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Ralf Schenk (* 27. März 1956 in Arnstadt; † 17. August 2022 in Woltersdorf bei Berlin) war ein deutscher Journalist, Filmkritiker, Filmhistoriker und Autor.
Ralf Schenk wuchs im thüringischen Gehlberg als Sohn des Friseurmeisters Claus Schenk (1933–2007) und dessen Frau Jutta (geb. 1930) auf. Bereits als Schüler veröffentlichte er ab 1974 seine ersten Filmkritiken in der Suhler Tageszeitung Freies Wort und leitete 1974/75 den Jugendfilmklub Suhl. Von 1975 bis 1979 studierte er Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig und war Leiter des Jugendfilmklubs im Leipziger Kino Capitol. Daneben wirkte er in der Redaktion der Zeitschrift ZAG-Mitteilungen der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Filmclubs mit und schrieb hier vor allem über ungarisches und polnisches Kino und die DEFA. Ab 1979 arbeitete Ralf Schenk als Redakteur der Zeitschriften Film und Fernsehen, Die Weltbühne sowie Wochenpost in Berlin und schrieb außerdem für den Filmspiegel und Das Magazin. Auch für die populäre Film- und Theatersendung Atelier und Bühne des Berliner Rundfunk verfasste er Filmkritiken.
Nach 1990 war er u. a. Mitarbeiter des Filmmuseums Potsdam und Redakteur und Herausgeber von Büchern zur Geschichte des Films, besonders zur Historie der DEFA. Er war Co-Redakteur von sechs Jahrbüchern der DEFA-Stiftung (2000–2005) und drei Ausgaben des Jahresjournals der DEFA-Stiftung Leuchtkraft (2018–2020). Darüber hinaus verfasste er als Autor rund ein Dutzend TV-Dokumentationen zur deutschen und internationalen Filmgeschichte für den ORB und den MDR mit.
Im Rahmen seiner Tätigkeit fürs Archiv des Filmmuseums Potsdam interviewte er zahlreiche frühere Filmschaffende der DEFA zu ihrem Leben und ihren Berufserfahrungen. Die Interviews, darunter mit den Regisseuren Heiner Carow, Joachim Hasler, Günter Reisch, Otto Meyer, Franz Barrenstein, Siegfried Hartmann und Frank Vogel, den Schauspielerinnen und Schauspielern Helga Göring, Wilhelm Koch-Hooge und Käthe Braun, der Schauspielerin und Autorin Inge von Wangenheim sowie dem Dramaturgen und Studiodirektor Walter Janka, liegen als Audiodateien im Archiv des Filmmuseums.
Für die DEFA-Stiftung rekonstruierte Ralf Schenk die verbotenen DEFA-Filme Die Schönste (1957/59) und Fräulein Schmetterling (1966) und war an der Rekonstruktion der verbotenen Filme Sommerwege (1960)[1] und Hände hoch oder ich schieße (1966) beteiligt. Für das Archiv der DEFA-Stiftung drehte er jeweils mehrstündige Zeitzeugengespräche mit ehemaligen Regisseuren, Schauspielern, Drehbuchautoren und Dramaturgen der DEFA, darunter mit den beiden Mitbegründern der DEFA Kurt Maetzig und Karl Hans Bergmann, mit Egon Günther, Karl Gass, Walter Heynowski, Wolfgang Kohlhaase, Günther Rücker, Helmut Dziuba, Siegfried Kühn, Klaus Wischnewski, Joachim Mückenberger, Angelica Domröse, Gojko Mitić, Ernst-Georg Schwill, Herbert Ballmann, Peter Kahane, Karlheinz Mund, Eduard Schreiber, Gerd Gericke, Konrad Weiß, Otto Sacher, Kurt Weiler, Lutz Dammbeck und Thomas Heise, dem Filmkritiker Fred Gehler sowie dem letzten Filmminister der DDR Horst Pehnert.
Schenk war ständiger freier Autor der Berliner Zeitung, in der er zwischen September 1999 und Januar 2015 die wöchentliche Kinokolumne Das fliegende Auge publizierte. Er arbeitete regelmäßig an der Webseite film-dienst sowie am CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film mit. Am Internationalen Lexikon des Kinder- und Jugendfilms beteiligte er sich mit zahlreichen Texten zur DEFA-Geschichte. Für die Zeitschrift Theater der Zeit schrieb er 2012–2015 die monatliche Filmkolumne. Von 2014 bis 2020 war er Mitglied des Filmbeirats beim Goethe-Institut.
Von 2004 bis 2019 gehörte er zur Auswahlkommission für den Spielfilmwettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Von 2004 bis 2006 war er auch Mitglied der Auswahlkommission des Leipziger Dokumentarfilmfestivals. Sein besonderer Schwerpunkt liegt neben der DEFA-Geschichte auf dem osteuropäischen Kino in Vergangenheit und Gegenwart. Er berichtet regelmäßig von den osteuropäischen Filmfestivals in Cottbus und Wiesbaden sowie von Nationalen Festivals in Polen und Österreich. Er war Jurymitglied bei Filmfestivals u. a. in Leipzig, Schwerin, Stuttgart, Frankfurt am Main, Istanbul, Bratislava sowie Graz und hielt Vorlesungen und Seminare zur deutschen Filmgeschichte in Österreich, der Schweiz, Italien, den USA, Kanada, Argentinien, Japan, Taiwan und weiteren Ländern. Beim Festival Cinema ritrovata in Bologna präsentierte er 2019 den restaurierten und digitalisierten DEFA-Film Königskinder (1962, Regie: Frank Beyer) und 2020 mehrere Filme des Regisseurs Konrad Wolf.
Am 4. November 2011 wurde Schenk die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) verliehen.[2][3] Am 6. März 2020 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seine Bemühungen um das deutsche Filmerbe.
Vom 1. Juni 2012 bis zum 30. Juni 2020 war Ralf Schenk Vorstand der DEFA-Stiftung in Berlin.[4] Auch im Ruhestand arbeitet er als freier Filmpublizist und -historiker. So schrieb er in der Berliner Zeitung regelmäßig eine Kolumne zur Geschichte der DEFA (DEFA-Schnitte) sowie für die Website der DEFA-Stiftung ausführliche Porträts zu Filmkünstlern der DEFA, so zu Regisseurinnen und Regisseuren sowie Schauspielern wie Franz Barrenstein, Erich Freund, Hans Heinrich, Gerhard Klingenberg, Eduard Kubat, Hans Lucke, Harald Mannl, Richard Nicolas, Karl Paryla, Arthur Maria Rabenalt, Wolfgang Schleif, Helmut Spieß, Hannelore Unterberg und Georg Wildhagen sowie zu dem Kameramann Günter Ost. 2021 wurden die Porträts um Texte zu Horst Bonnet, Werner Klingler, Peter Pewas, János Veiczi, dem Produktionsleiter und Regisseur Eberhard Klagemann, dem Animationsfilmregisseur Günter Rätz und der Kostümbildnerin Christiane Dorst ergänzt.
Für seine Buchpublikation Die Trick-Fabrik. DEFA-Animationsfilme 1955–1990 erhielt er gemeinsam mit seiner Co-Herausgeberin Sabine Scholze den Norman McLaren/Evelyn Lambard-Preis des National Film Board of Canada. Die von ihm herausgegebene DVD-Box Studio H&S. Walter Heynowski und Gerhard Scheumann wurde beim Hamburger Festival CineFest mit dem Willy-Haas-Preis für die wichtigste filmhistorische DVD des Jahres 2014 geehrt. Die ebenfalls von ihm herausgegebene DVD Volker Koepp: Wittstock-Filme und das Buch Sie. Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme wurden 2015 bzw. 2019 für den Willy-Haas-Preis nominiert.
Ralf Schenk starb nach kurzer schwerer Krankheit im August 2022 im Alter von 66 Jahren.[5][6] Er wurde auf dem Evangelischen Friedhof Berlin-Friedrichshagen beigesetzt.
Personendaten | |
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NAME | Schenk, Ralf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist, Filmkritiker und Autor |
GEBURTSDATUM | 27. März 1956 |
GEBURTSORT | Arnstadt |
STERBEDATUM | 17. August 2022 |
STERBEORT | Woltersdorf bei Berlin |