Altait
Altait aus der Hilltop Mine, New Mexico, USA
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Alt[1]

Chemische Formel PbTe[2][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.11
II/C.15-060[4]

2.CD.10
02.08.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol m-3mVorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse
Raumgruppe Fm3m (Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225[2]
Gitterparameter a = 6,45 Ã…[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 8,19; berechnet: 8,27[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}[5]
Bruch; Tenazität schwach muschelig; schneidbar[5]
Farbe zinnweiß mit gelblicher Tönung, bronze- oder buntfarbig anlaufend[6][5]
Strichfarbe schwarz[4]
Transparenz undurchsichtig (opak)[5]
Glanz Metallglanz[5]

Altait (veraltet Tellurblei) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung PbTe und damit chemisch gesehen Bleitellurid.

Altait kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt nur sehr kleine würfelige oder oktaedrische Kristalle mit einem schwachen Metallglanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich jedoch in Form von bis zu einem Zentimeter großen, körnigen bis massigen oder myrmekitischen (wurmförmigen) Mineral-Aggregaten. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und in frischem Zustand von zinnweiß Farbe mit gelblicher Tönung. Nach einiger Zeit an der Luft können die Oberflächen allerdings bronze- oder buntfarbig anlaufen. Polierte Oberflächen erscheinen rein weiß mit einem in Öl zart grünlichen Schimmer.[6]

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde erstmals 1829 von Gustav Rose im Rahmen der von Alexander von Humboldt geleiteten Expedition durch Russland in der Sawodinskoi-Grube im Altai-Gebirge (heute Kasachstan) gefunden und beschrieben. Er nannte es zunächst Tellurblei. Wilhelm Ritter von Haidinger benannte es 1845 um und gab ihm seinen heutigen Namen nach dem Fundort im Altaigebirge, da zu seiner Zeit keine weiteren Fundorte bekannt waren.[7]

Da der Altait bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Altait als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[3] Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Altait lautet „Alt“.[1]

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Altait zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Sulfide mit M : S = 1 : 1“, wo er gemeinsam mit Alabandin, Clausthalit, Galenit, Niningerit und Oldhamit in der „Galenit-Reihe“ mit der Systemnummer II/B.11 steht.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/C.15-060. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Altait zusammen mit Alabandin, Clausthalit, Crerarit, Galenit, Keilit, Niningerit und Oldhamit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer II/C.15 bildet.[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Altait in die Abteilung „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zinn (Sn), Blei (Pb), Quecksilber (Hg) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alabandin, Clausthalit, Galenit, Keilit, Niningerit und Oldhamit die „Galenitgruppe“ mit der Systemnummer 2.CD.10 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Altait die System- und Mineralnummer 02.08.01.03. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfidminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ in der „Galenit-Gruppe (isometrisch: Fm3m)“, in der auch Galenit, Clausthalit, Alabandin, Oldhamit, Niningerit, Borovskit, Crerarit und Keilit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

Altait kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Raumgruppe Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225 mit dem Gitterparameter a = 6,45 Ã… sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle (Natriumchloridstruktur).[2] Weitere Minerale dieses Strukturtyps sind Clausthalit (Bleiselenit, PbSe), Galenit (PbS) und Alabandin (Mangansulfid, α-MnS).

Bildung und Fundorte

Altait bildet sich in gold- und tellurhaltigen Adern unter hydrothermalen Bedingungen. Es ist vergesellschaftet mit Gold, Silber, Antimon, Tellur, Tellurantimon, Galenit, Pyrit, Hessit, Nagyágit, Tetraedrit, Sylvanit, Petzit, Calaverit, Arsenopyrit, Sphalerit, Chalkopyrit, Jamesonit, Boulangerit, Bournonit, Aguilarit, Pyrrhotin, Siderit, Cerussit und Quarz.

Als eher selten vorkommende Mineralbildung kann Altait an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 600 Vorkommen für Altait dokumentiert (Stand 2023).[9] Neben der Typlokalität fand man das Mineral unter anderem in Sǎcǎrîmbu in Rumänien, Kalgoorlie in Australien, Fidschi, Negros Occidental auf den Philippinen, Kirkland Lake in der kanadischen Provinz Ontario sowie den US-Bundesstaaten Colorado, North Carolina, Montana, New Mexico, Kalifornien und Minnesota.

Siehe auch

Literatur

  • W. Haidinger: Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Braumüller and Seidel, Wien 1845, S. 556–559 (rruff.info [PDF; 233 kB; abgerufen am 25. Dezember 2023] Zweite Klasse: Geogenide. XII. Ordnung. Metalle. II. Tellur. Altait).
  • Lewis S. Ramsdell: The crystal structure of some metallic sulfides. In: American Mineralogist. Band 10, 1925, S. 281–304 (englisch, rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 25. Dezember 2023]).
Commons: Altaite â€“ Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 90 (englisch).
  3. ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  4. ↑ a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. ↑ a b c d e f Altaite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 48 kB; abgerufen am 25. Dezember 2023]).
  6. ↑ a b Paul Ramdohr: Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen. 4., bearbeitete und erweiterte Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 710–711.
  7. ↑ Nikolai Iwanovitsch Kokscharow: Materialien Zur Mineralogie Russlands. Band 1. Carl Kray, St. Petersburg 1853, S. 186–188 (online verfügbar bei archive.org â€“ Internet Archive).
  8. ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. ↑ Localities for Altaite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Dezember 2023 (englisch).