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Eine Druckpresse ist eine mechanische Presse, mit der ein Bild, normalerweise ein Text, mittels einer gefärbten Druckform auf einen Bedruckstoff übertragen wird, wodurch ein Abdruck entsteht. Die Erfindung und Verbreitung der Druckpresse, die weithin als das bedeutendste Ereignis des zweiten nachchristlichen Jahrtausends erachtet werden,[1] revolutionierten den Kommunikations- und Informationsbereich und leiteten als Übermittler und Multiplikator von Wissen und Ideen maßgeblich die Weltepoche der Frühmoderne ein.[2]
Dieses zum Hochdruck gehörende und Buchdruck genannte Druckverfahren wurde um 1440 im Heiligen Römischen Reich von Johannes Gutenberg aus Mainz entwickelt; Gutenberg modifizierte existierende Techniken wie die Spindelpresse und führte sie mit bahnbrechenden eigenen Erfindungen zu einem geschlossenen Drucksystem zusammen. Mithilfe seines eigens kreierten Handgießinstruments ließen sich zum ersten Mal bewegliche Lettern rasch und passgenau in großen Mengen herstellen, eine Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit des ganzen Buchdrucks.
Die Mechanisierung der Buchdruckkunst unter Verwendung der Buchdruckpresse führte zur ersten Massenproduktion von Büchern in der Geschichte.[3] Eine einzelne Druckpresse zur Zeit der Renaissance konnte an einem Arbeitstag 3.600 Seiten drucken,[4] verglichen mit vierzig im Handdruckverfahren und einigen wenigen durch Abschreiben;[5] Werke geistlicher oder weltlicher Autoritäten wie Luther oder Erasmus wurden schon zu ihren Lebzeiten hunderttausendfach verkauft.[6]
Ausgehend von einem einzigen Ort, Mainz in Deutschland, breitete sich die Kenntnis des Buchdrucks innerhalb nur weniger Jahrzehnte auf über zweihundert Städte in einem Dutzend Länder Europas aus.[7] Um 1500 hatten die über ganz Westeuropa verteilten Druckpressen bereits über 20 Mio. Druckwerke hergestellt.[7] Mit der weiteren Verbreitung der neuen Drucktechnik stieg die Gesamtproduktion im Lauf des 16. Jahrhunderts um das Zehnfache auf geschätzte 150 bis 200 Mio. Exemplare an.[7] Der Unterhalt einer Druckerei ging mit dem Betrieb einer Druckpresse so sehr einher, dass der Name des Geräts sich auf den neuen Medienzweig der Presse übertrug.[8] Bereits 1620 schrieb der englische Staatsmann und Philosoph Francis Bacon, dass der Buchdruck überall auf der Welt den Dingen ein neues Gesicht verliehen habe.[9]
Seit seinen Anfängen wurde der Buchdruck auch als eine Kunstform betrachtet und ausgeübt, die sich hohen ästhetischen und künstlerischen Ansprüchen verschrieb, wie etwa in der berühmten Gutenberg-Bibel. Heutzutage gehören Inkunabeln zu den bestgehüteten Schätzen großer Bibliotheken.
Der beispiellose Einfluss des Buchdrucks in der Folge von Gutenberg auf die langfristige Entwicklung der Geschichte Europas und der Welt ist in seiner Gesamtheit schwer zu erfassen. Analytische Ansätze umfassen die Idee einer echten Buchdruck-Revolution und die Entstehung einer Gutenberg-Galaxis. Die weite Verfügbarkeit des gedruckten Wortes zu erschwinglichen Preisen förderte die Bildung der Massen und legte den Grundstein für die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft.
Im Europa der Renaissance läutete der Buchdruck mit beweglichen Lettern das Zeitalter der Massenkommunikation ein, das mit einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandlungsprozess einherging: Der relativ ungehinderte Zugang zu Informationen und (revolutionären) Ideen überwand Staatsgrenzen, erfasste die Massen in der Reformation und bedrohte die althergebrachte Machtstellung der politischen und religiösen Eliten; der steile Anstieg der Alphabetisierungsrate brach das Monopol der lesekundigen Oberschicht auf geistige Bildung und Erziehung und stärkte das Mitspracherecht der aufstrebenden Mittelschicht. Der Druck blieb nicht nur auf Bücher beschränkt, jegliche Information konnte auf bedrucktem Papier verbreitet werden. Quer durch den Kontinent führte das wachsende kulturelle Selbstbewusstsein der Völker zur Herausbildung eines Proto-Nationalismus, der durch die allmähliche Verdrängung des Lateinischen als lingua franca zugunsten der Volkssprachen zusätzlichen Auftrieb erhielt.[10]
Zahlreiche Detailverbesserungen an Druckpressen wurden erfunden und eingesetzt. Im 19. Jahrhundert vollzog sich mit der Einführung von dampfgetriebenen und später elektrisch angetriebenen Druckmaschinen sowie der Erfindung der Zylinder-Schnellpresse und der Rotationsmaschinen der Übergang zur industriellen Massenproduktion. Druckpressen und -maschinen verbreiteten sich auf der ganzen Welt und die westliche Buchdrucktechnik wurde zur Grundlage für den Massendruck unserer Zeit.
Die rasche wirtschaftliche und soziokulturelle Entwicklung am Ausgang des Mittelalters bot günstige Voraussetzungen für Gutenbergs Erfindung: Der Unternehmergeist des Frühkapitalismus förderte ökonomisches Denken im Wirtschaftsleben und leistete der Rationalisierung der traditionell handwerklichen Produktionsweise Vorschub. Die Nachfrage nach Büchern stieg durch das wachsende Bedürfnis nach Bildung und die zunehmende Verbreitung der Fähigkeit zum Lesen in den Kreisen der Mittelschicht derart an, dass die herkömmliche, zeitintensive Methode des Kopierens per Hand den Bedarf nicht mehr decken konnte. In dieser Situation eröffnete der dezentralisierte Zustand der spätmittelalterlichen Welt einen gewissen Spielraum, um individuelle Lösungen ohne Interventionen politischer und religiöser Instanzen vorantreiben zu können.[11]
Zur gleichen Zeit war die Entwicklung einer Reihe mittelalterlicher Produkte und technischer Prozesse so weit gediehen, dass ihre Verwendung zu Druckzwecken potentiell interessant wurde. Gutenbergs Verdienst besteht darin, diese weitverstreuten Produkte und Prozesse in ihrem Wert für den Buchdruck erkannt, sie zu einem vollständigen und funktionierenden Drucksystem zusammengebracht und durch eine Anzahl eigener grundlegender Erfindungen und Innovationen perfektioniert zu haben:
Die Spindelpresse ermöglicht es, direkten Druck auf eine ebene Fläche auszuüben. Von den Römern im 1. Jahrhundert n. Chr. eingeführt, konnte sie schon zu Gutenbergs Zeiten auf eine lange Geschichte der Diversifikation zurückblicken:[12] Als Kelter war sie in der mediterranen wie mittelalterlichen Landwirtschaft zur Saftwinnung aus Weinreben und Ölextraktion aus Olivenkernen und anderen Ölsamen gebräuchlich.[13] Sehr früh wurden Spindelpressen auch im städtischen Textilgewerbe als Tuchpressen eingesetzt.[14] Gutenberg könnte auch durch die Papierpressen inspiriert worden sein, die seit dem späten 14. Jahrhundert in den deutschen Landen Verbreitung fanden und nach demselben mechanischen Prinzip funktionierten.[15]
Indem Gutenberg die Grundbauweise für seine Druckpresse übernahm, konnte er den Druckvorgang mechanisieren, eine entscheidende Voraussetzung für die Massenproduktion von Druckwerken.[16] Allerdings stellte das Drucken andere Anforderungen an die Maschine als das Auspressen. Gutenberg passte die Konstruktion so an, dass der Tiegel auf das Papier einen Pressdruck ausübte, der gleichmäßig und federnd zugleich war. Um den gesamten Prozess zu beschleunigen, führte er einen flachen und beweglichen Untertisch ein, auf dem die Bogen schnell gewechselt werden konnten.[17]
Die Idee beweglicher Lettern war im 15. Jahrhundert nicht völlig neu; spätestens seit dem 12. Jahrhundert tauchen in Europa sporadisch Hinweise auf die Kenntnis des typographischen Prinzips auf. Mittelalterliche Beispiele für typographische Textproduktion, also die durchgängige Wiederverwendung von Lettern zur Erstellung eines ganzen Textes, reichen von Deutschland (Prüfeninger Weiheinschrift) über Italien (Altaraufsatz des Pilgrim II.) bis nach England (siehe auch: Mittelalterliche Buchstabenziegel).[18] Die praktische Tauglichkeit der verschiedenen Techniken (Stempel, Punzen und Aneinanderreihung einzelner Letter) war jedoch zu gering, um sich weithin durchsetzen zu können.
Gutenberg gelang es, den Druckprozess entscheidend zu verbessern, indem er Setzen und Drucken als zwei separate Arbeitsschritte etablierte. Von Beruf her Goldschmied, goss er sein Letternmetall aus einer Bleilegierung, die sich für den Hochdruck als so geeignet erwies, dass sie noch heute verwendet wird.[19] Möglich wurde die Massenproduktion der Metalllettern durch seine Schlüsselerfindung eines speziellen Handgießinstruments, das sich zur schnellen Reproduktion identischer Typen vorzüglich eignete.[20] Der Gebrauch des lateinischen Alphabets stellte dabei einen enormen Vorteil dar, da der Schriftsetzer so jeden beliebigen Text mithilfe von nur etwa zwei Dutzend Buchstaben und diversen Satzzeichen reproduzieren konnte.[21]
Ein weiterer wichtiger Faktor, der sich günstig auf die Entstehung wie Verbreitung des Buchdrucks auswirkte, war das Kodexformat, in dem Bücher seit der Römerzeit herausgegeben wurden.[22] In einem jahrhundertelangen Prozess, der als die bedeutendste Entwicklung in der Geschichte des Buchs vor der Erfindung der Druckkunst selbst gilt, hatte der Kodex die antike Schriftrolle eingangs des Mittelalters (um 500 n. Chr.) vollständig verdrängt.[23] Der Kodex verfügt gegenüber der Schriftrolle über erhebliche praktische Vorteile: er ist bequemer zu lesen (indem man Seiten blättert), kompakter, preisgünstiger und vor allem können im Gegensatz zur Rolle recto und verso zum Beschreiben und Bedrucken benutzt werden.[24]
Eine vierte Entwicklung bestand in der raschen Mechanisierung der mittelalterlichen Papiererzeugung. Die Einführung von wassergetriebenen Papiermühlen, die ab 1282 sicher belegt sind,[25] ermöglichte europäischen Papiermachern eine starke Produktionsausweitung und verdrängte die mühsame manuelle Arbeit wie sie in China[26] und der islamischen Welt üblich war.[27] Die Zahl der Papierherstellungszentren stieg im späten 13. Jahrhundert in Italien steil an, wo der Papierpreis auf ein Sechstel von Pergament fiel und noch weiter sank; etwa hundert Jahre später nahmen auch in Deutschland die ersten Papiermühlen ihren Betrieb auf.[28]
Gleichwohl scheint der endgültige Durchbruch des Papiers als Schriftträger nicht minder von der raschen Ausbreitung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern abhängig gewesen zu sein.[29] In diesem Zusammenhang ist aufschlussreich, dass Pergament-Kodizes, deren Qualität als Beschreibstoff als unübertroffen gilt,[30] noch einen substantiellen Teil von Gutenbergs Auflage der 42-zeiligen Bibel ausmachten.[31] Erst nach zahlreichen Versuchen gelang es dem Mainzer, die Schwierigkeiten zu überwinden, welche die herkömmlichen wasserhaltigen Tinten durch Nässen des Papiers hervorriefen, und eine Zusammensetzung für eine ölhaltige Druckerschwärze zu finden, die für hochwertige Drucke mit Metalllettern geeignet war.[32]
Die Buchdruck-Revolution (Elizabeth Eisenstein: „Printing Revolution“) als historisches Schlüsselereignis kann in ihrer quantitativen Dimension erfasst werden, indem das Augenmerk auf die Massenproduktion von Büchern und die Ausbreitung von Gutenbergs Drucktechnik gerichtet wird. Die Druckpresse kann auch im Hinblick auf ihre Bedeutung als Multiplikator von Informationen und Ideen untersucht werden, und wie ihre Verwendung so zum Wandel der europäischen und Weltgesellschaft beitrug.
Die Erfindung des mechanischen Buchdrucks mit beweglichen Lettern führte zu einer wahren Explosion europäischer Buchdruckaktivitäten innerhalb nur weniger Jahrzehnte. Ausgehend von einer einzigen Druckerei in Mainz (Deutschland) weitete sich die Druckkunst bis zum Ende des 15. Jahrhunderts auf nicht weniger als 271 Städte in ganz Mittel- und Westeuropa aus.[33] Bereits um 1480 hatten Drucker an 110 Orten in Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, England, Böhmen und Polen den Betrieb aufgenommen;[7] ab dieser Zeit, so nimmt man an, befand sich das gedruckte Buch in allgemeinem Gebrauch in Europa.[7]
In Italien, einem frühen Zentrum der 'schwarzen Kunst', wurden bis 1500 Druckereien in 77 Städten eröffnet. Bis zum Ende des folgenden Jahrhunderts waren an 151 verschiedenen Orten des Landes insgesamt beinahe dreitausend Drucker aktiv gewesen. Trotz der weiten Streuung begannen sich bald Produktionszentren herauszubilden; so wirkten ein Drittel der italienischen Drucker von Venedig aus.[35]
Bis zum Jahr 1500 hatten Druckpressen in ganz Westeuropa mehr als zwanzig Millionen Druckwerke produziert.[7] Im darauffolgenden Jahrhundert stieg die Gesamtauflage um das Zehnfache auf geschätzte 150 bis 200 Mio. Exemplare an.[7]
Europäische Druckpressen um das Jahr 1600 besaßen eine Druckleistung von ungefähr 3.600 Seiten pro Arbeitstag.[4] Zum Vergleich: Im Fernen Osten, wo Pressen unbekannt waren und nur manuell Reiberdrucke angefertigt wurden,[36] überstieg die Tagesproduktion nicht die Marke von vierzig.[5]
Die riesige zur Verfügung stehende Druckkapazität bedeutete, dass einzelne Autoren nun zu echten Bestsellern aufsteigen konnten: vom Werk des Erasmus (1469–1536) wurden allein zu seinen Lebzeiten mindestens 750.000 Stück verkauft.[37] Zu Beginn der Reformation wurden Fürsten und Papst vom revolutionären Potential des Massendrucks gleichermaßen überrascht: Allein im kurzen Zeitraum von 1518 bis 1524 kletterte die Buchproduktion in Deutschland um das Siebenfache in die Höhe; zwischen 1518 und 1520 zirkulierten im Land 300.000 Druckexemplare von Luthers Traktaten.
Der enorme Zeitgewinn durch die typographische Textproduktion sowie die drastische Reduzierung der Herstellungskosten bereiteten der Herausgabe der ersten Zeitungen das Feld (siehe Relation), die der Öffentlichkeit eine vollkommen neue Informationsquelle darboten.[38]
Bleibendes Erbe der Zeit sind die Inkunabeln, erhaltene Druckwerke aus dem 15. Jahrhundert, die zum gehüteten Kernbestand vieler angesehener Bibliotheken in Europa und Nordamerika gehören.[39]
Der britische Politiker und Erfinder Charles Stanhope baute um 1800 eine erste eiserne Druckpresse, die Stanhope-Presse. 1813 wurde von George Clymer eine ähnliche Presse, die Columbia-Handpresse, erfunden, die sich durch einen Hebelmechanismus leichter bedienen ließ.[40]
Die Tabelle führt die maximale Druckleistung verschiedener Druckpressen in der Stunde auf.
Handbetriebene Pressen | Dampfgetriebene Maschinen | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
Gutenberg-Presse um 1600 |
Stanhope-Presse um 1800 |
Koenig & Bauer 1812 |
Koenig & Bauer 1813 |
Koenig & Bauer 1814 |
Koenig & Bauer 1818 | |
Seiten pro Stunde | 240[41] | 480[42] | 800[43] | 1.100[44] | 2.000[45] | 2.400[45] |
„The invention of typography confirmed and extended the new visual stress of applied knowledge, providing the first uniformly repeatable commodity, the first assembly-line, and the first mass production.“