Universität Padua
Motto Universa Universis Patavina Libertas
Gründung 1222
Trägerschaft staatlich
Ort Padua
Land Italien
Rektorin Daniela Mapelli
Studierende ca. 63.000 (2021-22)
Mitarbeiter 2054 Akademiker und 2227 andere (2015)
Netzwerke AARC[1], CG, TIME
Website www.unipd.it

Die Universität Padua (italienisch Università degli Studi di Padova, lateinisch Universitas Studii Paduani) ist eine Universität in Padua in Italien. Sie gilt gemeinhin als eine der renommiertesten Universitäten Italiens und wurde im Jahr 1222 gegründet. Sie ist somit eine der ältesten Universitäten Europas und nach Bologna und Modena die drittälteste Universität Italiens. Derzeit (Stand: 2022) sind ungefähr 63.000 Studierende an der Hochschule eingeschrieben.[2]

Geschichte

Innenhof des Palazzo del Bo, des Hauptsitzes der Universität (1492)

Ursprünge und Entwicklung der Universität

Von der Entstehung der Hochschule ist wenig bekannt, da sie sich nicht infolge eines speziellen kaiserlichen oder päpstlichen Privilegs entwickelte. Alte Dokumente geben als Gründungsjahr 1222 an, denn seit diesem Jahr wird eine öffentlich anerkannte und beständige Universitätsstruktur beurkundet. Davor gab es allerdings schon Kirchenschulen, die Bischofssitzen und Klöstern angehörten und an denen die kanonischen Rechte und Theologie gelehrt wurden. Außerdem existierten Privatschulen zum Studium der freien Künste und im 12. Jahrhundert zahlreiche Rechts- und Notariatsschulen.

Der Bischof Giordano und der Stadtvogt Giovanni Rusca gewährten Professoren und Studenten, die die Universität Bologna aufgrund von Differenzen verlassen hatten, im Jahre 1222[3] Zuflucht. Die Universität Padua verdankt ihre Gründung auch der Schließung der Universität Vicenza 1209, da verschiedene Scholaren von dieser abgewandert waren. Dank des Freisinns der Stadt, dem Reichtum und der Aufgeschlossenheit der Bürger festigte sich die Universität sehr schnell.

Weiteren Auftrieb erhielt die Universität durch den Dominikanerorden, der sich vier Jahre nach der Gründung in Padua niederließ. Behindert wurde die Universität aber durch die Herrschaft von Ezzelino da Romano von 1237 bis 1256, wenn auch nur leicht. Nachdem dieser vertrieben worden war, blühte die Universität von neuem auf. Grund dafür waren Streitigkeiten in der Universität von Bologna, was Padua einen neuen Zustrom von Doctores und Studenten sicherte. Auch der Versuch von Papst Nikolaus IV. der Exkommunizierung und Verbote von Heinrich VII. konnten der Stadt ihre Universität nicht nehmen. Haupteinzugsgebiet der Institution war Italien, aber auch über die Alpen kamen sehr viele Schüler.

Der Aufbau der Universität

Das Innere vom Gymnasium Patavinum

Die Universität konstituierte sich als „Universitas scholarium“, eine freie Körperschaft von Studenten, welche sich nach eigenen Gesetzen richtete und selbstständig regiert wurde. Die Stadt Padua gab sich alle Mühe, die Universität zu schützen, ihre Selbstständigkeit zu respektieren und den Studentenzulauf zu fördern.

Die Studenten waren in einer gemeinsamen Körperschaft zusammengefasst. Unabhängig von ihrem Studiengang wurden sie nach ethnisch-geographischen Kriterien in „Nationes“ eingeteilt, welche sich in zwei große Gruppen unterschieden: die Cismontanes (Italiener) und die Ultramontanes (Ausländer). Die beiden Gruppen wurden von einem oder zwei Rektoren regiert, die jedes Jahr von den Studenten gewählt wurden.

An der Universität, die ihre Ursprünge Rechtswissenschaftlern verdankt, blieb Gesetzeskunde lange das Hauptfach, auch als sich die Freien Künste zu etablieren begannen. Die Schüler der freien Künste waren der Leistenuniversität unterstellt und hatten kein Anrecht auf eigene Vertretung. Das Studium der Rechte und die damit verbundenen akademischen Titel genossen ein höheres Ansehen.

Das Entstehen der „Universitas artistarum“

Die Studenten und Dozenten der Fächer Medizin, Philosophie, Literatur, Grammatik und Rhetorik bestanden auf Gleichberechtigung. Deshalb schlossen sie sich als eigene Körperschaft zusammen. Die 1360 von Bischof Pietro Pileo di Prata eingeleitete Abspaltung wurde 1399 durch Vermittlung Francescos II. da Carrara abgeschlossen. Von nun an gab es zwei Universitäten: Die Universitas iuristarum und die Universitas artistarum, jede mit ihrem eigenen Rektor, eigenen Statuten und dem Vorrecht eigener Befehlsgewalt.

Am 25. Juni 1678 wurde Elena Lucrezia Cornaro Piscopia in Philosophie ein Doktortitel verliehen, als erster Frau überhaupt.

Die Rektoren und andere Repräsentanten der Universität

Die Rektoren der Universität genossen großes Ansehen und hatten zum Beispiel sogar das Privileg der Rechtsprechung über die Studenten. Die Professoren achteten auf Disziplin und besaßen das Lehrrecht. Zusammen mit dem Rektor hatten vier Bürger der Stadt die Oberaufsicht und kontrollierten die Entwicklung der Universität.

Die bekanntesten Lehrer des 13. und 14. Jahrhunderts

In den ersten beiden Jahrhunderten genossen vor allem Lehrer des Zivilrechts ein hohes Ansehen, darunter Alberto Galeotti, Guido da Suzzara, Jacopo d’Arena und Riccardo Malombra. In den Bereichen der Medizin und Philosophie schaffte es vor allem Pietro d’Abano zu Ruhm zu gelangen. Marsilio da Padova gab den medizinisch-wissenschaftlichen Tendenzen einen noch über lange Zeit bestehenden Impuls.

Andreas Vesalius

15. und 16. Jahrhundert

In dieser Zeit reüssierte die Universität Padua zum führenden Zentrum in der Medizin, insbesondere im 16. Jahrhundert gingen von Padua die Anfänge des klinischen Unterrichts aus[4] und die Universität war „das wichtigste Forschungszentrum für menschliche Anatomie“.[5] Es lehrten dort Vesalius, Montanus, Falloppius und Fabrizio. Viele ausländische Studenten kamen in dieser Zeit zum Medizinstudium nach Padua. Darunter William Harvey, Pieter van Foreest und Gerard Bontius, die ersten Medizinprofessoren in Leiden sowie Thomas Linacre und John Caius.

Reformen an der Universität

1517 wurde die Universität strukturell einer Neuordnung unterzogen. Der venezianische Senat ersetzte den Bürgerrat der Trattatori, der bis dahin die Hochschule überwacht hatte, durch die Riformatori dello Studio di Padova, die sich aus drei, alle zwei Jahre unter den angesehensten Experten in öffentlichen Fragen gewählten Patriziern zusammensetzten. Der Rat sorgte für eine Loslösung von der Stadt und ließ der Universität eine zentrale Rolle im Staat Venedig zukommen. Man ging gegenüber den Studenten mit größter Toleranz vor, so auch in Religionsfragen und räumte den Dozenten die größtmögliche Lehrfreiheit ein, sodass die Universität mit Recht das verpflichtende Motto Universa universis Patavina libertas führen konnte. Einer der ersten Rektoren nach der Neuordnung war 1524 Gerolamo Cardano.

Galileo Galilei

Galileo Galilei

Als Nachfolger von Giuseppe Moletti auf dem Lehrstuhl ad mathematicam kam 1592 Galileo Galilei nach Padua. Er blieb dort achtzehn Jahre und veröffentlichte kurz vor dem Verlassen der Stadt die erste Reihe seiner großen astronomischen Entdeckungen, die die wahren Zusammenhänge unseres Universums ans Licht bringen sollte. In der Entstehung des naturwissenschaftlichen Denkens und in der Geschichte der Universität Padua nimmt Galileo einen entscheidenden Platz ein.

Die ersten Anzeichen des Verfalls

In den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts und in den darauffolgenden Jahren nahm die große Zahl der ausländischen Studenten stark ab. Wenn auch in Padua noch weiterhin wissenschaftliche Fortschritte gemacht wurden und das Ansehen der Universität unverändert blieb, so zeigten sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts Schwächen, die sich im 18. Jahrhundert verstärkten. Die Universität als offizielle Hochschule der Serenissima hatte ihre größte Bedeutung in den Glanzzeiten der venezianischen Republik und büßte parallel zum zunehmenden Verlust Venedigs an politischem Einfluss seine privilegierte Stellung gegenüber den anderen europäischen Universitäten ein. Das Studium Patavinum konnte nicht mit dem zunehmenden Fortschritt in den Wissenschaften Schritt halten. Um die Universität wieder attraktiv zu gestalten, galt es vor allem, die veralteten Lehrmethoden abzuschaffen.

Beginn der Dezentralisierung

Der Palazzo del Bo reichte nicht mehr zur Unterbringung aller Schulen aus, obwohl er ständig durch Anbauten erweitert wurde. Daraus ergab sich eine notwendige Dezentralisierung der wissenschaftlichen Institute. Man erreichte eine günstige Verteilung, die die gewünschte Neuordnung des alten Zentralgebäudes zuließ. Im Jahr 1872 siedelten die Schulen der Human- und Veterinärmedizin in die Räume des ehemaligen Klosters San Mattia über. 1890 wurden das Institut für Pharmazeutische Chemie und die Geburtshilfeklinik in Gebäuden am städtischen Krankenhaus untergebracht. Ihnen folgte 1899 die Klinik für Kinderheilkunde, während 1893 die Ingenieurschule ihren neuen Platz im Palazzo Cavalli bei den Porte Contarini erhielt. 1923 wurde die Sternwarte Padua aus der Universität ausgegliedert.

Die „Nationes“ der Studenten

An der Juristenuniversität An der Universität der Freien Künste
Natio Germanica Ultramontana (alle Länder jenseits der Alpen)
Bohema
Genuesern
Polnisch
Ungarisch
Illyrer
Provenzalisch
Burgundisch
Istrier
Engländer
Catalanier
Ultramarina Ultramarina (auch zyprische genannt)
Schotten
Römer
Sizilianer
Anconitanisch
Lombarden Lombarden
Mailänder
Tuszische Tuszische
Venetisch
Trevisanisch Trevisanisch
Friulanisch Friaul
Dalmatier Dalmatier
Piemonteser Piemonteser
Paduaner Natio

Fakultäten

Scuola Galileiana di Studi Superiori

Zur Förderung besonders begabter Studenten gründete die Universität 2004 die Scuola Galileiana di Studi Superiori.

Persönlichkeiten und Alumni

Siehe auch

Literatur

  • Lucia Rossetti: Die Universität Padua. Ein geschichtlicher Querschnitt. Triest 1985.
  • Massimo Parodi: Padua. In: Franco Cardini, Mariateresa Fumagalli Beonio-Brocchieri (Hrsg.): Universitäten im Mittelalter. Die europäischen Stätten des Wissens. Südwest-Verlag, München 1991, ISBN 3-517-01272-6, S. 78–87.
  • Francesco Piovan, Luciana Sitran Rea: Studenti, universia, citta nella storia padovana. Atti del Convegno. Padua 1998.
  • Gastone Lambertini: Die Schule von Salerno und die Universitäten von Bologna und Padua. In: Illustrierte Geschichte der Medizin. Deutsche Bearbeitung von Richard Toellner u. a., Sonderauflage Salzburg 1986, Band II, S. 726–729.
  • Piero Del Negro: L’Università di Padivo. Otto secoli di storia. Padua 2001.
Commons: Universität Padua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Members of AARC. In: www.alps-adriatic.net. Rector's Conference of the Universities of the Alpes Adriatic Region, abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
  2. USTAT: Esplora i dati. Abgerufen am 28. März 2022.
  3. Die Universität Padua entstand durch einen großen Auszug aus Bologna; Friedhelm Golücke: Studentenwörterbuch. Becker, Würzburg 1979, 4. Auflage. S. 44
  4. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 23.
  5. Loris Premuda: Die medizinischen Beziehungen zwischen Wien und Padua während des 19. Jahrhunderts. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 341–350, hier: S. 341.