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Lage von Nippur im heutigen Irak |
Nippur (sumerisch Nibru, akkadisch Nibbur) war eine sumerische Stadt, deren Geschichte bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückgeht. Sie liegt etwa 180 km südöstlich des heutigen Bagdad (Irak).
In Nippur befand sich der Haupttempel des Himmels- und Schöpfergottes Enlil. Daraus erwuchs für Nippur die Rolle als religiöses Zentrum Sumers, die auch unter verschiedensten Machtkonstellationen, etwa im Reich von Akkad, unter der Hegemonie der II. Dynastie von Lagasch oder der III. Dynastie von Ur erhalten blieb. Primär auf Letztere gehen die typischen sumerischen Tempelbauten zurück.
Aus kassitischer Zeit (Burna-Buriasch II. bis zum Ende der Regierung von Kaschtiliasch IV.) sind aus Nippur zahlreiche Wirtschaftstexte überliefert. Sowohl der König selber als auch der Tempel des Gottes Enlil hatten in der Stadt ausgedehnten Landbesitz. Die Besteuerung des Tempels unterlag jedoch königlicher Kontrolle. Auch das Bewässerungssystem unterstand dem Herrscher und wurde durch den GÙ.EN.NA beaufsichtigt. Kadašman-Turgu führte Arbeiten am È.KUR (Enlil-Tempel) von Nippur durch. Zahlreiche Lapislazuli-Platten belegen Weihungen, vor allem Enlil, Ninlil, Ninurta und Nusku wurden bedacht. Einige Priester sind namentlich bekannt, wie zum Beispiel Ninurta-reṣ-ušu zur Zeit von Nazi-Maruttaš. Auch Adad-šuma-uṣur baute am È.KUR.
Nippur war bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. bewohnt.[1] Es war eine muslimische Stadt, die aber auch Bischofssitz war.
Die Ruinenstätte, das heutige Nuffar (Niffer) wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Grabungskampagnen primär von amerikanischen Forschergruppen erforscht. In den Jahren 1889–90 entdeckte die Babylonische Expedition der University of Pennsylvania zahlreiche kassitische Wirtschaftstexte. Weitere Dokumente wurden im sogenannten „Tablet Hill“ zwischen 1893 und 1895 ergraben. Aufgrund des hohen Alters der Stadt, die zudem wegen ihrer auch von kriegführenden Gruppen akzeptierten Rolle als religiöses Zentrum weniger stark zerstört wurde als andere Städte, konnten hier besonders gute Ergebnisse erzielt werden.
Die im Tempel E gefundene, aus einer Kupfer-Legierung bestehende, sogenannte Nippur-Elle stellt den ältesten dinglichen Maßstab dar. Wohl aufgrund seines Gewichtes von 45,5 kg blieb er von der Plünderung verschont.
Ein bedeutendes Fundstück der Ausgrabungen der University of Pennsylvania ist eine 21,5 mal 17 Zentimeter große Tontafel mit einem Stadtplan von Nippur, der bis heute älteste bekannte Stadtplan der Welt, datiert auf etwa 1400 v. Chr. Es befindet sich mit der Hilprecht-Sammlung in der Universität Jena.
Wichtig waren vor allem É.KUR, der Tempel des Enlil, der drei Tore besaß, und É.ŠU.ME.DU (esumetum, eschumesha?), der Tempel des Ninurta. É.KUR besaß seit dem Ende des 3. Jahrtausends eine Ziqqurrat, die bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. bezeugt ist.
Nach dem Fund von acht Bruchstücken eines Textes, den man heute als Bauernkalender bezeichnen würde, fand man 1950 eine sieben mal 11,5 Zentimeter große, 3500 Jahre alte Tontafel, die von den Sumerologen Kramer, Benno Landsberger und Jacobson wie folgt übersetzt wurde und als einer der ältesten Texte über den Ackerbau gilt:
Das Murašû-Archiv gehörte zu einer gleichnamigen Familie von Unternehmern, die in der 2. Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr. in Nippur aktiv waren.
Die Texte des Archivs wurden 1893 in Nippur ausgegraben. Die 830 bisher bekannten und publizierten, spätbabylonischen Texte befinden sich heute in Museen in Berkeley, Istanbul, Jena, London und Philadelphia. Ein Teil der Keilschrifttafeln trägt aramäische Glossen. Zu dem Archiv gehörten auch aramäische Urkunden, die in den Keilschrifttexten erwähnt werden, von denen heute nur noch Bullen von Siegeln zeugen. Das Archiv hat eine Laufzeit von 454 v. Chr. (Artaxerxes I.) bis 404 v. Chr. (Artaxerxes II.).
Die meisten Urkunden wurden im Namen von Murašûs Sohn Enlil-Schum-iddin und seinem Enkel Rimut-Ninurta verfasst. Der letzte Besitzer des Archives war jedoch ein Agent des Arsames, eines persischen Prinzen und Satrapen Ägyptens. Die Urkunden betreffen Pachtverträge, Quittungen für Pachtzinsen und Steuern sowie Schuldscheine. Die Murašûs managten kultivierbares Ackerland, d. h. Kronland, Domänen von Mitgliedern des Hofes oder hohen Beamten sowie Tempelländereien. Kronland wurde von der Regierung an Kleinbauern verpachtet, die dafür Steuern und Militärdienst zu leisten hatten. Die Murašûs hielten Nutzrechte an solchen Ländereien und verpachteten diese an Kleinbauern.
Das Murašû-Archiv ist die umfangreichste Quelle zu den wirtschaftlichen Verhältnissen in Mesopotamien unter den Achämeniden.
Koordinaten: 32° 7′ 34″ N, 45° 13′ 51″ O