Bunak

Gesprochen in

Osttimor, Indonesien
Sprecher 100.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Sonstiger offizieller Status in Osttimor Osttimor (Nationalsprache)
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

paa

ISO 639-3

bfn

Sprachen Osttimors: Von oben links im Uhrzeigersinn: Portugiesisch, Bunak, Tetum, Fataluku

Bunak (Bunaq, im Nordosten des Siedlungsgebiets Gaiq oder Gaeq)[1] ist eine Papuasprache im südlichen Zentraltimor. Etwa 100.000 Angehörige der ethnolinguistische Gruppe der Bunak verwenden die Sprache als Muttersprache.

Grundlagen

Die Bunak gehören zu den Ethnien Timors, die eine nicht-austronesische Sprache sprechen, und wahrscheinlich zu den Papuasprechenden Ethnien zählen. Sie sind umgeben von malayo-polynesisch sprechenden Völkern, wie den Atoin Meto, Kemak, Mambai und den Tetum. Bunak unterscheidet sich aufgrund dieser Isolation stark von den anderen timoresischen Papuasprachen Makasae und Fataluku, die im äußersten Osten der Insel gesprochen werden. Außerdem unterliegt Bunak einem stärkeren Einfluss durch die austronesischen Sprachen.

Bunak lässt sich in fünf Hauptdialekte teilen: Südwest, Lamaknen, Nordost, Ainaro und Manufahi. Innerhalb dieser Hauptgruppen gibt es zahlreiche weitere Variationen. Teils gibt es Unterschiede von Dorf zu Dorf.[2] Gegebenenfalls kann man auch noch den Dialekt um Lolotoe als Hauptgruppe definieren.[3]

Die Sprache der Bunak ist eine der 15 in der Verfassung anerkannten Nationalsprachen Osttimors.

Sprachgebiet

Zentren der Sprache Bunak sind in Osttimor die Orte Bobonaro und Lolotoe in der Gemeinde Bobonaro, Tilomar und Zumalai in der Gemeinde Cova Lima, Cassa in der Gemeinde Ainaro und Betano und Same in der Gemeinde Manufahi. Insgesamt bezeichnen 64.686 Osttimoresen Bunak als ihre Muttersprache.[4]

In Westtimor wird Bunak hauptsächlich im Distrikt (Kecamatan) Lamaknen gesprochen. Zusammen mit anderen Sprachen auch in den Distrikten Raihat, Rai Manuk, Kobalima und Kobalima Timur.[5]

Vokabular

Der starke Einfluss austronesischer Sprachen macht sich im Vokabular bemerkbar. Ãœber 30 % stammt aus den benachbarten Sprachen Kemak, Tokodede, Uab Meto und Mambai. So leiten sich kaqa (älterer Bruder), nana (ältere Schwester) und tata (Vorfahre) von den Kemak-Wörtern kapa-q, nana-r und tata-r ab. Ama (Vater) findet sich in Tetum, Mambai und Kemak. Baba (Onkel mütterlicherseits) leitet sich vom Uab Meto-Wort baba- her. Auffälligerweise sind die meisten Wörter, die Frauen beschreiben, wie eme (Mutter) oder pana (Frau) nicht austronesischen Ursprungs. Es gibt daher Vermutungen, dass die austronesischen Wörter von eingeheirateten Männern der Nachbarethnien mitgebracht wurden.[7]

Die Wörter im Bunak sind oft stark erodiert, viele bestehen nur noch aus einer Silbe. So ist das Wort für Hund im Fataluku „iparu“ und im Makasae „defa“, jedoch im Bunak nur „zap“. Das Vokabular enthält auch Wörter, die aus der Prä-Papua-Zeit Timors zu stammen scheinen, ebenso Wörter aus Portugiesisch uns Malaiisch.[8]

Im Nordosten verwenden die Bunak als Eigenbezeichnung für sich und ihre Sprache sogar die Wörter Gaiq oder Gaeq, was sich von Mgai, der Fremdbezeichnung durch die Kemak ableitet. Laut der mündlichen Überlieferung der dortigen Bunak gehörten sie früher zum Reich von Likusaen (Likosaen), das mit dem heutigen Liquiçá sein Zentrum im Gebiet der Tokodede und Kemak hatte.[1] Gerade dieses Reich soll für den starken linguistischen Einfluss des Kemaks auf die Sprache der Bunak verantwortlich sein.[3] Zahlreiche Lehnwörter finden sich im Bunak daher aus dem austronesischen Kemak, weniger aus Mambai.[9] In Lamknen übernahmen die Bunak viele Redewendungen aus dem Tetum für rituelle Handlungen. Grund war der Einfluss des Tetum-Reiches von Wehale, von dem Lamaknen eine autonome Region bildete.[10]

Die Zahlen auf Bunak in verschiedenen Regionen
Zahl Bobonaro Zumalai Marae
1 uen wen uwen
2 hiro-on hili-on hile-on
3 goni-on goni-on koni-on
4 goni-il goni-il koni-il
5 goni-ciet goinseet koni-tiet
6 thomor temol tomol
7 hicu hitu hitu
8 walu alu walu
9 siwe sie siwe
10 sogo sego soko
Wörter in den verschiedenen Dialekten
Deutsch Südwest Lamaknen Nordost Ainaro Manufahi[11]
groß boʔal masak tina gemel kaman
Ehefrau -ip pana pana pana pana
Ehemann -enen mone mone mone mone
schlafen tier ʧier malat malat tier
stehen duʔat duʔat net net net
spielen bukuÊ” bukuÊ” kisaÊ” buku neun
nicht wollen tiaʔ ʧiaʔ piaʔ boi boi
Ich neto neto neto au neto
nicht existieren hobel hobel hobel hazi muel
existieren hati hati aʧi hati hono

Literatur

  • Schapper, Antoinette: Bunaq, a Papuan language of central Timor, PhD thesis, 2010, Australian National University.
  • Schapper, Antoinette: A Grammar of Bunaq, Mouton Grammar Library, Band 86, De Gruyter Mouton, 2022, ISBN 978-3-11-071450-0.

Belege

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Schapper: Finding Bunaq, S. 169.
  2. ↑ Schapper: Finding Bunaq, S. 166.
  3. ↑ a b Schapper: Finding Bunaq, S. 170.
  4. ↑ Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015 (Memento des Originals vom 23. September 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistics.gov.tl, abgerufen am 23. November 2016.
  5. ↑ Schapper: Finding Bunaq, S. 165.
  6. ↑ Statistisches Amt Osttimors, Ergebnisse der Volkszählung von 2010 der einzelnen Sucos (Memento vom 23. Januar 2012 im Internet Archive)
  7. ↑ Schapper: Crossing the border, S. 13.
  8. ↑ Geoffrey Hull: The Languages of East Timor: Some Basic Facts (Memento vom 19. Januar 2008 im Internet Archive), Instituto Nacional de Linguística, Universidade Nacional Timor Lorosa'e
  9. ↑ Schapper: Finding Bunaq, S. 168.
  10. ↑ Schapper: Finding Bunaq, S. 173.
  11. ↑ Schapper: Finding Bunaq, S. 167.