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Daten | |
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Titel: | Liliom |
Originaltitel: | Liliom |
Gattung: | Schauspiel |
Originalsprache: | ungarisch |
Autor: | Ferenc Molnár |
Erscheinungsjahr: | 1909 |
Uraufführung: | 7. Dezember 1909 |
Ort der Uraufführung: | Vígszínház (Lustspieltheater) in Budapest |
Personen | |
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Liliom ist der Titel des berühmtesten Theaterstückes des ungarischen Dramatikers Ferenc Molnár, für die deutsche Bühne bearbeitet von Alfred Polgar als „Vorstadtlegende in 7 Bildern und einem szenischen Prolog“. Die Uraufführung war am 7. Dezember 1909 im Vígszínház (Budapest), die erste deutschsprachige Aufführung 1912 im Berliner Lessing-Theater, die erste erfolgreiche Aufführung am 28. Februar 1913 im Theater in der Josefstadt in Wien (in der deutschen Fassung von Alfred Polgar).
Liliom ist Rekommandeur eines Karussells im Budapester Stadtwäldchen (in der deutschen Übersetzung im Wiener Prater). Er ist bei der Karussellbesitzerin Frau Muskat angestellt und ihr Liebhaber. Als er sich in das Dienstmädchen Julie verliebt und Frau Muskat deswegen das Dienstmädchen eifersüchtig beschimpft, gibt er ihretwegen seine Stellung auf. Die beiden heiraten und finden Wohnung in der Bretterbude des Schnellfotografen Hollunder. Dort beklagt sich Julie bei ihrer Freundin Marie, dass Liliom arbeitsscheu sei und sie sogar schlage. Obwohl Liliom seine Frau liebt, schlägt er sie oft aus Kummer über seine Arbeitslosigkeit und um seine leicht verletzbaren Gefühle zu verbergen.
Liliom kommt mit der Unterweltfigur Ficsur nach Hause. Er lehnt stolz ab, als Frau Muskat ihm seinen alten Posten beim Ringelspiel wieder anbietet. Die Not des Ehepaares wird besonders drückend, als Julie ein Kind erwartet. Liliom ist zwar glücklich, fühlt aber zum ersten Mal im Leben eine Art Verantwortungsbewusstsein und muss für seine Familie sorgen. Um einen Ausweg zu finden, lässt sich Liliom zu einem Raubüberfall auf Linzmann, den Kassierer einer Fabrik, verleiten. Laut Ficsur soll Linzmann jeden Samstag zu einer bestimmten Zeit mit 16.000 Kronen am Bahndamm vorbeigehen. Liliom müsse den Kassierer nur fragen, wie spät es sei, und Ficsur würde diesen von hinten erstechen. Liliom nimmt Frau Hollunders Küchenmesser an sich. Während Liliom und Ficsur am Bahndamm auf ihr Opfer warten, spielen sie Karten, und Liliom verliert 9.600 Kronen, also mehr als seinen erwarteten Anteil. Der Plan misslingt, Linzmann zieht eine Pistole und ruft zwei berittene Polizisten herbei, die in der Nähe patrouillieren. Ficsur kann entkommen, doch Liliom ersticht sich vor der Verhaftung. Als er auf einer Bahre ins Atelier der Frau Hollunder getragen wird, kann er Julie nur noch ein paar Worte über sein verfehltes Leben sagen, bevor er stirbt. Julie bleibt mit dem Toten allein und spricht zärtlich zu ihm.
Zwei „Polizisten Gottes“ bringen den Toten vor das himmlische Selbstmördergericht, vor dem er schließlich gestehen muss, dass er sich aus Liebe zu Julie und dem ungeborenen Kind umgebracht hat. Nach sechzehn Jahren Buße bekommt er die Erlaubnis, für einen Tag auf die Erde zurückzukehren, um etwas Gutes zu tun. Unterwegs stiehlt er einen Stern für seine Tochter Luise. In der Gestalt eines Bettlers gibt sich Liliom vor seiner Familie als Freund des Verstorbenen aus und erzählt seiner inzwischen herangewachsenen Tochter so lange die bittere Wahrheit über ihren Vater, bis Julie den unerkannten Gast des Hauses verweist. Als Liliom dem Mädchen zornig auf die Hand schlägt, spürt es keinen Schmerz. Es ist ihr, als habe man ihre Hand liebevoll gestreichelt. Die himmlischen Detektive führen Liliom kopfschüttelnd ab. Nun fragt das Mädchen seine Mutter, ob es denn möglich sei, dass ein so heftiger Schlag nicht weh tue. Julie antwortet: „Es ist möglich, mein Kind, dass einen jemand schlägt, und es tut gar nicht weh.“
Anlässlich der Liliom-Uraufführung am 7. Dezember 1909 im Budapester Vígszínház Theater wurde Franz Molnár von der täglich erscheinenden Magyar Szinpad (Ungarische Bühne) aufgefordert, eine Vorankündigung zu Liliom in der Rubrik Der Autor über sein Stück zu schreiben:
„Jeder hat schon einmal eine Schießbude im Stadtwäldchen gesehen. Erinnern Sie sich daran, wie kindisch, wie komisch alle Figuren dargestellt sind? Arme, schlechte Schildermaler malen diese Figuren so, wie sie sich das Leben vorstellen. Ich wollte das Stück auch in solcher Weise schreiben. Mit den Gedanken eines armen Schaukelgesellen im Stadtwäldchen, mit seiner Phantasie und seiner Ungehobeltheit.“
Franz Molnár hatte neben zahllosen Humoresken und Satiren bereits mehrere Bühnenwerke herausgebracht, als er sich als Einunddreißigjähriger eines Nachts im Budapester Café New York entschloss, seine Vorstadtlegende Liliom zu verfassen. Dieses Stammcafé der Literaten war sein bevorzugter Arbeitsplatz. Er schrieb in „Sibirien“, wie ein Erkerausbau im prunkvollen Café genannt wurde, in unmittelbarer Nähe der Militärkapelle, die allabendlich aufspielte; in einundzwanzig Tagen war das Stück vollendet.
Das elegante Premierenpublikum im Budapester Lustspieltheater Vígszínház am 7. Dezember 1909 war an leichte und amüsante französische Kost gewöhnt, es kam hauptsächlich ins Theater, um die Schauspieler in den neuesten Pariser Modellen bewundern zu können. In Liliom stand aber der beliebte Darsteller Gyula Hegedűs plötzlich als Vorstadthallodri in ausgefransten Hosen auf der Bühne, ein Affront, wie viele fanden. Liliom wurde von der Tagespresse – bis auf wenige Ausnahmen – verrissen. Für Poesie auf der Bühne fehlte dem damaligen Budapester Publikum das Verständnis.
Es folgte 1912 die deutschsprachige Erstaufführung im Berliner Lessing-Theater nach einer Übertragung von Alfred Polgar, welche ebenfalls ein Misserfolg war.[2]
Die erste erfolgreiche Aufführung (und zugleich auch der Durchbruch für Liliom) war am 28. Februar 1913 im Theater in der Josefstadt in Wien. Polgar hatte das Stück in ein österreichisches Idiom versetzt, es in den Wiener Prater verlegt und dem ungarischen Original einen Prolog hinzugefügt, der Direktor Josef Jarno spielte die Titelrolle, seine Gattin, die beliebte Volksschauspielerin Hansi Niese, spielte die Julie. Dieser Aufführung folgten hymnische Kritiken, mit der Bearbeitung des Theaterstückes zwischen Märchen und Sozialdrama durch Polgar trat Liliom seinen internationalen Siegeszug an und wurde in der Folge von Berlin über Amsterdam und von London bis New York gespielt.
Der italienische Opernkomponist Giacomo Puccini war von Liliom so begeistert, dass er bei Molnar anfragte, ob dieser ihm das Stück zur Vertonung überlassen würde. Molnár verweigerte die Zustimmung mit der Begründung: „Wenn Sie mein Stück vertonen, wird alle Welt von einer Puccini-Oper sprechen. So aber bleibt es ein Stück von Molnár.“
Die erste Vertonung als Oper erfolgte durch die österreichische Komponistin Johanna Doderer, uraufgeführt am 4. November 2016 in München durch das Staatstheater am Gärtnerplatz.
1945 diente das Stück Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II als Vorlage für das erfolgreiche Broadway-Musical Carousel (für welches sie auch das später durch Frank Sinatra und als Fußballhymne bekannt gewordene Lied You’ll Never Walk Alone schrieben).
Der Liliom gehört zu den Paraderollen für Schauspieler. Verkörpert haben ihn u. a. Hans Albers (der sie über 1800-mal spielte), Harald Juhnke, Charles Boyer, Max Pallenberg, Karl Paryla, Paul Hörbiger, Curd Jürgens, Hans Putz, Heinz Conrads, Josef Meinrad, Wolfgang Böck, Karlheinz Hackl, Robert Palfrader; die Julie spielten u. a. Ingrid Bergman, Hanna Schygulla, Inge Konradi, Gertraud Jesserer, Martha Wallner, Andrea Clausen, Fritzi Haberlandt; als Ficsur sah man u. a. Helmut Qualtinger, Hugo Gottschlich, Heinz Petters und Hanno Pöschl.
1913 Theater in der Josefstadt Wien. Regie: Josef Jarno (Uraufführung der Wiener Fassung), mit Josef Jarno als Liliom und Hansi Niese als Julie.
1922 Theater am Kurfürstendamm Berlin, mit Max Pallenberg (Liliom), Lucie Höflich (Marie), Ilka Güning (Frau Muskat), Paul Morgan (Fiscur)
1931 Volksbühne Berlin, Regie: Karlheinz Martin (Berliner Fassung), mit Hans Albers und Therese Giehse als Frau Muskat; für Albers wurde der Walzer Komm auf die Schaukel, Luise (Musik: Theo Mackeben; Text: Albert Polgar) hinzugefügt. Das Stück wurde nach 1933 aufgrund der jüdischen Herkunft des Autors von den Spielplänen gestrichen, worauf Albers in der Folge keine Bühnenrollen mehr übernahm. Erst am 25. April 1946 hatte Liliom wieder am Hebbel-Theater in Berlin mit Hans Albers in der Titelrolle Premiere, wo er erstmals seit 12 Jahren wieder auf der Bühne stand. 1948 inszenierte Karl Heinz Martin das Stück erneut am Theater Die Auslese in Hamburg, wieder mit Hans Albers. Der Kritiker Friedrich Luft feierte Albers, indem er ein für alle Mal dem Begriff Volksschauspieler, den man Hans Albers wohlwollend zusprach, alles Herabsetzende nahm.
1940 spielte Ingrid Bergman die Julie in einer amerikanischen Inszenierung mit Burgess Meredith. Liliom entwickelte sich zum Liebling im Repertoire.
1946 Bayerisches Staatsschauspiel, Theater im Brunnenhof. Inszenierung Friedrich Ulmer, mit Curd Jürgens (Liliom) und Christa Berndl (Luise) (Premiere 24. Juli 1946)
1946 Burgtheater Wien (im Redoutensaal). Regie: Philipp Zeska, mit Paul Hörbiger (Liliom), Alma Seidler (Julie), Maria Eis (Frau Muskat), Kramer (Marie), Oskar Werner (der junge Hollunder)
1951 Aufführung mit Curd Jürgens (Liliom) und Heidemarie Hatheyer (Julie)
1953 Wiener Volkstheater. Regie: Günther Haenel, mit Hans Putz (Liliom), Martha Wallner (Julie), Hugo Gottschlich (Ficsur), Hilde Sochor (Marie), Dorothea Neff (Frau Hollunder), Walter Kohut (Der junge Hollunder), Otto Schenk (Wolf Beifeld), Ernst Meister (Stephan Kadar), Lotte Ledl (Luise), Oskar Wegrostek (Stadthauptmann)
1963 Burgtheater Wien. Regie: Kurt Meisel, mit Josef Meinrad (Liliom), Inge Konradi (Julie), Hans Moser (Polizeikonzipist), Susi Nicoletti (Frau Muskat), Lotte Ledl (Marie), Michael Janisch (Fiscur)
1971 Wiener Volkstheater. Regie: Gustav Manker, mit Hans Putz (Liliom), Elfriede Ramhapp (Julie), Hilde Sochor (Frau Muskat), Heinz Petters (Fiscur), Brigitte Swoboda (Marie), Maria Englstorfer (Frau Hollunder), Franz Morak (Der junge Hollunder), Carlo Böhm (Stefan Kadar), Susanne Granzer (Luise), Gustav Dieffenbacher (Polizeikonzipist)
1972 Schauspielhaus Bochum, Regie: Rainer Werner Fassbinder, mit Liliom (Wolfgang Schenck), Julie (Hanna Schygulla), Marie (Irm Hermann), Frau Muskat (Margit Carstensen), Luise (Jutta Wachsmann), Fiscur (Kurt Raab), Frau Hollunder (Ingrid Caven), Der junge Hollunder (Rudolf W. Brem), Wolf Beifeld (Peter Kern), Drechsler, Linzmann (Rainer Hauer), Stadthauptmann (Ulli Lommel), Berkovice (Karl von Liebezeit), Polizeikonzipist (Margit Carstensen), 2 Polizisten (Karl von Liebezeit, Ulli Lommel), Liliom im Himmel (Kurt Raab), El Hedi ben Salem (Engel); Musik: Peer Raben
1974 Schauspiel Frankfurt, Regie: Hans Neuenfels, mit Gottfried John, Elisabeth Trissenaar, Lore Stepanek, Wilfried Elste, Eva-Maria Strien, Hermann Treusch, Christian Redl
1981 Bregenzer Festspiele, Regie: Ernst Haeusserman, mit Heinz Marecek (Liliom), Maria Bill (Julie), Dolores Schmidinger (Marie), Erni Mangold (Frau Muskat), Michael Schottenberg (Ficsur), Hans Thimig (Polizeikonzipist)
1985/86 Volkstheater Wien, Regie: Dietmar Pflegerl, mit Wolfgang Böck (Liliom), Ulrike Jackwerth (Julie), Katharina Manker (Marie), Wolfgang Böck wurde mit dem Karl-Skraup-Preis ausgezeichnet.
1986 Theater am Meer – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven, Erstaufführung in Niederdeutscher Sprache am 7. November 1986, Regie: Harald Dornseiff, mit Liliom (Arnold Preuß), Julie (Marion Zomerland)[4]
1993 Burgtheater Wien, Regie: Paulus Manker, mit Karlheinz Hackl (Liliom), Andrea Clausen (Julie), Gertraud Jesserer (Frau Muskat), Maria Happel (Marie), Johann Adam Oest (Wolf Beifeld), Hanno Pöschl (Fiscur), Ingrid Burkhard (Frau Hollunder), Pavel Landovský (Stefan Kadar), Eva Herzig (Luise), Johannes Krisch (Himmelspolizist), Haymon Maria Buttinger (Himmelspolizist), Karl Fischer (Polizist), Markus Werba (Praterausrufer), Maxi Blaha (Praterbesucherin) und Kurt Meisel (der das Stück 1963 am Burgtheater inszeniert hatte) als Polizeikonzipist.
2000 Thalia Theater. Regie: Michael Thalheimer, mit Peter Kurth (Liliom) und Fritzi Haberlandt (Julie), Bekannt wurde die Inszenierung auch aufgrund des Zwischenrufs von Klaus von Dohnanyi: „Das ist doch ein anständiges Stück, das muss man doch nicht so spielen!“
2005 Schlossspiele Kobersdorf, Regie: Michael Gampe mit Wolfgang Böck in der Titelrolle, Gerti Drassl als Julie und Peter Uray als Konzipist.[6]
2007 Württembergisches Staatstheater Stuttgart, Regie: Karin Henkel, mit Felix Goeser und David Bösch am Schauspiel Essen mit Günter Franzmeier in der Titelrolle.
2008 Deutsche Nationaltheater Weimar. Regie. Nora Schlocker, mit Jürg Wisbach als Liliom und Karoline Herfurth als Julie.
2010 Schauspielhaus Graz, Regie: Viktor Bodó, mit Jan Thümer (Liliom) und Kata Petö (Julie).
2010 Wiener Volkstheater, Regie: Michael Schottenberg, mit Robert Palfrader als Liliom und Katharina Straßer als Julie.
2013 Schauspielhaus Bochum, Regie: Christina Paulhofer, mit Florian Lange (Liliom) und Kristina Peters (Julie). Inszenierung mit Autoscootern sowie Akrobaten des Bochumer Kulturhauptstadtprojektes Urbanatix.
2013/2014 Burgtheater Wien, Regie: Barbara Frey, mit Nicholas Ofczarek (Liliom), Katharina Lorenz (Julie), Mavie Hörbiger (Marie) und Jasna Fritzi Bauer (Luise).
2019 Thalia-Theater, Hamburg, Koproduktion mit den Salzburger Festspielen (Premiere 17. August 2019), Regie: Kornél Mundruczó, mit Jörg Pohl (Liliom), Maja Schöne (Julie), Inszenierung mit Industrierobotern.
2016 Staatstheater am Gärtnerplatz München, Musik von Johanna Doderer, Libretto und Regie Josef E. Köpplinger, Uraufführung am 4. November 2016 in der Reithalle München. Mit Daniel Prohaska (Liliom), Camille Schnoor (Julie), Angelika Kirchschlager (Frau Muskat), Cornelia Zink (Marie), Matija Meić (Ficsur), Katerina Fridland (Luise) und Dagmar Hellberg, Christoph Seidl, Maximilian Mayer, Erwin Windegger, Tamás Tarjányi sowie Chor, Kinderchor und Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz.
2011 Hamburger Staatsoper, Hamburg Ballett, Ballett von John Neumeier
Friedrich Luft, 27. April 1946
Otto F. Beer, 1979
Alfred Kerr, 1917
Felix Salten, 1921:
Werke Molnárs mit Beziehung zu „Liliom“: