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BRICS | |
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BRICS-Staaten (Stand: 1. Januar 2024)[1] | |
Vorsitz | jährlich wechselnd 2024: Wladimir Putin[2] |
Mitgliedstaaten | 9:
Brasilien |
Fläche | 45,7 Mio. km² |
Einwohnerzahl | 3.658,5 Mio. |
Bevölkerungsdichte | 80 Einwohner pro km² |
Bruttoinlandsprodukt | 28.783 Mrd. USD |
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 7.867 USD |
Gründung | 2006 |
Tochterorganisationen | |
BRICS (ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der ersten fünf Mitgliedsstaaten) ist eine Vereinigung von Staaten. Gegründet wurde sie 2006 als BRIC durch Brasilien, Russland, Indien und China, 2010 erfolgte die Erweiterung um Südafrika. Zum Jahresbeginn 2024 kamen Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu, weshalb die Vereinigung auch als BRICS plus bezeichnet wird.
Die Abkürzung wurde von Jim O’Neill geprägt, dem Chefvolkswirt der Großbank Goldman Sachs, welcher sie in seinen Veröffentlichungen verwendete – erstmals Ende 2001.[3] Maßgebend waren die Anfangsbuchstaben der englischsprachigen Bezeichnungen Brazil, Russia, India und China, und die Verbindung mit dem englischen Wort für Baustein, brick: „The World Needs Better Economic BRICs“.[4] Diese Schwellenländer hatten über einen längeren Zeitraum jährliche Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung von 5 bis 10 %. Von O’Neill stammt auch die Idee der Next Eleven als ihren „Nachfolgern“. Im Dezember 2010 erhielt Südafrika offiziell durch China nach Rücksprache mit den anderen BRIC-Mitgliedern eine Einladung[5] und nahm am 14. April 2011 erstmals am jährlichen Treffen dieser Gruppierung teil, die sich seither BRICS nennt.[6]
Auch bedingt durch spekulative Überhitzung (so in China) und den Verfall der Rohstoffpreise (wie u. a. bei Rohöl, Eisenerz, Kupfer, Nickel) setzte von Mitte 2013 bis Anfang 2014 eine Krise der BRICS-Staaten ein, die zu starken Rückflüssen des Kapitals in den Dollar- und Euroraum führte.[7] Nachdem das Investitionspotenzial bei BRICS ausgereizt war, rief Jim O’Neill zu Investitionen in – großteil von Goldman Sachs gemanagten – Finanzprodukte der MIST-Staaten auf, ebenfalls seine Wortschöpfung für die Ländergruppe Mexiko, Indonesien, Südkorea und Türkei.[8] Auch hier begann 2015 eine krisenhafte Entwicklung.
Die New Development Bank (NDB, ehemals BRICS Development Bank) als eine multilaterale Entwicklungsbank am 15. Juli 2014 von den fünf Staaten als Alternative zu den Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds gegründet. Die Schwesterorganisation Contingent Reserve Arrangement (CRA) wurde mit einem Anfangskapital von 100 Milliarden Dollar ausgestattet.[9] Die BRICS setzt Initiativen um wie die Entwicklungsbank NDB und das Kontingentreserveabkommen. BRICS wird als Vehikel zur Überwindung bestehender Unipolarität unter US-amerikanischer Führung und hin zu einer multipolaren Weltordnung gesehen.[10][11] Ein Beitrag dazu könnte auch die von einigen der Staaten angestrebte „Ent-Dollarisierung“ des Welthandels- und -finanzsystems sein.[12][13][14]
Vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine seit 2022 und des Konflikts um Taiwan „strebt der Staatenbund nach mehr politischem Gewicht und versucht, sich als Alternative zur G7 zu positionieren“, so Günther Maihold von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).[15] Zum Ukrainekrieg haben sich die BRICS-Mitglieder nur zurückhaltend geäußert.[16]
Vor dem BRICS-Gipfel im August 2023 in Südafrika haben nach südafrikanischen Angaben mehr als 40 Staaten Interesse an einer BRICS-Mitgliedschaft geäußert.[18][19] Zum BRICS-Gipfel im August 2023 in Südafrika hatten 23 Staaten einen „konkreten Antrag“ für eine BRICS-Mitgliedschaft gestellt.[20][21] Davon haben sechs Staaten die Einladung erhalten, zum 1. Januar 2024 der Gruppe beizutreten.[22] Zu Jahresbeginn 2024 erfolgte die Erweiterung um Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate, sodass nun zuweilen auch von BRICS plus gesprochen wird.[23] Saudi-Arabien erhielt ebenfalls eine Einladung, hat aber Stand August 2024 zwar an BRICS-Treffen teilgenommen, jedoch seine Mitgliedschaft noch nicht formalisiert.[24][25] Argentinien hatte auch eine Einladung erhalten, nach dem Amtsantritt Javier Mileis aber offiziell mitgeteilt, sich nicht den BRICS-Staaten anzuschließen.[1][26] Nach welchen Kriterien neue Mitglieder aufgenommen werden sollen, war im Vorfeld innerhalb der BRICS umstritten.[27]
Zu den weiteren Interessenten gehören:
Die Türkei beantragte am 3. September 2024 die BRICS-Mitgliedschaft.[39][40]
Industrielle Entwicklung und wirtschaftliches Gewicht sind bei den BRICS-Staaten sehr unterschiedlich.
China ist die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Gruppe und hat mit über 1,4 Milliarden Bewohnern auch knapp hinter Indien die zweitgrößte Bevölkerung der Welt. An gesamter wirtschaftlicher Kraft liegt die Volksrepublik 2022 kaufkraftbereinigt vor der EU und den USA,[41] liegt aber beim BIP pro Kopf nach Kaufkraftparität auf unter einem Drittel des US-Niveaus und innerhalb der BRICS-Staaten nur an zweiter Stelle hinter Russland und knapp vor Brasilien und Südafrika.
Die chinesische Wirtschaftskraft hat sich von 2008 bis 2017 mehr als verdoppelt. Auch wenn sich das Wachstum in den letzten Jahren etwas abgeschwächt hat, liegt es mit über 6 % jährlich immer noch weit über dem westlicher Industriestaaten (1,5–2 %).[42] Das Land strebt mittelfristig eine führende Rolle in der weltweiten Wirtschaft an und arbeitet bereits daran, auch in Hochtechnologiesektoren (Flugzeugbau, Medizintechnik etc.) zu den westlichen Industriestaaten aufzuschließen.
Indien ist nach Bevölkerung (ca. 1,42 Mrd.) erster und nach Wirtschaftskraft der zweitgrößte der BRICS-Staaten und nach Kaufkraftparität bereits die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Gleichzeitig ist das Land aber auch der am zweit niedrigsten entwickelte Staat der BRICS-Gruppe, besitzt das zweit niedrigste Pro-Kopf-BIP und die zweit niedrigste Position im Index der menschlichen Entwicklung (siehe Tabelle).
Ebenso wie China hat das Land Mitte der 2010er Jahre eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht, mit Wachstumsraten, die meist knapp unter denen Chinas lagen, aber dennoch über 6 oder 7 % jährlich.[43]
Russland ist der laut Index der menschlichen Entwicklung am höchsten entwickelte aller BRICS-Staaten (siehe Tabelle) und es hat nach den Vereinigten Arabischen Emiraten das zweithöchste Pro-Kopf BIP.[44] Nach Fläche ist Russland der mit Abstand größte Staat der Welt, besitzt aber eine Bevölkerung von lediglich 145 Millionen Menschen und liegt damit innerhalb der BRICS-Gruppe nur auf dem vierten Platz.
Das Land profitiert extrem von seinen riesigen Öl- und Gasvorräten; der Verfall der Weltmarktpreise Mitte der 2010er Jahre und die Sanktionen zahlreicher Staaten infolge des Ukraine-Kriegs haben aber zu einer Rezession geführt; mehrfach schrumpfte das BIP.[45] Allerdings ist Russland nach Kaufkraftparität immer noch die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt, nominell die zwölftgrößte. Russland ist Mitglied und der mit Abstand größte Staat der „Eurasischen Wirtschaftsunion“.
Brasilien ist der nach Bevölkerung drittgrößte BRICS-Staat (ca. 215 Millionen Einwohner) und die nach Kaufkraftparität achtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Mitte der 2010er Jahre erlebte Brasilien eine schwere Rezession, die noch durch eine politische Krise begünstigt wurde, deren Verursacher die extrem weit verbreitete Korruption in der politischen Führungsschicht war; das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um nahezu 8 %. Die brasilianische Wirtschaft entwickelte sich recht unbeständig und wuchs im Mittel langsamer als die Chinas oder Indiens.
Südafrika ist in nahezu allen Belangen der kleinste der ursprünglichen BRICS-Staaten, es hat die mit Abstand geringste Bevölkerung (ca. 60 Mio.) und ist die mit Abstand kleinste Volkswirtschaft (siehe Tabelle). Das Land hat aber große Bedeutung als Rohstofflieferant, sowohl von Diamanten und Edelmetallen als auch von Rohstoffen wie Zink, Eisen, Kohle, Mangan und anderen.
Im Vergleich zu den restlichen BRICS-Staaten und auch zu anderen Schwellenländern weist Südafrika niedrige jährliche Wachstumsraten auf (unter 3 %),[42] das Land hat Probleme mit ausufernder Korruption und einer extrem hohen sozialen Ungleichheit. Für das subsaharische Afrika ist Südafrika recht hoch entwickelt, ist aber gleichwohl dasjenige Land der BRICS-Staaten mit dem zweitniedrigsten Rang beim Index der menschlichen Entwicklung (siehe Tabelle).
Gut 45 % der Weltbevölkerung, mehr als 3,6 Milliarden Menschen, leben in den BRICS-Staaten. Ihr Anteil am nominellen weltweiten Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2021 fast 29 %. Beim BIP nach Kaufkraftparität lag er mit über 35 % deutlich höher. (Zum Vergleich: In den G7-Staaten leben etwa 11 % der Weltbevölkerung, kaufkraftbereinigt werden dort 33 % des weltweiten BIP erwirtschaftet).[46]
Staat | Bevölkerung | Fläche | BIP (nominell) | BIP (Kaufkraftparität) | Exporte | HDI | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
in Mio. | in % | in Tsd. km² | in % | in Mrd. USD | in % | in Mrd. Int. $ | in % | in Mrd. USD | in % | Wert | Platz | |
Volksrepublik China1 | 1.433,9 | 17,8 | 9.597 | 6,4 | 18.268 | 18,2 | 30.763 | 18,8 | 3.594 | 14,4 | (hoch) 0,768 | 79 |
Indien | 1.428,6 | 17,8 | 3.287 | 2,2 | 3.390 | 3,4 | 11.901 | 7,3 | 453 | 1,8 | (mittel) 0,633 | 132 |
Brasilien | 216,4 | 2,7 | 8.515 | 5,7 | 1.920 | 1,9 | 3.837 | 2,3 | 334 | 1,3 | (hoch) 0,754 | 87 |
Russland | 144,4 | 1,8 | 17.098 | 11,4 | 2.244 | 2,2 | 4.770 | 2,9 | 532 | 2,1 | (sehr hoch) 0,822 | 52 |
Südafrika | 60,4 | 0,8 | 1.219 | 0,8 | 405 | 0,4 | 953 | 0,6 | 123 | 0,5 | (hoch) 0,713 | 109 |
Äthiopien | 126,5 | 1,6 | 1.104 | 0,7 | 120 | 0,1 | 357 | 0,2 | (niedrig) 0,498 | 175 | ||
Ägypten | 112,7 | 1,4 | 1.002 | 0,7 | 475 | 0,5 | 1.676 | 1,0 | (hoch) 0,731 | 97 | ||
Iran | 89,2 | 1,1 | 1.648 | 1,1 | 346 | 0,3 | 1.617 | 1,0 | (hoch) 0,774 | 76 | ||
Vereinigte Arabische Emirate | 9,5 | 0,1 | 84 | 0,1 | 507 | 0,5 | 835 | 0,5 | 599 | 2,4 | (sehr hoch) 0,911 | 26 |
BRICS | 3.621,6 | 45,1 | 43.554 | 29,1 | 27.675 | 27,5 | 56.709 | 34,6 | (hoch) 0,734 | - | ||
Welt | 8.045,0 | 100,0 | 149.430 | 100,0 | 100.135 | 100,0 | 163.837 | 100,0 | 24.905 | 100,0 | 0,732 | - |
1 mit Hongkong und Macau |
Stand / Quelle: Bevölkerung 2023[47], nominelles BIP 2022[48], BIP (KPP) 2022[48], Exporte 2022[49], HDI 2021[50]
BRICS | G7 | |
---|---|---|
Bevölkerung | 45 % | 10 % |
Fläche | 31 % | 15 % |
BIP (nominell) | 29 % | 44 % |
BIP (Kaufkraftparität) | 36 % | 30 % |
Exporte | 24 %1 | 28 % |
Quelle: Wikipedia, Focus Online[51]
Gelegentlich wurden die BRIC-Staaten durch die Hinzunahme Südkoreas (mit dem Buchstaben K von Korea) zu den sogenannten BRICK-Staaten erweitert, denn Südkorea war zwar schon ein entwickeltes Industrieland, erzielte aber dennoch relativ hohe Wachstumsraten.
Weit seltener war mit dem „K“ in BRICK Kasachstan gemeint. Der Anlass, Kasachstan hinzuzunehmen, war durch dessen wachsende Bedeutung als Energielieferant und seine Lage zwischen den „klassischen“ BRIC-Staaten Russland, China und Indien gegeben, wodurch die eurasisch-pazifische Perspektive der Schwellenländer in den Vordergrund rückte. (wurde dabei Brasilien ausgespart, war von RICK-Staaten die Rede.)
Weitere Varianten waren:
Die BRICS-Staaten haben keine eigene Charta, sondern sind um regelmäßige Gipfeltreffen herum als informeller Staatenbund organisiert, der ein Forum für vertiefende bilaterale Abreden zwischen Mitgliedern bietet. Eine wichtige Rolle in der Vertiefung der Kooperation spielt die in Shanghai ansässige New Development Bank, die vornehmlich Infrastrukturmaßnahmen finanziert. Ferner wurde mit dem Contingent Reserve Arrangement ein Notfallfond aufgelegt. Mitgliedsländer haben untereinander vereinbart, gegenseitigen Handel bevorzugt in den jeweiligen Landeswährungen zu tätigen, gleichfalls gibt es Überlegungen für eine gemeinsame Verrechnungswährung. Mit diesen Maßnahmen soll die Dominanz des US-Dollars eingeschränkt und die Rolle der BRICS-Staaten als Gegengewicht zu westlichen Kooperationszusammenschlüssen gestärkt werden. Innerhalb von BRICS sind unterschiedliche Interessen aufzeigbar, so steht Indien der Aufnahme neuer Mitglieder teilweise reserviert gegenüber, da diese sein eigenes Gewicht im Verbund mindern könnte. Zahlreiche Staaten haben Interesse an Mitgliedschaft oder erweiterter Kooperation mit BRICS angemeldet, diskutiert werden neben der Vollmitgliedschaft abgeschwächte Mitgliedschaften oder Kooperationen mit regionalen Verbünden wie etwa Mercosur.[52]
Während Russland und China versuchen, BRICS als anti-westlichen Verbund zu formieren, gilt dies nicht unbedingt für andere Mitglieder des Forums. Indien etwa achtet darauf, diesbezüglich nicht vereinnahmt zu werden. So nahm es an einer von Südafrika einberufenen virtuellen Konferenz zum laufenden Gazakrieg bewusst nicht teil, da es kein Interesse hatte mit einer Verurteilung Israels in Zusammenhang gebracht zu werden.[53] Indiens Außenminister Jaishankar stellte Anfang 2024 fest, dass Indien sich zwar als „nicht-westlich“ sehe, er verwies aber darauf, dass es – möglicherweise abweichend von anderen BRICS-Staaten – sich nicht als „anti-westlich“ positioniere, sondern im Gegenteil seine Beziehungen zu westlichen Staaten vertiefe.[54] Ähnlich wie Indien ist auch Brasilien nicht an einer Konfrontation mit dem Westen interessiert, sondern daran Kooperation innerhalb von BRICS mit einem blockfreien Standpunkt zu verbinden. Es stand darum einer Aufnahme des mit dem Westen verfeindeten Iran ablehnend gegenüber, konnte sich aber mit seinen Bedenken nicht durchsetzen, als Indien seinen Widerstand gegen die Aufnahme aufgab.[55]