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Von 1877 bis 1879 beteiligte er sich im Dienstauftrag der Reichsanstalt als Sections-Geologe an den Landesaufnahmen in Ostgalizien (Gebiet Stryj, Bolechiw, Halytsch) mit denen auch mehrfach prähistorische Ausgrabungen verbunden waren.[6]
Größere Erfolge brachte seine zweite Reise, 1879–80. Eine von Lenz angeführte Expedition[Anm. 1] durchquerte erstmals die Sahara von Marokko an den Senegal[Anm. 2]; Hauptaugenmerk der Reise waren geologische Studien, vor allem die in Nordwestafrika vermuteten Eisenerzvorkommen. In Timbuktu wurde Lenz, der für den Sohn des Afrikaforschers Heinrich Barth gehalten wurde, am 1. Juli 1880[7] freundlich empfangen, obwohl die allgemeine Stimmung in der Karawanenstadt wegen der französischen Vorstöße vom Senegal und von Algerien aus in Richtung Niger aufgeheizt und latent fremdenfeindlich war. Lenz, der sich, entsprechend gekleidet, als (muslimischer) türkischer Arzt ausgab,[8] und seine Begleiter hatten weitgehend unbehelligt reisen können, doch beteiligte sich der Forscher nach seiner Rückkehr nach Europa besonders aggressiv an der anti-islamischen Agitation, die eine koloniale Inbesitznahme Nord- und Westafrikas ideologisch rechtfertigen sollte. Aus dem Islam könne „nur Intoleranz, Gier, Morde, Raub und systematische Ermordungen resultieren“ – so Lenz, der in seinem Buch über Timbuktu zugleich behauptete, der Islam sei „der Feind jeglichen Fortschritts“ und existiere „nur durch die Kraft seiner eigenen Trägheit, die ihn unangreifbar“ mache. Indem er dem Islam als eine Verneinung der Kultur (Orig.: „négation de la civilisation“) wahrnahm, wurde ihm der Status einer Kultur abgesprochen. In diesem islamophoben Weltbild stellt Islam eine Antikultur dar. Entsprechend dieser Wahrnehmung wurden Muslime als unzivilisierbar betrachtet.[9] Lenz war der erste Europäer, der von Norden kommend über Timbuktu den Sengal erreichte (Eintreffen in der Hafenstadt Saint-Louis am 22. November 1880).[10] Eine vergleichbare Route war in umgekehrter Richtung von René Caillié (1799–1838) ein halbes Jahrhundert zuvor zurückgelegt worden.[11]
Nach Vorträgen bei geographischen Gesellschaften in Spanien, Frankreich und Deutschland war Lenz ab Mitte 1881 wieder an der Geologischen Reichsanstalt, befasste sich nun zuvörderst mit geografischen Arbeiten und übernahm die Redaktion der Monatsschrift Aus allen Welttheilen[12], wurde in der Folge Generalsekretär der k.k. geographischen Gesellschaft und, mit 7. März 1885, ordentlicher Professor der Geographie an der k.k. Universität Czernowitz.[13]
Er kam jedoch nicht dazu, diese Stellung anzutreten, da er von der k.k. geographischen Gesellschaft mit der Leitung einer in den neu errichteten Congo-Staat führenden Expedition beauftragt wurde. Deren Ziel sollte im Weiteren der Versuch sein, vom oberen Kongo aus, in nordöstlicher Richtung, die oberen Nilgebiete zu erreichen und dabei Erkenntnisse über die zwischen beiden Gewässern bestehende Wasserscheide zu erlangen.
Hauptbestreben dieser bis 1887 dauernden Forschungsreise war die Feststellung der tatsächlichen Handelsverhältnisse im 1885 gegründeten Kongo-Freistaat sowie die Kartografierung des Kongo-Stroms. Am 1. Juli 1885 reiste die Expedition auf dem (1881 fertiggestellten, 1908 verschrotteten) Dampfer Carl Woermann von Brunswik (Kiel) ab.[14] Ziel war die an der Kongomündung gelegene Hafenstadt Banana. Die Schiffsroute berücksichtigte Handelsplätze, an denen sich deutsche, britische und französische Faktoreien befanden.[15] Die Ankunft in Banana erfolgte am 14. August 1885.[16]
Lenz konzentrierte sich vor allem auf die geologischen und ethnographischen Studien, während seine Begleiter, zunächst, bis zu dessen Erkrankung an Diphtherie, Oskar Baumann (1864–1899), dann Friedrich Bohndorff (1848–1894), für die Kartografierung des Gebietes zuständig waren. Widrige Umstände, vor allem auch der Mangel einer genügend großen militärischen Macht, ließen den Plan, die Gebiete nördlich vom Kongo zu erreichen, scheitern – jedoch gelang dem Unternehmen die einheitliche Durchquerung des afrikanischen Kontinents von der Mündung des Kongo bis zur Mündung des Zambesi[17].
Für etwa 1.600 Flusskilometer, von Pool Malebo (beim heutigen Kinshasa) stromaufwärts bis Kisangani (0.5166666666666725.199722222222), benötigte die Forschergruppe, seit 29. Dezember 1885 an Bord des neuen, von der Regierung des Kongo-Staates zur Verfügung gestellten Dampfers H. M. Stanley[18], 48 Tage. [19] In Kisangani traf Lenz den (europäischen Forschern gut gesinnten) Sklaven- und Elfenbeinhändler Tippo Tip (1837/38–1905), die einflussreichste Persönlichkeit Ostafrikas jener Zeit, der ihm von einer Expedition in die höchst unsicheren Gebiete nördlich des Kongo abriet, ihm jedoch für die kommende Weiterfahrt auf dem stark strömenden Kongo (jenseits der Stanleyfälle) drei schwere Kanus (à 6–8 Ruderer) für so gut wie umsonst gab[20] sowie ihm einige seiner arabischen Gefolgsleute zum Schutz gegen Angriffe (anthropophager) Einheimischer zur Seite stellte[21].
Nach (erneut) 48 Tagen erreichten die Kanus Nynagwe (-4.26998126.248398) (Provinz Maniema), einen Handelsort, dessen Bedeutung zugunsten von Kasongo (-4.42377526.67017), dem Hauptquartier Tippo Tips, im Schwinden begriffen war. Am 23. Mai 1886 kam die Expedition in das 15 Kilometer landeinwärts gelegene Kasongo[22] – und gelangte später von dort über Landpassagen vom Tanganjika- zum Nyassasee und über Shire und Sambesi am 13. Dezember 1886[23] an den Indischen Ozean.[17] Die Heimreise führte über Mosambik (das er am 14. Jänner 1887 erreichte), Sansibar[Anm. 3] und Aden.[22]
Oskar Lenz, der 1894[27] in der Gemeinde Sooß eine Liegenschaft erworben hatte,[Anm. 5] erlag (ein Jahr nach dem Tode seiner aus Wien stammenden Ehefrau, Paula, geborener Ridolfi)[28] einem Schlaganfall. Er wurde am 5. März 1925 auf dem Ortsfriedhof von Sooß zur letzten Ruhe bestattet. [29]
Notizen über den alten Gletscher des Rheinthales. In: Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt. Band 24.1874, ZDB-ID 217948-9. Braumüller, Wien 1874, S. 325–332. – Volltext online.
Reise auf dem Ogowe in West-Afrika. Berichte von Dr. Oskar Lenz an den Vorstand der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft. In: Petermann: Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt. Band 21, Jahrgang 1875, ZDB-ID 2143291-0, S. 121–130. — Volltext online.
Reise auf dem Okande in Westafrika. Bericht an den Vorstand der deutschen afrikanischen Gesellschaft in Berlin. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 10.1875, ZDB-ID 2155431-6. Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 1875, S. 236–265. — Volltext online sowie Karte einer Reise in die Bajaka-Länder online.
Notizen. Vom Ogowe. In: Mittheilungen der kais(erlichen) und königl(ichen) geographischen Gesellschaft in Wien, Jahrgang 1875, Band 18/1875, S. 319 ff. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/geo
Skizzen aus Westafrika. Selbsterlebnisse von Oskar Lenz. Hofmann, Berlin 1878. — Volltext online.
Bericht über [seine] Reise von Tanger nach Timbuktu und dem Senegal 1879/80. In: Georg von Boguslawski (Hrsg.): Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band VIII.1881, ZDB-ID 511390-8. Reimer, Berlin 1881, S. 130–140. — Volltext online.
Kurzer Bericht über meine Reise von Tanger nach Timbuktu und Senegambien. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 16.1881, ZDB-ID 2155431-6. Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 1881, S. 272–293. — Volltext online.
Timbuktu: Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudan, ausgeführt im Auftrage der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland in den Jahren 1879 und 1880. Brockhaus, Leipzig 1884. — Band 1, Volltext online, Band 2, Volltext online.
(Rezension:) Franz Ritter von Le Monnier: Timbuktu. (…). In: Mittheilungen der kaiser(lichen) königl(ichen) Geographischen Gesellschaft, Jahrgang 1884, Band 27/1884, S. 566–570 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/geo
Die österreichische Kongo-Expedition. Briefliche Mitteilung von Prof. Dr. Oskar Lenz. In: A. Supan (Hrsg.): Dr. A. Petermanns Mitteilungen, Band 32.1886, S. 121 ff. — Volltext online.
Aus der Sahara. Vortrag, gehalten am 3. Jänner 1893. In: Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Band 23.1893, Verlag der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich, Wien 1893, ISSN0371-4608, S. 277–292 (zobodat.at [PDF; 787 kB]).
Karawanenzug durch Nordafrika. Oskar Lenz. Nach den Originalberichten erzählt und herausgegeben von Hans Stadler. Deutscher Verlag für Jugend und Volk, Wien (u. a.) 1925, OBV.
Die neueren Forschungen am Ogowe. (Teil 1). In: Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie.Band 24, Jahrgang 1878, S. 106–110 (Digitalisat).
Die neueren Forschungen am Ogowe. (Teil 2). In: Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie. Band 24, Jahrgang 1878, S. 426 ff. (Digitalisat).
Lenz, Oskar. In: Friedrich Embacher: Lexikon der Reisen und Entdeckungen. (…) Erste Abteilung: Biographien der Forschungsreisenden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Meyers Fach-Lexika. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1882, S. 186–187 (Digitalisat).
Dr. Oskar Lenz, Afrikareisender. In: Fernschau. Jahrbuch der Mittelschweizerischen Geographisch-Commerciellen Gesellschaft in Aarau. Band 3, 1889, ZDB-ID 802547-2, S. LXI–LXIV (Digitalisat).
Vom Congo zum Zambesi. Bericht über die österreichische Congo-Expedition in den Jahren 1885–1887. In: Fernschau. Jahrbuch der Mittelschweizerischen Geographisch-Commerciellen Gesellschaft in Aarau. Band 3, 1889, ZDB-ID 802547-2, S. 91–121 (Digitalisat).
Josef R. Krammer: Der Afrikaforscher Oskar Lenz. Hausarbeit Universität Wien, Wien 1979 (ungedruckt).
Hans Weis: Zur Erinnerung an die Reise von Oskar Lenz durch Marokko, die Sahara und den Sudan in den Jahren 1879–1880. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft. Band 127, 1985, ZDB-ID 206039-5, S. 158–169.
Karin Elisabeth Lorber: Gesellschaft und Wirtschaft in den Reise- und Forschungsberichten von Oskar Lenz (1848–1925). Der Blick eines Österreichers in die vorindustriellen Lebenswelten Afrikas. Diplomarbeit Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Klagenfurt 2007 (ungedruckt).
Alexander Brandt, Paul Kainbacher: Österreichische Forscher und Reisende in Afrika vor 1945. Eine Biographie und Bibliographie von A–Z. 2. Auflage, Kainbacher, Baden 2010, ISBN 3-9501302-7-6, S. 107–116 (mit vollständigem Schriftenverzeichnis; Digitalisat).
↑Aus allen Welttheilen. Illustriertes Familienblatt für Länder- und Völkerkunde. Erscheinungsverlauf: 1.1869/70(1870) – 29.1898. Paetel, Berlin, ZDB-ID 130145-7.
↑Dionýs Štúr: Jahresbericht des Directors D. Stur. In: Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. Nr. 1/1886. Hölder, Wien 1886, ISSN0016-7819, S. 2 (zobodat.at [PDF; 3,8 MB]).
↑Oskar Lenz: Von der österreichischen Kongo-Expedition. In: Salzburger Chronik für Stadt und Land / Salzburger Chronik / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Die Woche im Bild“ / Die Woche im Bild. Illustrierte Unterhaltungs-Beilage der „Salzburger Chronik“ / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Oesterreichische/Österreichische Woche“ / Österreichische Woche / Salzburger Zeitung. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Österreichische Woche“ / Salzburger Zeitung, Nr. 247/1885 (XXI. Jahrgang), 31. Oktober 1885, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sch
↑Dionys Grün: „Die Geographie als selbständige Wissenschaft“, bei der Inaugurirung der neucreirten Lehrkanzel für Geographie an der k.k. Universität zu Prag am 1. Mai 1875 als Antritts-Vortrag gehalten. Calve, Prag 1875, OBV.
↑Eugen Oberhummer: Oskar Lenz †. In: Paul Langhans (Hrsg.): Dr. A. Petermanns Mitteilungen, Band 71.1925, S. 119, oben links.
↑Abfahrt von Marseille am 6. November 1879. – Behm: Dr. A. Petermann’s Mitteilungen. 26. Band, Jahrgang 1880, S. 319 unten links, online.
↑Ankunft in Médine (14.376111-11.368333), Mali (siehe: Französisch-Sudan), am 2. November 1880. – Behm: Dr. A. Petermann’s Mitteilungen. 26. Band, Jahrgang 1880, S. 469 Mitte links, online; Endpunkt der Expedition, St.-Louis-de-Sénégal, erreicht am 20. November 1880. – Behm: Dr. A. Petermann’s Mitteilungen. 27. Band, Jahrgang 1881, S. 189 oben links, online
↑Die Meldung von der sicheren Ankunft in Sansibar führte in einschlägigen Kreisen zunächst zur (abschätzig kommentierten) Annahme, Lenz habe, wie zu jener Zeit bereits üblich, Äquatorialafrika durchquert; ein Erfolg, der das vollständige Scheitern der von Lenz ursprünglich geplanten Entdeckungsreise bedeute. – Siehe: (…) Am 14. Januar ist Prof. Dr. O. Lenz wohlbehalten in Sansibar eingetroffen (…). In: Supan (Hrsg.): Dr. A. Petermanns Mitteilungen, Band 33.1887, S. 57, unten rechts. — Text online. Auch nach Bekanntwerden der tatsächlich gewählten Route hielt sich die Anerkennung für Lenz’ Leistung in Grenzen. – Siehe: (…) Prof. Dr. O. Lenz hat seine Rückreise nach der Ostküste (…). In: Supan (Hrsg.): Dr. A. Petermanns Mitteilungen, Band 33.1887, S. 124, unten links. — Text online.
↑Damals: Sooß Nr. 28; heute: Hauptstraße 48. Das nunmehr als Rathaus genutzte Gebäude ist lokal als Paulahof bekannt. – Aus: Viktor Wallner: Der niederösterreichische Bezirk Baden und seine Gemeinden. Eine Publikation der Gemeinden des Verwaltungsbezirkes Baden. Historisches, Aktuelles, Wissenswertes, Statistisches. Niederösterreichische Verlagsgesellschaft, Wiener Neustadt 1995, OBV, S. 214.