Search for LIMS content across all our Wiki Knowledge Bases.
Type a search term to find related articles by LIMS subject matter experts gathered from the most trusted and dynamic collaboration tools in the laboratory informatics industry.
Moritz Leiffmann wurde als Sohn eines jüdischen Sattlers im westfälischen Unna geboren. Einen gesellschaftlichen Aufstieg erlebte er als Prokurist (bis 1888) und als persönlich haftender Gesellschafter (bis 1921) des am 13. Oktober 1881 gegründeten Düsseldorfer Bankhauses Bernhard Simons & Cie.,[1] das sich durch die Finanzierung industrieller Projekte und Unternehmen intensiv an der Entwicklung der Industriezentren an Rhein und Ruhr beteiligte. Die Entwicklung des Bankhauses zu einem bedeutenden Geldinstitut gilt vor allem als das Werk Leiffmanns.[2] Durch sein Engagement in der Kommunalpolitik der Stadt Düsseldorf, wo er von 1896 bis 1920 als liberaler Stadtverordneter wirkte, trug er zur wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung der zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ avancierenden Stadt maßgeblich bei.[3] Von 1915 bis 1918 vertrat er Düsseldorf im Provinziallandtag der Rheinprovinz.[4] Auch als Förderer sozialer und künstlerischer Projekte (etwa 1899 als ein Initiator der Düsseldorfer Goethe-Festspiele,[5] als ein Sponsor des 1901 errichteten Düsseldorfer Mendelssohn-Denkmals,[6] als Mitglied des Vorstandes und Leiter des Finanzausschusses für die Internationale Kunst- und Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904 (u. a. im Kunstpalast Düsseldorf)[7] und als Stifter einer Inschrift zur 1916 als „Kriegswahrzeichen“ errichteten Nagel- und Holzskulptur Bergischer Löwe von Johannes Knubel[8]), als Redner und Schriftsteller zu wirtschaftlichen und Finanzthemen sowie als Dichter und Librettist einiger Werke von Engelbert Humperdinck[9][10] trat er hervor. Im Unterschied zu Michael Simons (1817–1895), seinem Seniorpartner in der Bank, der in der Synagogengemeinde Düsseldorfs eine bedeutende Rolle spielte, entfernte sich Leiffmann – wie viele andere Vertreter des Großbürgertums – von seinen jüdischen religiösen Wurzeln,[11] obwohl er selbst weiter der israelitischen Religionsgemeinschaft angehörte. Leiffmann heiratete Fanny Kaiser (1859–1932). Seine Kinder ließ er protestantisch taufen. Zu ihnen zählte auch die 1874 geborene Martha Leiffmann, die 1904 den späteren Mediziner Peter Janssen[12] heiratete, einen Sohn des Düsseldorfer Akademiedirektors Peter Jansen des Älteren, und 1906 den späteren Maler Peter Janssen den Jüngeren gebar. 1910 wurde ihm der Titel Geheimer Kommerzienrat verliehen.[13]
Villa Leiffmann
Um die Jahrhundertwende gab die Familie ihr eher bescheidenes Domizil über den Geschäftsräumen des Bankhauses Bernhard Simons & Cie. (später B. Simons & Co.) im Düsseldorfer Stadtzentrum (Blumenstraße 19[14]) auf und bezog die herrschaftliche „Villa Leiffmann“, die 1898 nach dem Vorbild einer florentinischenVilla vom eklektizistischen Akademie-Professor Adolf Schill entworfen und in der Golzheimer Heide im Stadtteil Golzheim auf einem weitläufigen Gelände, zwischen der heutigen Theodor-Heuss-Brücke, dem heutigen Nordpark Düsseldorf, der Kaiserswerther Straße und dem Rhein, errichtet worden war.[15][16][17] Die palastartige, von einem Park mit geschwungenen Wegen umgebene Villa, die sich dem Rhein mit einer imposanten Doppelturmfassade zuwandte,[18] bildete bis zum Tode Leiffmanns einen „Mittelpunkt glanzvoller Geselligkeit“ und war berühmt für ihre wertvolle Ausstattung, darunter eine beachtliche Kunstsammlung, die ab November 1932, kurz nach dem Tod von Leiffmanns Witwe, durch die Galeristen Alfred Flechtheim, Hugo Helbing und Georg Paffrath öffentlich versteigert wurde.[19][20] Einige Jahre vor ihrem Tod, wohl Mitte der 1920er Jahre, hatte Fanny Leiffmann ihrem Schwiegersohn, dem Arzt Peter Janssen, von ihrem Villengrundstück ein Grundstück an der Rotterdamer Straße 40[21] (in der Zeit des NationalsozialismusAlte-Garde-Ufer 104[22], heute Rotterdamer Straße 65) ausparzellieren lassen, wo Janssen 1926 von dem Architekten Josef Kleesattel ein eigenes, heute denkmalgeschütztes Wohnhaus erbauen ließ. Bei der Umgestaltung des Düsseldorfer Nordens zur „Schlageter-Stadt“, die die Stadt und die Gauleitung Düsseldorf Mitte der 1930er Jahre im Zuge eines Personenkults um den Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter und einer ambitionierten Stadtentwicklungspolitik zum Ausbau der „Gauhauptstadt Düsseldorf“ vorantrieben, erwarb die Stadt das Villengelände zu einem sehr geringen Kaufpreis von den Erben Leiffmanns, um es in die Entwicklung der Reichsausstellung Schaffendes Volk und – in diesem städtebaulichen Rahmen – in den Bau der nationalsozialistischen Mustersiedlung namens „Schlageter-Siedlung“ einzubeziehen; die Villa Leiffmann, die seit 1932 leergestanden hatte, wurde spätestens 1936 abgerissen.[23] Ein schmiedeeisernes Gartentor-Gitter der Villa, das der Schriftsteller Herbert Eulenberg erworben hatte, wurde am Eingang zu dessen Anwesen „Haus Freiheit“ in Düsseldorf-Kaiserswerth wiederverwendet.[24]
Grabstätte
Leiffmann und seine Frau wurden im jüdischen Teil des Düsseldorfer Nordfriedhofs bestattet. Die Grabstätte markiert ein schlichtes Tuffstein-Grabmal, das wohl von dem Bildhauer Leopold Fleischhacker entworfen wurde.[25]
Literarisches Werk
Johannes. Idyll in Hexametern, Versepos, 1878, 2. Auflage, Leipzig 1879
Gold-Silber-Papier. Eine Studie. 3. Auflage, Lintz, Düsseldorf 1893
Trifolium. Verlag Breitkopf & Härtel, Leipzig 1898 (lyrische Dichtung, vertont von Engelbert Humperdinck, illustriert mit symbolischen Zeichnungen von Alexander Frenz; rezensiert von Hanns Heinz Ewers in: Der Kunstfreund, Februar 1899, S. 42 f.)
Kräfte und Pflichten des deutschen Geldmarktes im Kriegsfalle. Ein Mahnruf. Düsseldorf 1899
Zu den Wundern Amerikas. Reisebeschreibung. Schwann Verlag, Düsseldorf 1908
Stellung und Aufgaben des Privatbankiers im heutigen Wirtschaftsleben. Einleitender Vortrag zum 4. Allgemeinen Deutschen Bankiertag zu München am 17. September 1912, Verlag Strucken, Düsseldorf 1912;[26] ebenfalls in: Verhandlungen des IV. Allgemeinen Deutschen Bankiertages zu München am 17. September 1912, Berlin 1912, S. 51 (PDF, Digitalisat)
Die Städte und der Krieg. In: Bank-Archiv, 14, 8, S. 134–136
Die Aufgaben der Gemeinden im Kriegsfalle. In: Akademie für kommunale Verwaltung (Hrsg.): Vorträge der Kommunalen Woche. Düsseldorf 1914, S. 106–112 (Dieser Vortrag Leiffmanns, der zur finanziellen und sonstigen Vorsorge der Kommunen für einen Kriegsfall aufrief, fand im Juli 1914, kurz nach der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgerpaares in Sarajevo und kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, überregionale Beachtung.[27])
Die feste Sicherung unserer Kriegsanleihen. In: Bank-Archiv, 1917
Literatur
Max Kruk: Bankiers in ihrer Zeit. Die Männer von B. Simons & Co. Schriftenreihe des Instituts für bankhistorische Forschung, Band 13, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt 1989, ISBN 978-3-78190-417-0
↑Barbara Suchy: Düsseldorf. In: Ludger Heid, Julius H. Schoeps, Marina Sassenberg (Hrsg.): Wegweiser durch das jüdische Rheinland. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 1992, ISBN 3-87584-385-1, S. 72
↑Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf. 9. Auflage, Triltsch Verlag, Düsseldorf 1983, S. 130.
↑Die Initiative zu den zwischen 1899 und 1914 stattfindenden Düsseldorfer Goethe-Festspielen ging von Leiffmann, dem Düsseldorfer Regierungspräsidenten Georg von Rheinbaben, dem Staatsanwalt Kretschmar und dem Theaterleiter Max Grube, der die vom Rheinischen Goetheverein für Festspiele in Düsseldorf ausgerichtete Veranstaltung bis 1909 leitete, aus. – Vgl. Walter Cohen: Gemälde alter und neuer Meister aus dem Nachlass Geheimer Kommerzienrat M. Leiffmann und aus deutschem Museums- und Privatbesitz. Bagel Verlag, Düsseldorf 1932, Vorwort (Digitalisat)
↑Yvonne Wasserloos: Das Düsseldorfer Mendelssohn-Denkmal. Ort des Erinnerns und Bekennens. S. 6. (PDF (Memento des Originals vom 17. November 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rsh-duesseldorf.de)
↑Heinrich Frauberger: Internationale Kunst- und Große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904. Bagel, Düsseldorf 1905, S. 7 (Digitalisat)
↑Er wurde ein renommierter Chirurg. Als solcher gründete er die „Golzheimer Klinik“.
↑Leiffmann, Moritz. In: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Leipzig 1913, S. 219. (Digitalisat)
↑Moritz Leiffmann Düsseldorf, Eintrag im Adreß-Buch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1889, abgerufen im Portal adressbuecher.genealogy.net am 1. Mai 2015
↑Die Bebauung auf dem späteren Ausstellungsgelände, Webseite im Portal schaffendesvolk1937.de, abgerufen am 21. Mai 2016 – siehe auch: Stefanie Schäfers: Vom Werkbund zum Vierjahresplan. Die Ausstellung Schaffendes Volk, Düsseldorf 1937. Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins, Düsseldorfer Geschichtsverein (Hrsg.), Band 4 (= Beiträge der Forschungsstelle für Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal, Band XI), Droste Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-3045-1
↑Walter Cohen: Gemälde alter und neuer Meister aus dem Nachlass Geheimer Kommerzienrat M. Leiffmann und aus deutschem Museums- und Privatbesitz. Bagel Verlag, Düsseldorf 1932, Vorwort (Digitalisat)
↑Rotterdamer Straße 40 E Janssen, Peter, Prof., Dr. med., Arzt, Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1927 (uni-duesseldorf.de)
↑Alte-Garde-Ufer 104 E Janssen, Peter, Prof., Dr. med., Arzt, Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1939 (uni-duesseldorf.de)
↑Stefanie Schäfers: Vom Werkbund zum Vierjahresplan. Die Ausstellung Schaffendes Volk, Düsseldorf 1937. (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins, Band 4.) (= Beiträge der Forschungsstelle für Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Bergischen Universität–Gesamthochschule Wuppertal, Band XI.) Droste Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-3045-1. (schaffendesvolk1937.de)
↑Falk Wiesemann: Steiler Aufstieg ins Großbürgertum. Die Villa Leiffmann in Düsseldorf. In: Kalonymos, Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut, 3. Jahrgang 2000, Extrablatt, S. 23. (PDF)