraus auch die Pelze, unter anderem auch Fellschlafröcke, die Tulupen. Die Pelzteile werden von Tataren dann nach Moskau und anderen Orten verkauft.
Tatarische Mützen werden mit taurischen Lammfellen verbrämt. Ein Teil des Anfalls wird im Land selbst verbraucht, ausgeführt werden Felle im Wert von 250.000 bis 300.000 Piaster. Abnehmer sind hauptsächlich Russland, Polen, Konstantinopel, Moldau, Walachei und Romelien, Natolien (= Türkei ohne Thrakien) sowie alle Länder Europas und Asiens. Die Felle werden dort zu tatarischen Mützen verarbeitet (die tatarische Mütze, meistens spitz nach oben auslaufend oder umgebogen ist etwa seit dem 16. Jahrhundert im Gebrauch. Sie wird auch als albanische und ungarische Mütze bezeichnet).
Die feineren, in Russland gehandelten Lammpelze kommen über Samara in die Märkte. Kalmückenfrauen nähen die Pfoten (Klauen) zu „Riemen“ (wohl wie bei der Resteverarbeitung üblich, zu Streifen) zusammen, aus denen dann Pelzbekleidung gearbeitet wird.
Nach Orenburg kommen durch die Kirgisen im Tauschhandel große Mengen Felle, teils ungeborener Lämmer. Von den kirgisischen Fellen wurde gesagt, dass sie häufig schöner seien als die Anlieferungen der Kalmücken.
In Taurien kleidet man sich hauptsächlich in Felle ausgewachsener Schafe. Sie sind bereits zugerichtet und meist auch schon zu Pelzen verarbeitet. Diese werden Godjuck oder Postaki (in Otschakiw und anderen Orten am schwarzen Meer[23]) genannt.
Am stärksten gefragt sind um 1800 aschgraue Lammfelle. Sie werden in zwei Sorten aufgeteilt, eine davon nennt sich Baklotui, sie hat kurzes Haar und ist atlasartig seidig fein. Die zweite Sorte hat eine längere, gekräuselte Behaarung.
Der wichtigste Handelsplatz für diese Ware ist Ghöslew. Die Felle werden roh gekauft und direkt zum Zurichten gegeben, die schönsten gehen nach Polen. Händler von der Krim bringen ihre Felle auf die Märkte und Messen nach Mohilew.[24]
Im Jahre 1762 hieß es an anderer Stelle: „Die blauen Lämmerfelle erhält man größtenteils von Kremnitz, oder aus Polen. Man schlägt damit allerlei Pelze, z. E. die polnischen und ungarischen aus; und es werden Müzzen und Muffen daraus verfertigt. Weiße Lämmerfelle oder Schmaßen kommen von Island, Dänemark, oder um den nächsten Ort von Berlin zu nennen, von Beeskov her. Man gebraucht sie gern zu Unterfuttern.“[25]
Um 1840 begann man „recht artige“ Lammfellteppiche mit blumenartigen Pelzmosaiken herzustellen, indem aus dem Fell der einen Farbe die Muster in das der anderen Farbe umgesetzt wurden, und umgekehrt.[26]
Preise um 1800 | Tulupe = Pelz-Schlafrock |
Rubel | Rubel | Rubel | ||||||
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a) Orenburg | kalmückische Lammfelle | bucharische Lammfelle | ||||||||
Beste Baranken | 1 Tulupe | 20–23 | schwarz | schwarz | ||||||
b) St. Petersburg | allerfeinste Sorte | 1 Tulupe | 50 | geringste Sorte | 1 Tulupe | 50 | ||||
russische Lammfelle | geringste Sorte | 1 Tulupe | 20 | grau | ||||||
schwarz | 100 Stück | 10 | weiß | feinste Sorte | 1 Stück | 5 | ||||
geringste Sorte | 1 Tulupe | 7 | feinste Sorte | 1 Tulupe | 40 | geringste Sorte | 1 Stück | 3 | ||
weiß | geringste Sorte | 1 Tulupe | 10 | Persische Lammfelle | ||||||
beste Sorte | 1 Tulupe | 5 | braun | feinste Sorte | 1 Stück | 2 | ||||
geringste Sorte | 1 Tulupe | 3 | feinste Sorte | 1 Tulupe | 12 | geringste Sorte | 1 Stück | 1 ½ | ||
beste Sorte | 1 großer Sack | 3 ½ | geringste Sorte | 1 Tulupe | 6 | c) Zuruchaitu[27] | ||||
geringste Sorte | 1 großer Sack | 2 ½ | bucharische Lammfelle | schwarze Lammfelle | 1 Stück | ½ | ||||
tscherkassische Lammfelle | schwarz | d) Taurien | ||||||||
schwarz | 1 Tulupe | 16 | feinste Sorte | 1 Stück | 5 | 1 Godjuck | 30 Para bis 2 Piaster | |||
feinste Sorte | 1 Tulupe | 16 | geringste Sorte | 1 Stück | 3 | Lammfelle, grau | 1 Fell | 10-15 Piaster | ||
geringste Sorte | 1 Tulupe | 10 | feinste Sorte | 1 Tulupe | 150 |
Im Militärwesen spielte Bekleidung aus Lammfell bei entsprechenden klimatischen Bedingungen eine erhebliche Rolle, außer bei der Kopfbekleidung wegen der besseren Wärmewirkung in der Regel mit dem Haar nach innen zu tragen.
Unter König Richard II., Regierungszeit 1377 bis 1399, trugen die englischen Wachtmeister (sergents at law) eine mit weißem Lammfell ausgefütterte Robe, dazu ein Cape aus dem gleichen Fell.[16]
Häufig waren zuletzt bei der Kopfbedeckung Ohrenklappenmützen in der Art der russischen Uschanka, nicht nur im deutschen Sprachraum meist Schapka, russisch „Mütze“, genannt. Die Form der russischen Lammfellmützen wurde auch von anderen Ländern, die ihre Uniformen nach russischem Vorbild gestalteten, übernommen. Auch in der russischen Armee wurde die flache Lammfellmütze erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein üblich. Im Jahre 1882 bekam dort die Linieninfanterie zur Paradeuniform schwarze Lammmützen, ebenso die Dragoner, die Artillerie sowie die gesamte Generalität. Die Generäle und die Flügeladjutanten des Zaren tragen sie jedoch aus weißem Lammfell gearbeitet. Im sowjetischen Heer beschränkte sich die Lammmütze auf die Kosakenregimenter, dort gehörte sie schon vorher zur Nationaltracht. Bereits im 18. Jahrhundert trugen die Kosaken hohe, zylindrische Mützen aus grauem Lammfell mit farbigem Tuchbeutel oder hohe Tuchmützen mit Pelzkrempe. Im Laufe der Zeit änderte sich zwar immer wieder einmal die Form, doch wurde sie nie ganz von der Tellermütze aus Stoff verdrängt.[28]
Entsprechend dem russischen Vorbild statteten auch Serbien und Bulgarien ihre Truppen aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehörte in Bulgarien zur Paradeuniform eine schwarze beziehungsweise weiße Lammfellmütze, in Bulgarien für die fürstliche Leibwache, in Serbien für die Generäle. Bei der türkischen Artillerie und Kavallerie wurde etwa zur selben Zeit eine hohe, schwarze, während und zunächst nach dem Ersten Weltkrieg eine graue Lammfellmütze, mit Tuchspiegel für das Rangabzeichen, eingeführt, die etwa die Größe des dortigen Fes hatte.[28]
Nachfolgend die Beschreibung der Lamm- und Schaffellsorten unter ihren Handelsbegriffen.
Beide Begriffe sind, seitdem die Veredlungsart fast nur noch für Velours- und Nappaveredlung angewandt wird, im Sprachgebrauch rückläufig. Offenbar wird das Produkt meist nur als Merino-Lamm angeboten. Für diese Veredlungsart muss die Wollfeinheit mindestens 58° betragen. Biberlammfelle sind auf 12 bis 16 mm Haarlänge geschorene Schaffelle, bei denen die natürliche Kräuselung dauerhaft durch mehrfaches Bügeln und Fixieren entfernt wurde, so dass auch Schnee und Regen keine Rückkräuselung bewirken.
Als erste hatte die Firma Liftschütz & Zickerow die Idee, Lammfelle zu bügeln. Sie gilt deshalb als Initiatorin der Biberimitation, genannt „Mouton d'Oré“. Wenn auch der Artikel veredlungstechnisch weiter entwickelt wurde, blieb das Hauptproblem lange ungelöst, dass das Fell bei Regen leider seinen Glanz verlor und wieder lockig wurde. Der Ungar Fogl wurde zufällig mit einem Pelzveredler bekannt, der ihm das Problem schilderte. Er entwickelte daraufhin ein Mittel, das alle Schwierigkeiten beseitigte. Das Mittel roch unangenehm und stechend, wurde jedoch von allen Veredlern, denen er es anbot mit sehr großem Interesse aufgenommen. Nur niemand wollte es ihm abkaufen, jede Firma hoffte von allein hinter das Geheimnis zu kommen. Jedoch ohne Erfolg, letztlich erwarb das Rezept für das sogenannte Fixierverfahren noch vor dem Zweiten Weltkrieg die Firma Pannonia aus Budapest. Es gab anschließend eine große Zahl von Nachahmungen, wegen derer das ungarische Unternehmen viele Patentschutzprozesse führte. Das im Vergleich zum Fellwert teure, weil aufwändige Veredlungsverfahren wird im Prinzip noch heute angewandt, es wurde jedoch seitdem ständig verbessert.[5][29]
Die Verwendung der Lamm- und Schaffelle erfolgt insgesamt zu Bekleidung jeglicher Art, der Schaffelle außerdem zu (Auto-)Sitzbezügen, Teppichen und anderem.
Geschorene Schaffelle werden in der Krankenbehandlung gegen das Wundliegen verwendet. Sie wirken druckentlastend, reduzieren Scherkräfte und haben eine sehr gute Feuchteableitung, die der Hautmazeration vorbeugen kann. Klinische Studien sollen einen Rückgang der Dekubitusfälle belegen, wenn die Schaffelle gemäß dem australischen Standard 4480-1,1998 verwendet werden. Da diese Felle bei bis zu 95 °C waschbar sind, ist die Hygiene kein Problem mehr.
Als Indisch Lamm werden in der Pelzbranche die Felle junger Lämmer einer Fettsteiß-Schafart aus dem früheren nordwestlichen Indien bezeichnet, seit der Gründung der Republik Pakistan umfasst das im Branchenjargon weiterhin auch die Felle aus dem Norden Pakistans. Im Rauchwarengroßhandel sind inzwischen ausschließlich die differenzierenden Benennungen Indische (Delhi-)Lamm und Pakistanische (Multan-)Lammfelle gebräuchlich.
→ Ergänzende Artikel: Karakulschaf und Persianer
Das Karakulfell oder Persianerfell ist das Fell des Lamms des Karakulschafs. Es unterscheidet sich von anderen Lammfellen durch seine besonders gelockte oder moirierte Behaarung.
Breitschwanzfelle ohne zusätzliche Herkunftsbezeichnung stammen von zu früh geborenen, nicht normal ausgetragenen Karakullämmern russischen oder afghanischen Herkommens.
Die Felle der Jungschafe sind unter den verschiedensten Bezeichnungen im Handel, dieses Kapitel behandelt die Felle der so genannten Wollschafrassen.
Schmaschen (früher auch Schmosen)[21] sind die Felle ein bis zwei Tage alter, auch früh- oder totgeborener Lämmer. Sie sind klein bis mittelgroß; die Behaarung je nach Rasse unterschiedlich, doch meist kurz und flach, niederlockig und dünn. Felle einige Tage alter Tiere haben eine den Caloyos ähnliche Zeichnung, sie werden als Forsche. bezeichnet.
Insgesamt unterscheidet man bei Schmaschen zwischen Tanners = Gerberfelle (für Handschuhfutter und Lederproduktion) und Furriers = Pelzfelle.
sind die Felle von bis zu einem Jahr alten Lämmern. Sie müssen nicht unbedingt von reinrassigen Merinoschafen stammen, teilweise werden auch Felle von Kreuzungen oder von anderen Wollschafen unter dem Namen gehandelt.
Zugerichtete Felle werden nach Quadratfuß gehandelt (Rohfelle meist, nach Gewichtsklassen). Sie werden geschoren, gefärbt, bedruckt, zu Velourslamm veredelt oder nappiert zu Konfektion aller Art verarbeitet.
Diese Gewichtsangaben sind mit Vorbehalt zu betrachten. Nicht nur kamen die Felle unterschiedlich verschmutzt in den Handel, sie können neben anderen Faktoren in unterschiedlicher Höhe angeschoren sein. Während die Felle aus den Abruzzen mit den Kopffellen angeliefert wurden, waren sie bei anderen Herkommen abgeschnitten.
Als Nacktpelz oder ungarisch Bunda bezeichnete man Lammfellmäntel (auch ebenso gearbeitete Ziegenfellmäntel), die ohne Stoffhülle im Winter mit der Lederseite nach außen getragen wurden, von den Hirten im Sommer mit dem Haar nach außen. Ein bäuerliches Kinderrätsel weist auf diese Doppelnutzung hin: „Was ist das: Im Sommer kühl, im Winter warm?“[43] Im ganzen europäischen Südosten, insbesondere in Ungarn und den angrenzenden Ländern waren sie, oftmals reich bestickt, ein Teil nicht der Hirten- und Bauerntracht. Die Stickereien gehörten mit zu der Arbeit der dortigen Kürschner und wurden von Männern in Heimarbeit ausgeführt. Besonders geschätzt wegen ihrer kunstvollen Stickarbeit waren auch die Produkte der Kürschner aus Mošovce in der Slowakei. Vorläufer der Bunda war der Suba (sprich: „Schuba“), ein einfacher geschnittenes ärmelloses Cape, jedoch häufig ebenfalls bereits mit kunstvollen Stickereien versehen.[44] Eine urtümlichere Variante des Nacktpelzes war der in der ostdeutschen Bauernschaft verbreitete Zippelpelz mit seinem vorn und hinten verlängerten Saum (Frackschöße).
Die Siebenbürger Sachsen im heutigen Rumänien trugen den Kirchenpelz, einen bis zu den Waden reichenden Schaffellmantel, dessen Ränder, Ärmel und Kragen eine sorgfältig gearbeitete Verbrämung aufwies.[45]
Als Curly Lamm werden Felle junger, gelockter neuseeländischer Lämmer gehandelt, bei denen die Locke noch geschlossen ist. Sie sind besonders leicht.
König Matthias Corvinus bestellte sich, bevor er 1476 die Feste Sabác belagerte, bei den Kürschnern für 8000 Soldaten Ködmöns, das sind hüftlange Jacken, und Pelzhandschuhe.[46] Vor dem Ersten Weltkrieg fand man Nacktpelze noch im Osten des damaligen Deutschlands, in Oberschlesien, Posen usw. Während des Krieges dürften wohl zwei Millionen Stück von deutschen Kürschnern für den Winterfeldzug gefertigt worden sein.[35] Als Weste, Wachpelz und später als Fliegerjacke nahmen sie in beiden Weltkriegen eine besondere Stellung ein.[47]
Im europäischen Russland gab es Farbvorlieben, an denen bestimmte Stände strikt festhielten. Russische Bauern trugen nur weiße, Kalmücken nur kaffeebraune (Kalmützki Tulubi), Tataren nur silbergraue und Russinen nur schwarze Lammfelle (1841).[48]
Die Papacha ist eine auffällige, traditionelle kaukasische Kopfbedeckung für Männer, die meist aus Schaf- oder Lammfell gefertigt wird.
Felle aus Kreuzungen von Karakulschafen mit einheimischen Schafen sind mehr oder weniger persianerähnlich, deshalb wurden sie als Karakul-Metis und Halb-Karakul gehandelt. Die RAL-Bestimmungen sagen, dass Felle aus der Sowjetunion nur als Metispersianer, aus Afghanistan als Dubar und aus Bessarabien nur als Bessaraber oder rumänische Halbpersianer gehandelt werden dürfen.
Die erste Einfuhr von Karakulschafen aus dem russischen Stammgebiet in Turkestan nach dem damals ebenfalls russischen Bessarabien erfolgte 1880. Im Jahr 1884 wurden dann in Bessarabien die ersten Vollblutkarakulzuchten erwähnt. Nach der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien nahm diese Zucht einen beträchtlichen Aufschwung. Es wurden die Karakuls mit den einheimischen Zackelschafen gekreuzt, das Ergebnis war der Halbpersianer.[51] 1972 bestand eine bereits jahrelange Vereinbarung mit der rumänischen Außenhandelsorganisation für Rauchwaren und einer Rauchwarenhandelsgesellschaft der Bundesrepublik, durch die so gut wie alle der für den Export bestimmten Bessaraber an das Unternehmen gingen, das dadurch praktisch ein Monopol für diese Fellart besaß.[52]
Weitere gelockte Felle von Fettschwanzschafen bzw. Fettsteißschafen, die nach den RAL-Vorschriften die Bezeichnung Persianer in keiner Form tragen dürfen sind:
Die Verarbeitung aller Sorten erfolgt wie bei den übrigen Lammfellen.
Anfallzahlen waren 1988 nicht zu ermitteln, durch die Kriegsereignisse waren praktisch keine frischen Partien am Markt.[2]
Die Anlieferungen erfolgen hauptsächlich aus dem östlichen und nordöstlichen Teil Chinas sowie der Mongolei.
Aus China kommen vor allem Felle junger Lämmer, je nach Herkommen moiriert oder etwas gelockt; seidig und hochglänzend. In der Regel als bereits zur Weiterverarbeitung vorbereitete Tafeln (meist ca. 60 × 120 cm).
Chekiang, veraltet Chekiang-Karakul, stammen von Shanghai-Mufflons. Sie sind weiß, ganz selten auch gefleckt; die Locke ist geflammt.[56]
Shantafoo-Lamm kommt aus Hebei (Tschilli), insbesondere aus dem Gebiet nördlich von Tianjin – Peking – Kalgan. Die etwas dem Astrachan ähnelnden Felle sind seidiger und feiner als Chekiang-Lammfelle.
sind flach im Haar, zum Teil breitschwanz- bis galjakartig und weniger seidig. Das Leder ist manchmal sehr dünn. Ihr Wert ist geringer als Shantafoo-Lammfell (Tsining, Tsinnin, alte Namen des Verwaltungsgebiets und der Stadt Jining in der ostchinesischen Provinz Shandong).[57]
ist ähnlich dem Tsining-Moiré-Lamm, hat aber ein dickeres Leder. Wegen des kräftigeren, tragfähigen Leders verwendet man es lieber als Tsining-Moiré.[57]
Silklamm, Moiré-Lamm, Washed Lamb, auch Chinesischer Breitschwanz, vor allem aus Tientsin; moirierte weiße oder gefleckte Lammfelle.
Shantung sind sehr flach, moiriert, teils breitschwanz- oder galjakartig (der Frühgeburt des Karakulschafs ähnlich), weniger seidig; mitunter sehr dünnledrig.
Kalgan, weiß und gefleckt.
Sinkiang, weiß, braun, schwarz und gefleckt; jedoch selten im Angebot.
in unbedeutender Menge, wenig schön.
Die kleinflächigen Felle aus dem Hailar-Distrikt haben ein breitschwanzähnliches Moiré, meist kommen sie als Tafeln in den Handel.
Tibetlamm, fachsprachlich auch kurz „Tibet“, chinesisch Tan-Pih (Pih = Fell), amerikanisch auch Tibetin, ist das Fell von sechs Wochen bis zu zwei Monate alten Lämmern des jungen Shanghai-Mufflons. Es kommt – entgegen dem Handelsnamen – nicht aus Tibet, sondern aus Nordchina. Für das Fell charakteristisch ist seine korkenzieherartige Lockenstruktur. Die Felllänge beträgt etwa 80 bis 110 Zentimeter; das seidige Haar ist weiß bis gelblich.
Das Fell wird für Decken und Bekleidungszwecke verwendet, insbesondere für Besätze, kleinere Pelzteile und Accessoires. Tibet gilt als außerordentlich stark der Mode unterworfen.
Die Felle kommen aus den Provinzen Shanxi, Shaanxi und Hebei (Tschilli). Der chinesische Name ist Tseo-Ko. Slinks sind kurzhaarig und haben eine glänzende, weiß bis elfenbeinfarben, fein gekräuselte Locke (Perllocke).
Diese Arten kommen als Tafeln in den Großhandel, und zwar sowohl die Felle wie auch Klauen, Kopf-, Ohren-, Nacken- und andere Stückentafeln., um 1930 auch teilweise noch in der traditionellen chinesischen Kreuzform.[56] Sie stammen aus den Provinzen Kalgan, Shantung und einigen südlichen Provinzen.
Die Felle ausgewachsener Tiere wurden einmal mit dem für ein Hausschaf zoologisch falschen Namen Shanghai-Mufflon (Mufflin, Tibetine) gehandelt, auch mongolische und nordchinesische Ziegenfelle waren unkorrekt als Mufflon im Handel. Eine amtliche russische Standardisierungsvorschrift der 1930er Jahre sagte dazu aus: „Als Mufflon naturell werden Ziegenfelle mit Unterhaar bezeichnet, bei denen das Oberhaar ausgerupft ist“.[59]
Die Schaffelle wurden in größeren Menge nach Amerika exportiert (bis etwa 1931), in Europa war die etwas offenere, lockige, strähnige Ware weniger gefragt, überhaupt wurde sie von der Mode zeitweise stark vernachlässigt.[58]
1952 bezeichnete ein Rauchwarenkaufmann als Mufflon Wildschafe, deren Felle aus dem Altaigebiet kamen, auch aus der Ostmongolei und dem nördlichen Teil von Shanxi. Die Felle kamen in weiß, braun, gelblich und bläulich und in gerupftem Zustand auf den Markt. Zu der Zeit waren sie allerdings bereits länger nicht mehr im Handel.[60]
Slinkfelle kamen ebenfalls um 1930 auch noch in der Kreuzform aus je drei Fellen zusammengesetzt in den Handel.[56] Auch Schaffelltafeln sind seit einigen Jahrzehnten im Angebot, weiß oder gefärbt, geschoren, ausgekämmt und gebügelt, die Haarlänge beträgt 15 bis 20 mm. Als die Felle vor 1914 besonders niedrig im Preis waren, wurden sie in größeren Mengen zu Schuh- und Handschuhfutter verarbeitet, teils exportierte man sie nach Polen und Galizien zur Verwendung für Innenfutter.[56][58]
In Leipzig gelang es sehr bald, Slinks in schöne Farben zu veredeln (persianergrau, braun-weiß, sowie Unifarben schwarz, braun, taubengrau usw.).[61] Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Interesse an der Fellart außerordentlich stark ab, nur noch gelegentlich kamen Slink-Schaffelle in den Welthandel. Diese und auch Slink-Lammfelle wurden ungefärbt leicht geschoren, um gleichmäßige Flächen zu bekommen. Eine Zeitlang kam auch deshalb wenig Ware auf den Weltmarkt, weil man die Felle für militärische Winterkleidung verarbeitete.[58] Heute werden die Schaffelle insbesondere für Autositzbezüge verwendet (1988).[2]
Die Fellreste werden verarbeitet zu
Auch diese Halbfabrikate gingen hauptsächlich nach Amerika, von Anfang 1939 bis Mai 1941 waren dies 21 Tausend Lammkopf-Tafeln und 10 Tausend Stück Lammohr-Tafeln.
Als Jehol-Lammfell sind Tafeln im Handel, die nicht vom Schaf, sondern von der Ziege stammen (noch in den 1980er Jahren). Dies sind stark gelockte Kid-Tafeln. Mit weniger ausgeprägter Lockung bezeichnete man die Fabrikate meist als Chinesische Astrachan, Kid-Astrachan oder Tapanchang (eine Stadt in der Provinz Jehol (= Tangshan?)).[58]
Die meisten aus der Inneren Mongolei stammenden Lammfelle sind als Mongolische Lammfelle im Handel. Die Lockung ist astrachanähnlich (krimmerartig, Kräusellocke), spiralförmig, doch offener; meist weiß; klein in der Fläche. Auch diese sind meist als vorgefertigte Tafeln im Großhandel, unter anderem unter Bezeichnungen wie Mongolin-Tafeln oder als Kalgan-Tafeln.[58]
Die Verarbeitung der zumeist besonders leichten ostasiatischen Lammfelle erfolgt zu Jacken, Mänteln, Innenfuttern und Decken. Da sie in der Regel in weiß anfallen, eignen sie sich besonders gut zum Färben in alle Modefarben. Daneben kommen Schaffelle in den Handel, die vor allem für Autositze Verwendung finden.
Die Felle ausgewachsener Schaffelle stellen keine außergewöhnliche Anforderung an den Kürschner oder Lederverarbeiter, außer dass sie eine ganz besonders saubere und sorgfältige Arbeit erfordern. Für den abgefütterten, mit dem Haar nach außen zu tragenden Pelz wurden die Felle, wenn sie zu Biberlamm veredelt wurden, vor dem Scheren häufig zu einfach weiter zu verarbeitenden Tafeln zusammengesetzt, das heißt die Schadstellen der Felle wurden repariert („angebracht“) und die schmaleren Kopfpartien und die kaum behaarten Stellen an den Extremitäten, vom Kürschner Diechen genannt, wurden vorher entfernt und ausgestückelt. Durch das Scheren und anschließende Bügeln waren die dabei entstehenden Nähte nahezu unsichtbar. Da Bekleidung aus Schaffellen derzeit kaum abgefüttert, mit dem Haar nach außen, getragen wird, wird dieses materialsparende Halbfertigprodukt seit etwa um 1990 nicht mehr hergestellt.
Veloutierte und nappierte Lammfelle können zum einen mit der einfädigen oder zweifädigen Pelznähmaschine oder mit der Ledersteppmaschine zusammengefügt werden. Die Pelznähmaschine oder ähnliche, eine überwendliche Naht erzeugende Maschinen, nähen das Fell in der Art einer Handnaht Kante an Kante zusammen. Das ergibt einen besonders weichen Fall, die Naht wird für besonders legere Kleidungsstücke angewendet. Eleganter ist die Naht der Steppmaschine, für die eine Nahtzugabe erforderlich ist.
Die Felle werden in der Regel mit einfachen geraden Nähten übereinander und nebeneinander gesetzt. Mit Spezialmaschinen lassen sich besondere Ziernähte herstellen. Der Kragen wird meist entweder mit dem gleichen Fell oder einer edleren Pelzart besetzt. Gängige Verschlussmöglichkeiten für Mäntel und Jacken sind Knöpfe, die entweder in Knopflöcher, in Knopfleisten mit Knopflöchern oder in Knopflaschen geknöpft werden. Eine spezielle Verschlussmöglichkeit sind geflochtene Posamentenverschlüsse, insbesondere für Trachten- und Militärkleidung.
Ungarn entwickelte Ende der 1930er Jahre die moderne Fabrikation der Velourslammfelle zu Pelzwesten, Trachtenjacken und langen Pelzmänteln. Mit der Entwicklung und Einführung der Chromgerbung wurde Ungarn Pionier auf diesem Gebiet. Im Jahr 1967 beschrieb der damals führende ungarische Produzent von Velours-Lammkleidung die Herstellung: Für Velourslammpelze wurden um 1967 Felle mit unter 30′S-Wollfeinheit (Int. Bradford-Qualitätsnummer) mit 30–70 mm und einer Wolllänge von 30–70 mm und einem Gewicht von 60–100 dkg (Dekagramm) verarbeitet, die fertigen Flächen lagen zwischen 28 und 35 Quadratdezimetern.[63]
Die saubere Wollseite mit einer tadellos weißen Wollfläche wird mit optischen Bleichmitteln erreicht. Auf der Lederseite wird das Bürstenfärben angewendet.
Die Größe der Velourslammfelle beträgt 25 bis 40 Quadratdezimeter. Wirtschaftlich wichtig ist die Ausnutzung des Materials mit minimalstem Abfall. Bereits der Modellentwerfer muss die ökonomischste Aufteilung beachten und entsprechend der Fellgröße im Schnittmuster einzeichnen. Das Schwierige dabei ist, dass die Nähte nicht störend wirken dürfen und sich der jeweiligen modischen Linie anpassen. Durch die ca. 30 bis 60 cm langen Felle verlegen sich die Quernähte durchschnittlich 10 bis 15 cm unter die Taillenhöhe und dienen im Vorderteil gleichzeitig zur Aufnahme der Tascheneingriffe. Oft werden für Kragen und Manschetten andere Pelzsorten genommen, wie Nutria, Biber, verschiedene Fuchsarten, Persianer, in letzter Zeit sogar Nerz, langhaarige Lammfelle oder Lamm in abweichenden Farben.
Das Sortieren ist aufwändiger als beim normalen Pelz, es sollen die Felle nicht nur auf der Haarseite harmonieren, hier ist dies die Innenseite des Bekleidungsstücks, sondern vor allem muss die Veloursleder-Außenseite einheitlich in der Farbe wirken.
Aus den Steppnähten, insbesondere an den Konturen der Vorderteile und des Kragens, werden vor dem Nähen die Haare abgeschoren, um möglichst feine Kanten und Nähte zu erzielen. Beim Arbeiten mit der Spezialsteppmaschine muss darauf geachtet werden, dass die Kanten nicht ausgezogen werden. Deshalb werden beim Nähen auch verdeckt schmale Batistbänder mitgeführt. Nach einer Reihe von Handarbeiten, wie Kragen vernähen, versäubern, Knöpfe annähen und dergleichen, wird der Velourspelz mit dem Handbügeleisen bearbeitet, ausgestaubt, gebürstet und dressiert.
Für Schuhfutter werden generell diejenigen Lammfelle verarbeitet, die für höherwertige Verwendungen ungeeignet sind.[12]
Sehr viel aufwändiger ist die Herstellung klassischer Pelzmäntel aus den kleinen, gelockten oder moirierten Fellen der Jungtiere wie Persianer (Karakullamm), Indisch Lamm, Bagdadlamm und alle anderen. Das Nähen erfolgt mit der vor 1900 erfundenen Pelznähmaschine, die einen der Handnaht ähnlichen, einfädigen Überwendlingsstich erzeugt.
Für einen Schaffellmantel werden in der Regel weniger als zehn Felle benötigt, bei Lammfellen sind es zwanzig, dreißig oder noch mehr Felle. Da sie mit der Haarseite nach außen getragen werden, ist die Anforderung an das Sortieren sehr viel höher. Während die Konfektion oft große Partien für die Bekleidungsproduktion sortieren lässt, erhält der Kürschner vom Rauchwarenhandel die Felle vorsortiert in sogenannten Kürschnerbunden bzw. -sortimenten, jeweils etwa für eine Jacke oder Mantel ausreichend.
Die Lammfelle werden, auf das Modell abgestimmt, vom Kürschner noch einmal sortiert. Danach können sie zum einen in ihrer natürlichen Form belassen, neben- und übereinander zusammengesetzt werden. Bevorzugt die Mode jedoch möglichst verlaufende, gleichmäßige Oberflächen, werden die Felle zu einem Streifen in Jacken- oder Mantellänge ineinander geschnitten, das sogenannte Einschneiden. Ein spiegelgleich wirkendes Teil erzielt man durch Versetzen, wobei die entstandenen Streifen in der Fellmitte gespalten werden, eine Fellhälfte kommt in die rechte, die andere in die linke Hälfte des Bekleidungsstücks. Um möglichst nicht erkennbare Verbindungen zwischen den Fellen und Fellteilen zu erhalten, werden die Felle bei hochwertiger Kürschnerarbeit nicht mit geraden Nähten, sondern in Zacken- oder Wellenform zusammengefügt. In den letzten Jahrzehnten mit ihren gestiegenen Arbeitslöhnen spielen wirtschaftliche Aspekte bei der Wahl der Arbeitstechnik eine erheblicher gewordene Rolle.
Persianer wird meist mit dem Kopf nach unten („gestürzt“) verarbeitet, um ein glänzendes Haarbild zu erzielen. Krimmer und Astrachan sollen dagegen mit dem Kopf nach oben („im Strich“) gearbeitet werden.[64]
Im Jahr 1965 wurde der Fellverbrauch für eine für einen Mantel ausreichende Felltafel für verschiedene Lammfellarten angegeben (sogenanntes Mantel-„Body“):
Zugrundegelegt wurde eine Tafel mit einer Länge von 112 Zentimetern und einer durchschnittlichen Breite von 150 Zentimetern und einem zusätzlichen Ärmelteil. Das entspricht etwa einem Fellmaterial für einen leicht ausgestellten Mantel der Konfektionsgröße 46 des Jahres 2014. Die Höchst- und Mindest-Fellzahlen können sich durch die unterschiedlichen Größen der Geschlechter der Tiere, die Altersstufen sowie deren Herkunft ergeben. Je nach Pelzart wirken sich die drei Faktoren unterschiedlich stark aus.[65]