Blanvalet
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Gründung   1935
Sitz   München, Deutschland
Verleger   Britta Egetemeier[1]
Verlagsnummer   442, 7341, 7645[2]
Verlagsgruppe   Penguin Random House
Gattung   Belletristik, Sachbuch
Website   www.penguin.de

Blanvalet ist ein deutscher Verlag mit Sitz in München, der 1935 in Berlin gegründet wurde und heute Teil der Penguin Random House Verlagsgruppe ist (Bertelsmann Verlagskonzern)[3]. Blanvalet veröffentlicht Titel der Unterhaltungsliteratur und Sachbücher als Hardcover und seit 1998 auch Taschenbücher. Einer breiten Öffentlichkeit wurde der Verlag erstmals mit der Romanreihe Angélique bekannt. Zu den neueren Autoren gehören zum Beispiel Charlotte Link, Marc Elsberg, Karin Slaughter, Diana Gabaldon oder George R. R. Martin.

Geschichte

Lothar Blanvalet gründete am 1. April 1935 in Berlin den nach ihm benannten „Buchwarte-Verlag Lothar Blanvalet“.[4] Bereits zuvor war er im Buchhandel tätig gewesen und Blanvalet lieferte auch nach der Beginn der eigenen Verlagstätigkeit weiterhin Büchewr anderer Verlage aus.[5] Der Unternehmenssitz befand sich in der Friedrichstraße 19.[6] 1936 erfolgte die Verlegung in die Saarlandstraße 31.[7] Der Betrieb wurde 1937 als Einzelunternehmen ins Handelsregister eingetragen.[8] Zum Verlagsprogramm gehörten humoristische Werke, darunter die Bücher von Jonny Liesegang in Berliner Mundart, die das Schicksal einer Familie vor dem Hintergrund des Krieges schilderten: Det fiel mir uff, Det fiel mir ooch noch uff, Da liegt Musike drin und Familie Pieselmanns Feldpostbriefe. Auch Abenteuerromane und Kinderbücher wurden verlegt. Während des Zweiten Weltkriegs erschienen von 1943 an[9] viele Titel als Feldpostausgabe und erreichten daher hohe Auflagen.[10] Autoren dieser Zeit waren unter anderem Adele Sandrock[11], Fred Endrikat[12], Top Naeff[13], Emil Belzner[14] und Aribert Wäscher[15]. Als Karikaturist gestaltete unter anderem Horst von Möllendorff Bücher des Verlags.[16] Besonders populär war der 1941 bei Buchwarte erschienene Roman Ohm Krüger von Joachim Barckhausen.[17] Im Mai 1942 war der Verlag erstmals in der Sperrliste des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel verzeichnet, in der Verlage meldeten, dass sie Buchbestellungen vorerst nicht mehr bedienen konnten. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Einträgen dieser Art.[18]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Verleger im Januar 1946 die Lizenz, seine Tätigkeit wieder aufzunehmen. Das Programm konzentrierte sich auf Belletristik – vor allem Kriminal- und Abenteuerromane – sowie Kunstbücher und Grafiken.[19][20] Die ersten Titel, die bei Blanvalet erschienen, waren Hinein! des Fußballspielers Hanne Sobek, Nueces und Shorty, Spuren im Cañon, Die goldene Hölle, Die schwarzen Berge von Clarence E. Mulford und Land ohne Frau von Armin Otto Huber.[21][20] Neben deutschen Autoren wie Albrecht Haushofer (Moabiter Sonette) verlegte Lothar Blanvalet vor allem auch amerikanische Literatur, zum Beispiel William Maxwell mit Junges Blatt am Baum oder Ben Lucien Burman mit Der große Strom.[19]

1954 startete Blanvalet unter dem Namen Blanvalet-Sport-Taschenbücher ein Programm, das aufgrund mangelnden Erfolgs nach zwei Ausgaben eingestellt wurde. Größere Nachfrage erfuhr dagegen der Titel Der Weltraum rückt uns näher von Donald E. Keyhouse.[20] Kommerziellen Erfolg verzeichnete der Blanvalet Verlag mit den ab 1956 erschienenen Angélique-Romanen.[22] Die deutsche Fassung wurde bei Blanvalet noch vor dem französischen Original veröffentlicht, bis Ende 1963 erreichten die ersten vier Romane der Reihe eine Auflage von über 680.000 Stück.[23] 1965 entwickelte sich um die Angélique-Reihe eine Kontroverse zwischen Blanvalet und Bertelsmann: Das Unternehmen hat den Roman als Werbeprämie für neue Mitglieder des Bertelsmann Leserings angeboten, was Blanvalet als überraschende Vereinnahmung kritisierte. Der Verlag lehnte eine Kooperation mit Bertelsmann seit Ende der 1950er Jahre ab und vergab Lizenzen für Romane von Anne Golon an Konkurrenten des Leserings.[24]

1973 begann Blanvalet, Lizenzen seiner erfolgreichsten Werke für Taschenbücher zu vergeben, unter anderem an den Rowohlt Verlag.[25] 1974 verkaufte Lothar Blanvalet sein Unternehmen aus Altersgründen an die Verlagsgruppe Bertelsmann[26], um nach eigener Aussage die „Fortführung seines verlegerischen Lebenswerks“ sicherzustellen[27]. Zuvor war der Sitz des Verlags bereits von Berlin nach München verlegt worden.[28] Lothar Blanvalet verstarb am 17. Januar 1979 in Berlin.[20] Zusammen mit den Verlagen Penhaligon und Limes bildet Blanvalet heute eine verlegerische Einheit innerhalb der Verlagsgruppe Random House.[20]

Programm

Angélique (1956)

Zu den bekannteren Autoren der 1980er und 1990er Jahre zählen Sidney Sheldon, Ruth Rendell, Elizabeth George und Diana Gabaldon. Blanvalet veröffentlichte zunächst vor allem Hardcover. 1996 beteiligte sich der Verlag neben Albrecht Knaus, Goldmann und Siedler am Taschenbuchverlag btb[29], seit 1998 veröffentlicht Blanvalet auch selbst Taschenbücher.[30] Im Buchhandel werden der Blanvalet Verlag sowie der Blanvalet Taschenbuch Verlag als selbstständige Einheiten mit den Verlagsnummern 442 beziehungsweise 7645 geführt.[31] 2014 befand sich Blanvalet sowohl im Hardcover- als auch im Taschenbuchranking auf dem dritten Rang der größten deutschsprachigen Verlage.[32][33] Heute umfasst das Programm von Blanvalet sämtliche Bereiche der Belletristik sowie unterhaltende Sachbücher. Das Programm ist in die Bereiche „Spannung“, „Bestseller Frauenunterhaltung“, „Historische Romane“, „Sachbuch“ sowie „Fantasy und Science Fiction“ strukturiert. Bekannt wurde Blanvalet in den letzten Jahren vor allem mit Bestsellern von Autoren wie zum Beispiel Charlotte Link[34], Marc Elsberg[35] oder Karin Slaughter[36] Dazu kommen Joanne K. Rowling[37], Nora Roberts[38], George R. R. Martin[39] oder Susan Elizabeth Phillips.[40]

Einzelnachweise

  1. Britta Egetemeier übernimmt Leitung Penguin Blanvalet. In: Buchmarkt. 31. März 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  2. Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 18. Januar 2016.
  3. Thomas Lehning: Das Medienhaus. Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Wilhelm Fink, München 2004, ISBN 978-3-7705-4035-8, S. 93.
  4. Welt und Wort. Band 1. Helepolis, Tübingen 1946, ISSN 0043-2571, S. 286.
  5. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 25. Oktober 1933, Seite 1, und vom 21. März 1936 abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 16. Oktober 2024.
  6. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 16. Januar 1935, Umschlagseite, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 16. Oktober 2024.
  7. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 9. Juli 1936, Umschlagseite, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 16. Oktober 2024.
  8. Handelsregister des Amtsgerichts Charlottenburg. 7. Mai 1971, abgerufen am 4. Juni 2014 (HRA 11256).
  9. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 22. Januar 1943, S. 90, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  10. Christian Adam: Der Traum vom Jahre Null : Autoren, Bestseller, Leser: Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945. Galiani, Berlin 2016, ISBN 978-3-86971-122-5, S. 295.
  11. Kleine kulturelle Nachrichten, in: Württemberger Zeitung vom 21. Dezember 1940, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  12. Kölnische Zeitung vom 5. Mai 1940, Sonntagsblatt Nr. 226, Seite 3.
  13. Die Literatur, in: Kölnische Zeitung vom 6. September 1941, Abendblatt Nr. 454, Seite 3, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  14. Bücherschau, in: Der Patriot vom 6. November 1941, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  15. ...und im Urlaub ein gutes Buch, in: Nationale Rundschau vom 13. Juli 1939, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  16. Das rechte Buch an die Front, in: Der Führer am Sonntag vom 3. Dezember 1939, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  17. Die Tragödie der Buren im Roman. in: Kölnische Zeitung vom 4. Mai 1941, Sonntagsblatt Nr. 224, Seite 8.
  18. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 25. April 1942, abgerufen über deutsche-digitale-bibliothek.de am 21. Oktober 2024.
  19. a b Ursula Heukenkamp (Hrsg.): Unterm Notdach. Nachkriegsliteratur in Berlin 1945–1949. Erich Schmidt, Berlin 1996, ISBN 978-3-503-03736-0, S. 131.
  20. a b c d e Daniela Völker: Das Buch für die Massen. Taschenbücher und ihre Verlage. Tectum, Marburg 2014, ISBN 978-3-8288-3353-1, S. 196–197.
  21. Ein Schnellschuß. In: Der Spiegel. 21. Juli 1954, abgerufen am 4. Juni 2014.
  22. Hartmut Panskus: Wer Angélique sagt, muss auch Blanvalet sagen. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 157, 1990, Teil 5, S. 709 ff.
  23. Biß in die Troddel. In: Der Spiegel. 6. November 1963, abgerufen am 4. Juni 2014.
  24. Kampf um Angélique. In: Der Spiegel. 18. August 1965, abgerufen am 4. Juni 2014.
  25. Verlag Blanvalet. In: Bibliothek für Hugenottengeschichte, abgerufen am 4. Juni 2014.
  26. Jan Philip Holtmann: Pfadabhängigkeit strategischer Entscheidungen. Eine Fallstudie am Beispiel des Bertelsmann-Buchclubs Deutschland. Kölner Wissenschaftsverlag, Köln 2008, ISBN 978-3-937404-57-8, S. 129.
  27. Der Literat. Bände 17–18, 1975, S. 282.
  28. Handelsregister des Amtsgerichts München. 7. Juli 1998, abgerufen am 4. Juni 2014 (HRB 53359).
  29. Besondere Taschenbücher. In: Stuttgarter Zeitung, 16. Februar 1996.
  30. Sally Beauman: Engel aus Stein. Blanvalet, München 1998, ISBN 978-3-442-35000-1.
  31. Profilansicht: Blanvalet Taschenbuch Verlag. In: Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 9. Juni 2014.
  32. Jahresbestseller Hardcover Belletristik. Die HC-Belletristik-Verlage. In: Buchreport. Januar 2015, S. 61.
  33. Jahresbestseller Taschenbuch Belletristik. Die TB-Belletristik-Verlage. In: Buchreport. Januar 2015, S. 61.
  34. Charlotte Link führt auch digital. In: buchreport. 15. März 2012, abgerufen am 4. Juni 2014.
  35. Die "Wissensbücher des Jahres" 2012 stehen fest (Memento des Originals vom 6. August 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buchmarkt.de. In: BuchMarkt. 21. November 2012, abgerufen am 4. Juni 2014.
  36. Böse Rituale. Der Blick auf die aktuellen Hardcover-Bestseller. In: buchreport. 26. September 2008, abgerufen am 4. Juni 2014.
  37. Wenn J.K. Rowling ruft. In: buchreport. 2. Dezember 2013, abgerufen am 8. September 2020.
  38. Goldener Bestseller-Herbst. In: buchreport. 2. November 2012, abgerufen am 9. Juni 2014.
  39. Bestseller Belletristik. In: Der Spiegel. 9. Juli 2012, S. 141.
  40. Blanvalet startet Website zu Bestsellerautorin Susan Elizabeth Phillips. In: BuchMarkt. 24. August 2009, abgerufen am 9. Juni 2014.

Koordinaten: 48° 7′ 57″ N, 11° 37′ 19,8″ O