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Im Jahr 1935 bildete sich bei einem Landaufenthalt um Giono und seinen Freund Lucien Jacques ein Gesprächskreis naturverbundener pazifistisch gesinnter Menschen, der die Cahiers du Contadour veröffentlichte. In dieser Zeit entdeckte Giono den amerikanischen Schriftsteller Herman Melville für den französischen Buchmarkt.[2] Gemeinsam mit Jacques übersetzte Giono das Werk Moby Dick ins Französische. Das Buch erschien 1941 bei Gallimard. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 bedeutete das Ende der Jahrestreffen der Contadoureans.
Giono begegnete in Manosque während des Krieges der aus Köln emigrierten deutsch-jüdischen Schriftstellerin und Journalistin Luise Straus-Ernst, die einen Teil seines Romans Triomphe de la vie ins Deutsche übersetzte.[3] Im Gegenzug gab er ihr den Rat, ihre Autobiographie, an der sie damals schrieb, Nomadengut (statt Laut gedacht) zu nennen.[4] Sein Verhältnis zu Juden blieb dennoch zwiespältig, wie besonders aus seinem Journal de l'Occupation hervorgeht.[5]
Gionos Roman Que ma joie demeure(Bleibe, meine Freude), 1935 erschienen, sei damals „eher als philosophisches Handbuch für eine neue Lebenskunst denn als literarisches Werk aufgenommen“ worden, erklärt Kindlers Neues Literaturlexikon. „Aus diesem Grund kam es zu manchen Konflikten zwischen Giono und seinem begeisterten Publikum, denn der Autor mußte viele Leser enttäuschen, die sich ratsuchend an ihn wandten.“[7]
Im Ton nüchterner, dafür von komplizierterer Bauart waren Gionos Nachkriegswerke, in denen nun, statt der Natur, der Mensch im Vordergrund stand. Die Literaturkritik spricht diesbezüglich von seiner Stendhal-Periode. Das stärkste Echo erzielte er mit dem Roman Le Hussard sur le toit(Der Husar auf dem Dach) von 1951, der mehrmals verfilmt wurde.
Nachleben
Nach Jean Giono ist der Literaturpreis Prix Jean Giono benannt.
Werke
Ernte. Aus dem Französischen übersetzt von Ferdinand Hardekopf. Fischer, Berlin 1931
Der Hügel. Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1931
Deutsche Ausgabe: Die Sternenschlange. Erzählung. Aus dem Französischen übersetzt von Ruth und Walter Gerull-Kardas. Fischer, Berlin 1937
Taube Blüten. Novellen. Aus dem Französischen übersetzt von Ruth und Walter Gerull-Kardas. Bermann-Fischer, Wien 1937
Que ma joie demeure. Éditions Grasset & Fasquelle, Paris 1990
Deutsche Erstausgabe: Bleibe, meine Freude. Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Ruth und Walter Gerull-Kardas. Bermann-Fischer, Wien 1937
Deutsche Neuausgabe: Bleibe, meine Freude. Roman. Matthes & Seitz, München 1994, ISBN 3-88221-794-4.
Vom wahren Reichtum. Aus dem Französischen übersetzt von Ruth und Walter Gerull-Kardas. Mit 112 Photos von Gerull-Kardas. Büchergilde Gutenberg, Zürich/Wien/Prag 1937
Deutsche Ausgabe: Bergschlacht. Roman. Ãœbersetzung von Ruth und Walter Gerull-Kardas. Bermann-Fischer, Stockholm 1939[2]
Pour saluer Melville.
Deutsche Ausgabe: Melville zum Gruß. Vision einer Begegnung. Aus dem Französischen übersetzt von Walter Gerull-Kardas. Goverts, Hamburg 1944 (Auslandsauflage)[10]
Triumph des Lebens. Roman eines Films. Aus dem Französischen übersetzt von Hety Benninghoff und Ernst Sander. Bachmair, Stöcking 1949
Les Âmes fortes.
Deutsche Ausgabe: Die starken Seelen. Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Richard Herre. Kiepenheuer & Witsch, Köln/Berlin 1957
Die große Meeresstille. Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Hety Benninghoff und Ernst Sander. Bachmair, Söcking 1949
Die Nonna. Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Richard Herre. Cotta, Stuttgart 1950
Andrea Beate Bantel: Jean Giono in Deutschland 1929–1945. Ein französischer Schriftsteller im Spiegel & Zerrspiegel seiner deutschen Leser. Röhrig, St. Ingbert 1992 (= Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft, Bd. 29), ISBN 3-924 555-81-8.
Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser. Insel, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-458-34793-3. Darin das Kapitel Der Vergil der Provence. Jean Giono in Manosque, S. 221–238.
↑Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 2005. Darin das Kapitel Der Vergil der Provence. Jean Giono in Manosque, S. 221–238.
↑ abcAnne-Margret Wallrath-Janssen: Der Verlag H. Goverts im Dritten Reich. Saur, München 2007, S. 337
↑Vgl. dazu Eva Weissweiler: Notre Dame de Dada - Luise Straus-Ernst - Das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst, Köln 2016, S. 359
↑Vgl. dazu Eva Weissweiler: Notre Dame de Dada - Luise Straus-Ernst - Das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst, Köln 2016
↑Jean Giono: Journal de l'Occupation, in: Jean Giono: Journal, poèmes, essais. Hg. von Pierre Citron, Paris 1995