Das International Council on Monuments and Sites (kurz ICOMOS, deutsch Internationaler Rat für Denkmalpflege) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation für Denkmalpflege mit Sitz in Paris.

Organisation

ICOMOS wurde 1965 in Warschau in der Folge der Unterzeichnung der Charta von Venedig 1964 gegründet,[1] der internationalen Charta über die Konservierung und Restaurierung von Kulturdenkmälern und Gesamtanlagen.

Mitglieder bei ICOMOS sind nationale Komitees und Vereinigungen für Denkmalpflege, von denen es in den meisten Staaten, die Mitglieder der UNESCO sind, eines gibt:

Nationalkomitees bestehen – in unterschiedlichen Rechtsformen, je nach nationalen Gegebenheiten – in mehr als 100 Ländern.[6] ICOMOS International wird durch die Beiträge der nationalen Komitees finanziert.

ICOMOS International berät die UNESCO zu denkmalpflegerischen Fragen, insbesondere des Weltkulturerbes. Für die Beurteilung von Naturerbestätten ist die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) zuständig. Vor der Ernennung neuer Stätten erstattet sie ein Fachgutachten zu dem Antrag auf Eintragung in die Welterbeliste, gibt Beschlussempfehlungen dazu an das Welterbekomitee und überprüft den Erhaltungszustand bereits eingetragener Welterbestätten.

Das ICOMOS ist ein Gründungsmitglied der Kulturschutzorganisation Blue Shield International. In diesem Zusammenhang soll, oft gemeinsam mit der UNESCO, der nationale und internationale Schutz von Kulturgütern, wie Denkmalen bei Kriegen, bewaffneten Konflikten oder Katastrophen, sichergestellt werden.

Im Rahmen von ICOMOS arbeiten 28 internationale wissenschaftliche Komitees,[7] die sich mit Fragen des Erhalts und der Restaurierung von Kulturdenkmälern befassen, so zum Beispiel zu Kulturdenkmälern des 20. Jahrhunderts,[8] den Kulturdenkmalen in den Polargebieten[9] oder dem immateriellen kulturellen Erbe.[10]

Seit 1982 organisiert ICOMOS in Kooperation mit der UNESCO jährlich am 18. April den Internationalen Denkmaltag.[11]

ICOMOS-Generalversammlungen, Präsidenten und Generalsekretäre[12][13]
Nr. Jahr Generalversammlung Amtszeit Präsident Generalsekretär
1. 1965 Krakau Polen Polen 1965–1969 Piero Gazzola Italien Italien Raymond Lemaire Belgien Belgien
2. 1969 Oxford Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1969–1972 Piero Gazzola Italien Italien Raymond Lemaire Belgien Belgien
3. 1972 Budapest Ungarn Ungarn 1972–1975 Piero Gazzola Italien Italien Raymond Lemaire Belgien Belgien
4. 1975 Rothenburg ob der Tauber Deutschland Deutschland 1975–1978 Raymond Lemaire Belgien Belgien Ernest Allen Connaly Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
5. 1978 Moskau Sowjetunion 1955 Sowjetunion 1978–1981 Raymond Lemaire Belgien Belgien Ernest Allen Connaly Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
6. 1981 Rom Italien Italien 1981–1984 Michel Parent Frankreich Frankreich Abdelaziz Daoulatli Tunesien Tunesien
7. 1984 Rostock Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 1984–1987 Michel Parent Frankreich Frankreich Abdelaziz Daoulatli Tunesien Tunesien
8. 1987 Washington, D.C. Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1987–1990 Roberto di Stefano Italien Italien Helmut Stelzer Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
9. 1990 Lausanne Schweiz Schweiz 1990–1993 Roland Silva Sri Lanka Sri Lanka Herb Stovel Kanada Kanada
10. 1993 Colombo Sri Lanka Sri Lanka 1993–1996 Roland Silva Sri Lanka Sri Lanka Jean-Louis Luxen Belgien Belgien
11. 1996 Sofia Bulgarien Bulgarien 1996–1999 Roland Silva Sri Lanka Sri Lanka Jean-Louis Luxen Belgien Belgien
12. 1999 Mexiko-Stadt Mexiko Mexiko 1999–2002 Michael Petzet Deutschland Deutschland Jean-Louis Luxen Belgien Belgien
13. 2002 Madrid Spanien Spanien 2002–2005 Michael Petzet Deutschland Deutschland Dinu Bumbaru Kanada Kanada
14. 2003 Victoria Falls Simbabwe Simbabwe Außerordentliche Versammlung
15. 2005 Xi’an China Volksrepublik China 2005–2008 Michael Petzet Deutschland Deutschland Dinu Bumbaru Kanada Kanada
16. 2008 Québec Kanada Kanada 2008–2011 Gustavo Araoz Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Bénédicte Selfslagh Belgien Belgien
17. 2011 Paris Frankreich Frankreich 2011–2014 Gustavo Araoz Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kirsti Kovanen Finnland Finnland
18. 2014 Florenz Italien Italien 2014–2017 Gustavo Araoz Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kirsti Kovanen Finnland Finnland
19. 2017 Delhi Indien Indien 2017–2020 Toshiyuki Kōno Japan Japan Peter Phillips Australien Australien
20. 2020 online 2020–2023 Teresa Patricio Belgien Belgien Mario Santana Kanada Kanada
21. 2023 Sydney Australien Australien 2023–2026 Teresa Patricio Belgien Belgien Jurn Buisman Niederlande Niederlande

Name

Aufgrund der Ähnlichkeit der Bezeichnungen wird in Deutschland für das International Council on Monuments and Sites auch die Bezeichnung „ICOMOS International“ verwendet – im Gegensatz zum Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS, das als „ICOMOS Deutschland“ bezeichnet wird.

Literatur

  • Ernst-Rainer Hönes: 50 Jahre internationaler Rat für Denkmalpflege (ICOMOS). In: Bayerische Verwaltungsblätter (BayVBl.) 147. Jg. 2016, S. 689–700.

Einzelnachweise

  1. ICOMOS International: Satzung. (Memento vom 11. August 2016 im Internet Archive)
  2. icomos.de: Satzung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS. (Memento vom 11. September 2015 im Internet Archive)
  3. ICOMOS | Organisation. Abgerufen am 31. Oktober 2024.
  4. ICOMOS Schweiz: Link pdf 187 KB
  5. Österreichisches Nationalkomitee: Homepage (Memento vom 15. September 2015 im Internet Archive)
  6. icomos.de: Weltweite Liste der Nationalkomitees. (Memento vom 18. Juni 2016 im Internet Archive)
  7. List of International Scientific Committees - International Council on Monuments and Sites. Abgerufen am 2. Oktober 2018 (englisch).
  8. Committee on Twentieth-century.
  9. ICOMOS International Polar Heritage Committee. – The International Polar Heritage Committee (IPHC) is an international scientific committee within the International Council on Monuments and Sites (ICOMOS). This site is provided by the International Polar Heritage Committee as a resource of information on matters related to the human heritage of Arctic and Antarctic. Abgerufen am 2. Oktober 2018 (englisch).
  10. International Committee on Intangible Cultural Heritage » ICICH. Abgerufen am 2. Oktober 2018 (englisch).
  11. Internationaler Denkmaltag bei dertagdes.de, abgerufen am 11. April 2017.
  12. ICOMOS: Past Presidents. Abgerufen am 12. Dezember 2015.
  13. ICOMOS: List of General Assemblies. Abgerufen am 12. Dezember 2015.