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Adolf Lucian Philipp Bach (* 31. Januar 1890 in Ems; †19. April 1972 in Bad Ems) war ein deutscher Germanist und wird als „Altmeister“ der deutschsprachigen Namenkunde betrachtet.
Adolf Bach, Sohn eines Textilkaufmanns, legte 1909 in Darmstadt das Abitur ab. Er studierte Deutsche und Romanische Philologie in Kiel, an der Pariser Sorbonne und Oxford. 1914 wurde er an der Universität Gießen bei Otto Behaghel mit der Dissertation Die Mundarten im Gebiet der Lahn und ihrer Nachbarschaft zum Dr. phil. promoviert.[1] In dieser Zeit nahm er auch Kontakt mit Ferdinand Wrede im benachbarten Marburg auf, der dort am Deutschen Sprachatlas arbeitete.
Nach seinem Studium arbeitete Bach von 1921 an als Lehrer, von 1924 parallel als Dozent an der TH Darmstadt, 1927 als Studienrat in Rinteln, und wirkte als Geschäftsführer für den Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung und als Schriftleiter der Nassauischen Annalen. 1924 wurde er an der TH Darmstadt bei Arnold Berger habilitiert und 1927 an die Pädagogische Akademie (ab Mai 1933: Hochschule für Lehrerbildung) in Bonn berufen.[2] Ab 1927 war er zugleich Privatdozent an der Universität Bonn, ab 1931 außerordentlicher Professor. Er leitete dort seit 1927 die Abteilung für Mundartforschung und Volkskunde am Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande.
Bach trat zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.144.737)[3] und gehörte später ebenfalls dem NS-Dozentenbund an.[1] Am 11. November 1933 gehörte er zu den Aufrufern für das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.[2] Allerdings stufte ihn die SS eher negativ ein: „Gesamtbeurteilung: Bach wird charakterlich negativ, weltanschaulich als undurchsichtig beurteilt. (…) Alles in allem gehört er nicht zu den positiven Germanisten und Volkskundlern.“[4] 1941 erhielt er nach der Annexion des Elsass einen Lehrstuhl an der Reichsuniversität Straßburg.[1]
Als Professor in Bonn und Straßburg wie auch später nach dem Verlust des Straßburger Lehrstuhls publizierte er zahlreiche Abhandlungen und Monographien zur deutschen Literatur- und Sprachwissenschaft, zur Mundartforschung, Volkskunde und insbesondere zur Namenkunde und Ortsnamenforschung, darunter einige wissenschaftliche Standardwerke der 1950er und 1960er Jahre. Von 1954 bis 1967 hatte er trotz eines Augenleidens einen Lehrauftrag an der Universität Bonn.
Seine Schrift Deutsche Volkskunde (Hirzel, Leipzig 1937) wurde in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5] 1960 wurde er Ehrenbürger von Bad Ems. 1971 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.[1]
Bach war Mitglied der Akademien der Wissenschaften zu Gent, Uppsala und Helsinki. Die Katholische Universität Löwen verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.
Er war seit 1921 verheiratet mit Lili geb. Pfeiffer (* 4. Februar 1892 in Wiesbaden, †19. November 1987 in Bad Ems), einer Tochter des Wiesbadener Arztes August Pfeiffer. Lilli Pfeiffer hatte als Bibliothekarin seit dem Jahr 1911 an der Nassauischen Landesbibliothek in Wiesbaden gearbeitet und war Mitglied des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung geworden. An der Redaktion von dessen Zeitschrift Nassauische Annalen wirkte sie jahrzehntelang mit. 1986 ernannte der Verein sie zum Ehrenmitglied. Später unterstützte Lili Bach ihren Mann bei dessen wissenschaftlichen Publikationen.
Bachs Namenkunde, zwischen 1943 und 1956 veröffentlicht, ist ein Standardwerk der deutschsprachigen Onomastik. Viele der hier zusammengefassten Befunde und Thesen prägten die Forschung auf Jahrzehnte, vereinzelt bis heute.
Das gilt vor allem für Band 1 zu Personennamen. Bach unterscheidet hier für den gesamten Untersuchungszeitraum (von ca. 700 vor Christus bis in seine Gegenwart) jeweils zwischen „deutschen“ und „fremden“ Namen oder Umgangsweisen mit Namen, mit klarer Abwertung Letzterer. Die Verbreitung christlicher, sprachlich nicht germanischer Rufnamen im Mittelalter beschreibt er z. B. als Verlust, „Bedrohung“, „Verarmung“ und „Durchsetzung“ des „Schatzes“ der älteren Rufnamen (§285),[6] die unter Humanisten üblichen Latinisierungen und Gräcisierungen von Namen nennt er „Torheit“ (§ 374).[7] Die Nutzung sprachlich germanischer Namen durch Juden beschreibt er als „Verschleierung der völkischen Herkunft“ (§ 515), in der ersten Auflage auch als „Deckname“.[8] Das Aufkommen von Familiennamen führt Bach auf ausländische Einflüsse, auf die „Verarmung des alten deutschen Rufnamen-Schatzes“ und auf verwaltungspraktische Notwendigkeiten zurück (§ 344).[9]
Die Ausbreitung bestimmter Namen oder Umgangsweisen mit Namen versteht Bach mit Hans Naumann als „gesunkenes Kulturgut“ (§§ 459–460);[10] häufig spricht er dabei von „Mode“ (z. B. § 344). Nach diesem Modell wurden Innovationen wie z. B. bisher ungebräuchliche Rufnamen oder die Zweinamigkeit von Ruf- und Familienname zunächst von Eliten entwickelt und verbreiten sich dann von oben nach unten innerhalb der übrigen Gesellschaft.
Personendaten | |
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NAME | Bach, Adolf |
ALTERNATIVNAMEN | Bach, Adolf Lucian Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Germanist |
GEBURTSDATUM | 31. Januar 1890 |
GEBURTSORT | Bad Ems, Rheinland-Pfalz, Deutschland |
STERBEDATUM | 19. April 1972 |
STERBEORT | Bad Ems |