Air Tahiti
ATR 72-500 der Air Tahiti
IATA-Code: VT
ICAO-Code: VTA
Rufzeichen: AIR TAHITI
Gründung: 1987 (1953 als Régie Aérienne Interinsulaire)
Sitz: Papeete, Franzosisch-Polynesien Französisch-Polynesien
Drehkreuz: Flughafen Tahiti
Heimatflughafen: Flughafen Tahiti
IATA-Prefixcode: 135
Leitung: Marcel Galenon (CEO)[1]
Mitarbeiterzahl: 1.014[2] (2012)
Fluggastaufkommen: 732.000[2] (2012)
Flottenstärke: 11
Ziele: national und international
Website: www.airtahiti.com

Air Tahiti ist eine französisch-polynesische Regionalfluggesellschaft in mit Sitz in Papeete und Basis auf dem Flughafen Tahiti. Sie gilt neben Air Tahiti Nui als die wichtigste Fluggesellschaft des Überseeterritoriums.

Geschichte

Fairchild F-27 der Air Tahiti im Jahr 1988

Im Jahr 1943 hatte das United States Marine Corps einen Militärflugplatz auf Bora Bora gebaut, der ab 1950 zur zivilen Nutzung freigegeben wurde. Ortsansässige Unternehmer gründeten im selben Jahr eine erste Fluggesellschaft namens Air Tahiti, die ihren Betrieb mit einem Amphibienflugzeug des Typs Grumman G-44 zwischen Bora Bora und Tahiti aufnahm. Weil sich die Maschine als zu klein erwies, stellte die französische Territorialverwaltung dem Unternehmen im Jahr 1951 ein Amphibienflugzeug des Typs Grumman G-73 zur Verfügung. Die Gesellschaft flog ab dem 25. Juni 1953 zusätzlich die Gambierinseln sowie ab Oktober 1953 auch Nuku Hiva (Marquesas) an.[3]

Im Juli 1953 wurde mit der Régie Aérienne Interinsulaire (kurz RAI; ICAO-Code: RI) eine zweite Fluggesellschaft in der Region gegründet, die als Staatsunternehmen dem französischen Verkehrsministerium unterstellt war. Die Territorialverwaltung entzog Air Tahiti anschließend die Verkehrsrechte, woraufhin diese Gesellschaft aufgelöst wurde. Die staatliche RAI übernahm die zuvor an Air Tahiti verliehene Grumman G-73 und beauftragte gleichzeitig die private französische Fluggesellschaft Transports Aériens Intercontinentaux (TAI) mit der Fortsetzung des Flugbetriebs zwischen den Inseln. Die Auftragsflüge erfolgten im Markenauftritt der RAI. Das Staatsunternehmen stellte kurz darauf zwei Consolidated PBY „Catalina“ in Dienst, mit denen das Streckennetz im Jahr 1955 nach Tubuai und Raivavae (Austral-Inseln) erweitert wurde.[3] Als Ersatz für die im Februar 1958 verunglückte „Catalina“ (siehe Zwischenfälle) erwarb die Gesellschaft im Mai 1958 ein Flugboot des Typs Short Sandringham. Die Maschine kam ab dem 15. Oktober 1958 zunächst überwiegend zwischen Bora Bora und Tahiti zum Einsatz.[4]

Nachdem TAI im Oktober 1958 eine Langstreckenverbindung zwischen Nouméa (Neukaledonien) und Bora Bora eingerichtet hatte, erwarb sie die Mehrheitsbeteiligung an der RAI, die infolge ihrer Privatisierung den leicht geänderten Namen Réseau Aérien Interinsulaire erhielt. Nach der Fertigstellung des Flughafens in Papeete war es RAI ab 1960 möglich, von ihrer Muttergesellschaft gemietete Douglas DC-4 zwischen Tahiti und Bora Bora einzusetzen. Die zu dieser Zeit bestehenden Routen von Papeete nach Huahine, Raiatea, Rangiroa und Tikehau wurden weiterhin mit der Short Sandringham beflogen.[4] Am 1. Oktober 1963 fusionierten die Fluggesellschaften TAI und UAT miteinander, wodurch RAI zu einem Tochterunternehmen der neu entstandenen Union de Transports Aériens (UTA) wurde. Zu dieser Zeit umfasste das regionale Liniennetz weiterhin sechs Zielorte, wobei nun aber Moorea anstelle von Tikehau bedient wurde.[5]

Zum Jahresbeginn 1970 firmierte UTA ihr Tochterunternehmen RAI in Air Polynésie um (ICAO-Code: VT). Die Gesellschaft betrieb damals zwei Douglas DC-4, eine De Havilland Canada DHC-6 „Twin Otter“ sowie die Short Sandringham, welche am 29. September 1970 ausgemustert wurde.[4][6] Im Jahr 1971 beförderte das Unternehmen 140.000 Passagiere. Als Ersatz für die veralteten Douglas DC-4 erwarb Air Polynésie im Frühjahr 1972 zwei gebrauchte Fokker F-27-200.[7] Diese Maschinen wurden wiederum im Oktober 1974 von drei gebrauchten Fairchild F-27A abgelöst.[8] Das von Papeete ausgehende Streckennetz umfasste im selben Jahr zwölf Zielorte.[9] Ende der 1970er Jahre betrieb Air Polynésie eine Britten-Norman BN-2 Islander, eine DHC-6-100, eine DHC-6-300, drei Fairchild F-27A sowie eine F-27J.[10]

UTA veräußerte ihre an der Air Polynésie gehaltenen Beteiligungen im Jahr 1986. Die Firmenanteile wurden zu 75 Prozent von Privatinvestoren sowie zu 25 Prozent von der Territorialverwaltung des Überseegebietes übernommen. Die Gesellschaft erhielt daraufhin im Januar 1987 ihren heutigen Namen Air Tahiti.[11] Nach dem Besitzerwechsel und der Namensänderung wurde die Flotte von Grund auf erneuert und die vorhandenen Maschinen ab 1989 durch moderne ATR-Flugzeuge ersetzt. Das Streckennetz wurde im Anschluss nochmals erweitert. Air Tahiti entschied sich neben der ATR 42 schon früh für die vergrößerten Flugzeuge des Typs ATR 72. Die älteren Maschinen des Typs ATR wurden mittlerweile durch modernere Versionen ersetzt. Im Jahr 2006 verzeichnete die Gesellschaft einen Sitzladefaktor von 67,3 % und beschäftigte mehr als 1.030 Mitarbeiter. Bis 2006 verfügte die Gesellschaft über eine Dornier 228.

Alle am Flughafen Tahiti ankommenden und abfliegenden Flugzeuge und Passagiere werden von Air Tahiti abgefertigt. Dies betraf im Jahr 2012 1.295 Flüge und schloss das Check-In, alle Ground Services, das Catering sowie die technische Betreuung mit ein.[2]

Bis Juni 2020 sank der Anteil des Staates an der Airline auf 14 Prozent.[12]

Flugziele

Air Tahiti bedient vom Flughafen Tahiti aus 46 Ziele auf den Polynesischen Inseln und Rarotonga auf den Cookinseln.[13] Ende Juni 2020 wurde die Streichung von 26 unrentablen Strecken angekündigt.[12]

Flotte

Aktuelle Flotte

ATR 42-600 der Air Tahiti im aktuellen Farbschema

Mit Stand Mai 2023 besteht die Flotte der Air Tahiti aus elf Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 7,2 Jahren:[14]

Flugzeugtyp Anzahl bestellt Anmerkungen Sitzplätze
ATR 42-600 02 48
ATR 72-600 09 68
Gesamt 11 -

Aktuelle Sonderbemalungen

Bemalung Flugzeugtyp Luftfahrzeugkennzeichen Zeitraum Bild
60 Years ATR 72-600 F-ORVR seit Oktober 2017

Ehemalige Flugzeugtypen

In der Vergangenheit wurden auch Flugzeuge der Typen ATR 42-300, ATR 42-500, ATR 72-200 und ATR 72-500 eingesetzt.

Basisdaten

Verkehrszahlen

Im Jahr 2012 beförderte Air Tahiti insgesamt 732.000 Passagiere, davon etwa 231.000 interkontinentale Passagiere. Außerdem wurden insgesamt 2.066 Flüge durchgeführt, die insgesamt 22.689 Stunden gedauert haben.[2]

Eigentümer und Beteiligungen

Mit Stand Januar 2014 sind an der Air Tahiti Privatinvestoren zu 33,5 %, Französisch-Polynesien zu 13,7 %, die Socredo Bank zu 13,4 %, die Angestellten zu 8,4 % und weitere Aktionäre beteiligt.

Die Gesellschaft besaß 99,9 % der Anteile an Air Moorea, die ihren Flugbetrieb im Jahr 2010 eingestellt hat. Außerdem gehört die im Geschäftsflugverkehr tätige Air Archipels mit zwei Beechcraft King Air zur Air-Tahiti-Gruppe.

Zwischenfälle

  • Am 19. Februar 1958 stürzte eine Consolidated PBY (Kennzeichen: F-OAVV) der RAI vor der Küste von Raiatea ins Meer. Die Piloten hatten die Kurve zum Endanflug in zu niedriger Höhe eingeleitet, wodurch die rechte Tragfläche ins Wasser schlug. Bei dem Unfall kamen 15 der 26 Insassen ums Leben.[15]
  • Im Oktober 1960 setzte eine Consolidated PBY (Kennzeichen: F-OAYD) der RAI bei einer Wasserung vor Raiatea sehr hart auf. Die Maschine wurde zur Reparatur nach Tahiti geschleppt, dort aber aufgrund der Schadenshöhe als Totalverlust abgeschrieben.[16]
  • Am 18. April 1991 verunglückte eine Dornier 228-212 (Kennzeichen: F-OHAB) der Air Tahiti im Landeanflug auf den Flughafen Nuku Hiva. Von den 22 Personen an Bord überlebten zwölf (siehe auch Air-Tahiti-Flug 805).[17]

Siehe auch

Commons: Air Tahiti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. airlineupdate.com – Airlines in French Polynesia: Air Tahiti (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 24. Oktober 2013
  2. a b c d airtahiti.com – Group missions (Memento vom 15. Dezember 2014 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 13. Mai 2023
  3. a b Air Tahiti, History of the company (in Englisch), abgerufen am 24. August 2017
  4. a b c Queensland Air Museum, Short S. 25 Sandringham Mk 7, F-OBIP (in Englisch), abgerufen am 15. August 2017
  5. timetableimages.com – Flugplan der RAI im Jahr 1963
  6. Flight International, 26. März 1970 (in Englisch), abgerufen am 25. August 2017
  7. Flight International, 23. März 1972 (in Englisch), abgerufen am 25. August 2017
  8. Flight International, 17. Oktober 1974 (in Englisch), abgerufen am 25. August 2017
  9. Air Polynésie, Flugplan 1974, Streckennetzkarte, abgerufen am 25. August 2017
  10. JP airline-fleets international, Edition 79
  11. Flight International, 1. April 1979 (in Englisch), abgerufen am 25. August 2017
  12. a b Air Tahiti cuts anger government. RNZ, 24. Juni 2020.
  13. airtahiti.com – All our destinations (englisch), abgerufen am 24. März 2018
  14. Air Tahiti Fleet Details and History. In: planespotters.net. 29. April 2023, abgerufen am 13. Mai 2023 (englisch).
  15. Flugunfalldaten und -bericht RAI, Consolidated PBY, F-OAVV im Aviation Safety Network (englisch)
  16. Tahiti Heritage, Un second accident (in Französisch), abgerufen am 24. August 2017
  17. Flugunfalldaten und -bericht des Unglücks von 18. April 1991 im Aviation Safety Network (englisch)