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Der Daumen (lateinisch Pollex oder Digitus primus manus) ist der erste und stärkste der fünf Finger einer Hand und nimmt unter den Fingern aufgrund seiner anderen Bewegungsmöglichkeiten eine Sonderstellung ein.
Im Gegensatz zu den anderen Fingern besteht er anatomisch nur aus zwei Fingergliedknochen, Phalanx proximalis und distalis. Funktionell kann aber ebenso der erste Mittelhandknochen (Os metacarpale I) dem Daumen zugehörig gezählt werden. Dessen Artikulation mittels des Daumensattelgelenks ermöglicht die erhöhte Bewegungsfreiheit des Daumens. Am distalen Ende des Os metacarpale I befindet sich häufig ein Sesambein.
Alle Altweltaffen besitzen einen opponierbaren Daumen.[1] Die Oppositionsstellung des Daumens ermöglicht den Faustschluss und verbessert die Greiffunktion entscheidend – ein evolutionärer Entwicklungssprung dieser Primaten gegenüber Neuweltaffen und anderen Säugetieren. Neuweltaffen können den Daumen nur adduzieren, nicht opponieren. Bei Primaten mit opponierbarem Daumen ist die Muskulatur des Daumens sehr differenziert ausgeprägt und es sind insgesamt neun Einzelmuskeln mit verschiedenen Funktionen um ihn herumgruppiert. Dies grenzt den Daumen deutlich von den anderen Fingern ab. Daher ist er evolutionstechnisch gesehen auch kein Finger im eigentlichen Sinne. Auch die für die Bewegung und Empfindlichkeit des Daumens verantwortlichen Hirnareale sind deutlich größer als die der anderen Finger. Die Wurzel des Daumens wird Maus genannt.
Der Daumenfingernagel wächst am langsamsten von allen und rollt sich, wenn man ihn lang genug wachsen lässt, zu einer Spirale zusammen.
Einige Menschen haben die Fähigkeit, das Endglied des Daumens bis beinahe im rechten Winkel zurückzubiegen. Diese Eigenschaft wird nicht von einem einzelnen Gen gesteuert und wird fälschlicherweise oft als einfaches Beispiel für die Grundlagen der Vererbung benutzt.[2]
Bis zu 80 % der Frauen im Alter von über 40 Jahren sind von der Rhizarthrose betroffen. Das liegt an einer Wachstumsstörung, die dazu führt, dass der Sattel des Sattelgelenks bei Frauen häufig schräg steht. Die Tatsache, dass die Rhizarthrose so häufig vorkommt, hängt damit zusammen, dass das betreffende Daumengelenk – gemessen an der Dauer der Entstehungsgeschichte des Menschen – relativ „jung“ ist, nämlich acht Millionen Jahre. Erst durch dieses spezielle Gelenk bekam der Mensch die Möglichkeit, Gegenstände richtig fest zu halten und beispielsweise Flöte zu spielen. Weil aber dieses Gelenk in der Entstehungsgeschichte des Menschen erst sehr spät entstand und deshalb relativ „jung“ ist, ist es noch nicht perfekt ausgebildet und nicht so belastbar, wie es wünschenswert wäre.[3]
Der Doppeldaumen ist die häufigste Fehlbildung der menschlichen Hand.[4] Wesentlich seltener findet sich ein dreigliedriger Daumen (Triphalangealer Daumen).
Eine bemerkenswerte Anomalie des Daumens ist die Brachydaktylie Typ D. Hierbei ist das Endglied des Daumens und der zugehörige Fingernagel verkürzt. Form und Maß der Ausprägung können unterschiedlich stark sein, wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Es tritt neben einer beidseitigen auch eine einseitige Ausprägung auf.
Ahd. dūm(o), mhd. dūme. Aus dem westgermanischen Wortstamm *thūman-, wörtlich „besonders stark(er) oder kräftig(er) (Finger)“, aber auch „Daumenbreit, Zoll“. Auf urindogermanisch *tum- zurückzuführen (vergleiche lat. tumere „geschwollen sein“ oder Tumor).
Wegen der Besonderheit des Daumens unter den menschlichen Fingern haben sich zahlreiche Ausdrücke mit dem Daumen gebildet:
In Beccles, einer Kleinstadt in Suffolk (England), findet jährlich im Sommer die Weltmeisterschaft im Daumen-Ringen („World Thumb Wrestling Championship“) statt. Der Brite Paul Browse gewann bei den Männern 2019 zum vierten Mal in Folge die Weltmeisterschaft. Seine Schwiegermutter gewann den Wettbewerb bei den Frauen.[5]