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Lisa Lasselsberger wuchs zunächst in Sankt Peter-Freienstein in der Obersteiermark bei ihren Großeltern auf,[4][7] da ihre Mutter zu dieser Zeit noch Lehramtsstudentin war.[8] Im Alter von sechs Jahren zog sie zu ihren Eltern nach Graz.[7] 2009 maturierte Lasselsberger an der HIB Liebenau in Graz,[4][9] anschließend studierte sie Germanistik und Slawistik an der Université Sorbonne Nouvelle in Paris. Nach einem einjährigen Aufenthalt in London, währenddessen sie Französisch und Deutsch unterrichtete,[10][4] weil sie eigentlich wie ihre Mutter Lehrerin werden wollte,[8] zog sie nach Berlin.[11][12] Dort absolvierte sie 2014 ein Masterstudium an der Freien Universität Berlin (ebenso an der Université Sorbonne Nouvell).[4] Ihre erste Masterarbeit zum Thema Weiblichkeit und Nationalsozialismus, ausgehend von Joseph Goebbels’ Tagebüchern wurde nach eigenen Angaben abgelehnt; in ihrer akzeptierten zweiten Masterarbeit befasste sie sich mit der Figur des Teufels in der deutschsprachigen Literatur. Nach dem Studium begann sie mit Poetry-Slams mit denen sie 2015 die österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften gewann.[8][4] Auf der Bühne tritt Lasselsberger als Lisa Eckhart auf. Eckhart ist der Nachname ihres Vaters.[13]
Im Oktober 2015 gewann sie als zweite Frau die österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften.[11][18] Bei der deutschen Poetry-Slam-Meisterschaft 2015 in Augsburg schied sie jedoch punktgleich mit dem späteren Sieger Jan Philipp Zymny per Losentscheid aus.[19]
Ihr 2022 erschienener Paris-Roman Boum stieß in der Kritik dagegen auf ein gemischtes Echo.[32] Als charakteristisch für diesen „sprachlich überschäumenden, pointenreichen Roman“ wurde durch den Deutschlandfunk Kultur die häufige Verwendung der rhetorischen Figur des Zeugmas beschrieben.[33]
Kritik
2020 wurde Eckhart für einen 2018 in der WDR-Sendung Mitternachtsspitzen gesendeten kabarettistischen Beitrag Antisemitismus vorgeworfen. In ihrem satirischen Beitrag Die heilige Kuh hat BSE[34] hatte sie in sarkastischer Art und in Form einer Figurenrede die Frage gestellt, „was wir tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten“: Wenn also Juden wie Harvey Weinstein oder Roman Polański, Schwarze wie Bill Cosby oder Morgan Freeman Frauen sexuell belästigten und Schwule wie Kevin Spacey Männer. Das sei „der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit“.[35] Kritisiert wurde Eckharts Äußerung „Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ Die Jüdische Allgemeine schrieb, ihr kabarettistisches Rezept bestehe „im simplen Brechen von Tabus, die nie welche waren – auch in puncto Antisemitismus“.[36]
Der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete Eckharts Einlage von 2018 als „geschmacklos und kritikwürdig“ und erklärte, ihre Pointen basierten auf „Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit“.[37][38] Währenddessen verteidigte Ariane Lemme, ebenfalls in der taz, ihren Humor unter dem Titel Satire muss wehtun dürfen.[39] Der WDR, der ihren Beitrag ausgestrahlt hatte, verteidigte Eckhart gegen den Vorwurf des Antisemitismus mit der Begründung, sie habe Vorurteile entlarven wollen.[40] Auch Henryk M. Broder in der Welt (Wie Lisa Eckhart ihr Publikum und Berufsempörte überfordert)[41] und Götz Aly in der Berliner Zeitung[42] verteidigten Eckhart gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Gerhard Haase-Hindenberg meinte in der Jüdischen Allgemeinen, er habe eine Künstlerin erlebt, die „gesellschaftliche Vorurteile allein dadurch entlarvte, dass sie sie überspitzte“.[43] Beim Publikum komme der Tabubruch gut an.[44]
Am 9. November 2021 strahlte der ORF einen Auftritt Eckharts aus, in welchem sie fragte: „Wieso sind in Sachen Humor die Juden den Frauen zwei Nasenlängen voraus?“ Der Musikjournalist Hardy Funk nannte im Bayerischen Rundfunk Eckharts Auftritt „eindeutig antisemitisch“ und urteilte, dass ihr Witz „nicht die Spur eines doppelten Bodens“ habe.[45]
Zu solcher Kritik an ihrem im November 2021 mehr als ein Jahr alten Programm Die Vorteile des Lasters hatte sie diese selbst bereits gegenüber der DPA als „einen verbreiteten Reflex (…), auf bestimmte Reizworte zu reagieren“, und als „boshaftes Missverstehen“ bezeichnet und die Frage aufgeworfen, „wie geht man mit Antisemitismus und Rassismus um? Erhebt man sie zum Tabu oder degradiert man sie zum Witz? Ich bin immer auf der Seite des Humors“.[46]
Debatte um Eckharts Ausladung vom Harbour Front Literaturfestival 2020
Im August 2020 berichtete der Spiegel, dass das Hamburger Literaturfestival Harbour Front Eckharts geplanten Auftritt abgesagt hatte. Die Festivalleitung „sehe sich außer Stande, im Falle einer Lesung die ‚Sicherheit der Besucher und der Künstlerin‘ zu gewährleisten“. Weiter heißt es in dem Schreiben: „Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, dass sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschäden wahrscheinlich sind. Wir haben in den letzten Tagen bereits aus der Nachbarschaft gehört, dass sich der Protest schon formiert.“ Im „bekanntlich höchst linken Viertel“ werde eine solche Veranstaltung nicht geduldet, auch an Polizeischutz sei nicht zu denken, weil „die Situation dann sogar noch eskalieren und gar zu Straßenscharmützeln führen“ könne.[47] Ihr Verlag teilte der Leitung des Festivals mit, dass sie das Angebot, am Wettbewerb um den Kühne-Preis 2020 über den Umweg einer Videolesung teilzunehmen, nicht annehmen werde. Mit Sascha Reh sah sich außerdem ein Schriftsteller außerstande, bei einer Veranstaltung zu lesen, „die sich nicht unmissverständlich hinter das Recht auf Freiheit in Kunst und Rede stellt – auch dann, wenn mit Krawall zu rechnen ist“.[48]
Die AfD Hessen postete nach ihrer Ausladung auf Facebook ein Foto von ihr. Die Autorin distanzierte sich von der Partei, Eckhart und der Verlag kündigten rechtliche Schritte an.[49][50]
Bei der Eröffnung des Harbour-Front-Literaturfestivals im September 2020 kritisierte Navid Kermani zwei Autoren, die es abgelehnt hatten, mit Eckhart auf der Bühne zu stehen, was zu ihrer Ausladung beigetragen habe. Sie sei wegen ihres Debütromans Omama eingeladen worden, und „die Bühne ist ein öffentlicher Raum, und indem eine unabhängige Jury ihren Roman ausgewählt hat, stand ihr das gleiche Recht zu, diesen öffentlichen Raum zu betreten.“[61]
Programme
Bühne
2015: Als ob Sie Besseres zu tun hätten
2017: Die Nymphe und der Finstere Förster (zusammen mit Sven Kemmler)
2018: Die Vorteile des Lasters
2022: BOUM
2023: Kaiserin Stasi die Erste
TV
2018: Als ob Sie Besseres zu tun hätten (45 Minuten, 3sat)
2022: Die Unmoral von der Geschicht’ (44 Minuten, 3sat Festival)
Publikationen
als Lisa Lasselsberger: Objekt der Forschung und Begierde. Licht meines Lebens, meine Sünde, meine Seele – „Mein Roman“. Die Ringvorlesung zur Königsklasse der Gattungen im Spannungsverhältnis zwischen Forschung und Subjektivität. In: FURIOS – Studentisches Campusmagazin an der FU Berlin. Freundeskreis Furios e. V. (Hrsg.), Berlin 2014.[2]
„Ich bin davon überzeugt, dass sehr viel dafür getan werden muss, um Menschen die Möglichkeit zu geben, so menschenwürdig zu leben, dass sie Stärke entwickeln können. […] Ich bin der Ansicht, dass Identitätsprobleme keine Priorität haben sollten, solange nicht jeder materiell-existenziell versorgt ist.“
– Lisa Eckhart: Tages-Anzeiger, 1. Dezember 2019[74]
„Ich glaube ja bekanntlich nicht an diesen wahrhaftigen Kern, der missverstanden werden könnte. Ich sehe mich als Amalgam aus eigenen und fremden Lügen.“
„Glamour und Kloake – in Lisa Eckharts Kunst hängt das eine symbiotisch am anderen. Daraus ergeben sich exquisite Sichtweisen, die ihrem Publikum manchmal fast die Luft nehmen.“
Karl Forster: SZ-Serie: „Wort für Wort“: Teuflisch gut. In: Süddeutsche Zeitung, 20. Dezember 2015.[19]
Sabine Hottowy: „Frauen werden zur Innenschau erzogen.“ Die Poetry-Slammerin Lisa Eckhart dichtet und schimpft neuerdings auch auf österreichischen Kabarettbühnen. Ihr Vorbild: der Teufel. In: Kultur Magazin von Die Presse, 15. April 2016.[12]
↑ abKarl Fluch: Lisa Eckhart, Sprachkünstlerin auf hohem Niveau. In: Der Standard, Printausgabe vom 24. Februar 2018 (Volltext in ungekürzter Version auf pressreader.com, abgerufen am 22. Juni 2018). Darin die in der Online-Ausgabe derStandard.de nicht mehr enthaltene Passage: „Lisa Eckhart ist Lisa Eckhart. Immer. Gut, ihr richtiger Name ist Lisa Lasselsberger, aber ansonsten gibt sie sich viel Mühe, damit ihre Bühnenfigur nicht als Kunstfigur missinterpretiert wird.“
↑ abLisa Lasselsberger: Objekt der Forschung und Begierde.Licht meines Lebens, meine Sünde, meine Seele – „Mein Roman“. Die Ringvorlesung zur Königsklasse der Gattungen im Spannungsverhältnis zwischen Forschung und Subjektivität. In: FURIOS – Studentisches Campusmagazin an der FU Berlin. Freundeskreis Furios e. V. (Hrsg.), 24. April 2014, abgerufen am 22. Juni 2018.
↑ abc
Lisa Mittermaier:
Literaturpreis: Wo sind die Mannsbilder? In: Annenpost. Geschichten aus dem Annenviertel (Kultur). „Weblog des Studiengangs ‚Journalismus und Public Relations (PR)‘ der FH JOANNEUM“, 27. Oktober 2014; 2. Preis, Lisa Lasselsberger (Lisa Eckhart). (ohne Datum, PDF) Jurybegründung Literatur (Anita Keiper, Luise Kloos, Kerstin Eberhard) auf der Website des Annenstraße-Weibsbilder-Preis. Beide abgerufen am 22. Juni 2018.
↑ abcdefghLisa Eckhart: Metrische Taktlosigkeiten: Eine Einführung ins politische Korrektum. (= Reihe Theater-Edition Schultz & Schirm, Nr. 6.) 2. korrigierte Auflage. Schultz & Schirm Bühnenverlag, Wien 2017, ISBN 978-3-9503907-6-6, S. 123:
Eckhart, Lisa. Autorinprofil beim Auslieferer Mohr Morawa Buchvertrieb: „1991 – Erstmalige Inbetriebnahme Lisa Eckharts im Stadtkrankenhaus Leoben in der Steiermark. […]. 1997 – Einschulung in der Metropole Graz. […]. 2009 – Matura an der ehemaligen Kadettenschule HIB Liebenau. …“
↑ abcdKarl Fluch: Kabarettistin Lisa Eckhart: Vulgär mit Stil. Ihre Kunst Kleinkunst zu nennen wäre eine Geringschätzung. Dass Lisa Eckhart im Kabarett gelandet ist, war ja bloß ein Zufall (Porträt). In: derStandard.de.Der Standard, 25. Februar 2018, abgerufen am 22. Juni 2018.
↑Harald Fest: Wir gratulieren. Folge 2018/1. In: Blog Alumni Club Liebenau des Verbandes der Absolventen und Freunde von BEA/HIB/BG Graz-Liebenau (Hrsg.), 25. April 2018, 22. Juni 2018: „Eine ebenso schnelle Karriere, aber in einem völlig konträren Bereich, macht derzeit die blutjunge LISA ECKHART (MJ 2009 als Lisa Lasselsberger) als Kabarettistin und Poetry Slammerin.“
↑ abcElisabeth Pötler: Die Kraft der Worte. Interview als neue österreichische Poetry Slam-Meisterin. In: meinbezirk.at. 4. November 2015, abgerufen am 9. März 2018.
↑Bayerischer Rundfunk, Knut Cordsen: Schwarzer Block schlägt schwarzen Humor: Zur Ausladung Lisa Eckharts vom Hamburger Harbour Front Festival. 6. August 2020 (br.de [abgerufen am 16. August 2020]).
↑Anna Lemme: Satire muss wehtun dürfen. In: taz. 9. August 2020, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 12. August 2020]).
↑Lisa Eckhart: WDR verteidigt Kabarettistin gegen Antisemitismus-Vorwürfe. In: DIE WELT. 5. Mai 2020 (welt.de [abgerufen am 5. Mai 2020]).
↑Henryk M. Broder: Henryk M. Broder: Lisa Eckhart überfordert Publikum und Berufsempörte. In: Die Welt. 14. Mai 2020 (welt.de [abgerufen am 16. Mai 2020]).
↑Andreas Tobler: «Sex auf Augenhöhe ist unmöglich». Lisa Eckhart gilt als Kabarettsensation. Jetzt kommt die Österreicherin erstmals mit ihrem Programm in die Schweiz. In: Tages-Anzeiger. 1. Dezember 2019, abgerufen am 15. August 2020.