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Pathosformel ist ein von dem Kulturhistoriker Aby M. Warburg geprägter kunstgeschichtlicher Begriff. Man versteht darunter die Darstellung formelhafter Gestik und Mimik des Gefühlsausdrucks, denen eine universale Gültigkeit unterstellt wird. Historische Bilder werden daraufhin untersucht, ob in magischer Weise wirkende, wiederkehrende Formen und Gebärden tradiert wurden.
In seinem bedeutenden Vortrag Dürer und die italienische Antike von 1905 entwickelte Warburg auf dem Hamburger Lehrerkongress ein erstes Mal die Pathosformel, indem er Spuren antiker Gebärdensprache in der Renaissance nachverfolgte: Unter dem Titel Der Tod des Orpheus stellte Warburg Bilder von Albrecht Dürer, Andrea Mantegna, Antonio del Pollaiuolo und anderen unter dem Gesichtspunkt einer historischen Psychologie des menschlichen Ausdrucks vor. Von Affekten bis zu ihrer kulturellen Verarbeitung durch Tanz, Kampf oder Melancholie wurden in der Renaissance Gebärden aus der Antike verwendet.
Hartmut Böhme sieht in der Pathosformel den körperlichen Ausdruck einer Sprache (eloquentia corporis). Kulturwissenschaftler wie Erwin Panofsky, Ernst Robert Curtius und Ulrich Port nahmen den Begriff Pathosformel auf und entwickelten ihn weiter.